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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Schule meinem Vater gehört?“
„Ja, und das Kloster ebenfalls. Was hättest du in der Schule denn gerne geändert?“
Darauf legte er mir einen gut durchdachten Plan dar, dessen Grundsatz darin bestand, nicht nur Adelige in unserer Hochschule aufzunehmen, sondern auch begabte junge Leute aus jedweder Volksschicht. Außerdem sollten die Lehrer nicht durch Glaubensvorschriften eingeschränkt, vielmehr der Naturwissenschaft gegenüber ausnahmslos offen sein. Diese Ideen stimmten mit meiner eigenen Denkweise überein, und Raimund war freudig überrascht über mein Interesse, das ich an seinen Gedankengängen zeigte. Bald entwickelte auch ich diese und jene Idee zu diesem Thema, und so geschah es, dass wir über unsere eifrige Neuplanung der Schule die Zeit vergaßen, bis uns das Angelusläuten der Hechinger Kirchen zum eiligen Aufbruch mahnte.

    S elbst noch bei unseren nächsten kurzen Begegnungen im Stall fesselte uns dieses Thema. Und fühlte ich währenddessen liebevoll Raimunds Arm um meine Schultern, dann schwebte ich mitunter in der Vorstellung, wir planten unsere gemeinsame hiesige Zukunft.
Nicht nur unsere Herzen, auch unsere Gedanken tanzten miteinander einen harmonischen Reigen.
Dann ereilte uns die Ernüchterung. Als Raimund an Himmelfahrt von seiner Familie zurückkehrte, teilte er mir niedergeschlagen mit, sein Vater habe für seine Ritterausbildung Burg Runkel gewählt, und die Reise dorthin müsse er unmittelbar nach Beendigung des Studiums antreten. In drei Wochen. „Die Runkelburg liegt an der Lahn“, klagte er, „ein Ritt von mehr als einer Woche.“
Diese Nachricht traf mich wie ein unverhoffter Hagelschlag. Raimund schloss mich in die Arme, und ich legte, den Tränen nahe, meinen Kopf auf seine Schulter - warum tat sein Vater uns das an? Als ich mich ein wenig gefangen hatte, sah ich zu ihm auf, um zu fragen: „Können wir uns dann wenigstens schreiben?“
„Von mir aus ja, aber darfst du denn Post empfangen?“
„Weiß ich nicht, ich werde es mit der Äbtissin besprechen. Ach, Raimund, warum muss das sein?“
Er drückte mich an sich und entzündete dann einen Hoffnungsfunken in mir: „Ich verbringe ja nicht die volle Zeit auf der Runkelburg, wahrscheinlich nur ein dreiviertel Jahr. Danach komme ich im Galopp zu dir geritten, Tora, zuerst zu dir. Erst nachdem wir uns dann ausgiebig begrüßt und uns erzählt haben, reite ich nach Hause, wo Vater mir dann mitteilt, auf welcher Burg ich meine Ausbildung vollenden muss. Vielleicht ja auf der Rottenburg, von der aus ich dich dann alle ein bis zwei Wochen besuchen kann.“
„Das wäre schön. Dennoch, Raimund, ein dreiviertel Jahr ist so entsetzlich lang.“

    N un erlebte auch ich, wie gnadenlos Liebeskummer nagt, und während der nächsten Tage kostete es mich Kraft, mir von niemandem meine Verfassung anmerken zu lassen.
Doch die Liebe ist wetterwendig, und hat sie eines Menschen Herz entflammt, dann treibt sie ihr Spiel mit ihm. Momentan mit meinem Herzen. Gestern noch tief bedrückt, war ich heute, am Sonntag, hell beglückt. Raimund ebenfalls, da wir vom Morgen bis zum Abend unsere Nähe genießen konnten. Schön, diesen Umstand hatte uns nicht die Liebe, sondern die Köchin Traudle ermöglicht, sie hatte auf meine Bitten ihren freien Sonntag gegen zwei meiner freien Wochennachmittage getauscht. Auch die Äbtissin hatte zu Raimunds und meiner Hochstimmung beigetragen, denn sie hatte mir die Korrespondenz mit ehemaligen Mitschülern gestattet.
Jetzt streiften Raimund und ich durch das sonnendurchflutete Alpenvorland und malten uns mit immer wieder neuen Ideen aus, wie unsere Schule verändert werden sollte, sie wuchs in unserer Vorstellung bereits zu einer Hochschule mit mehreren Studienzweigen heran.
„Prangt auf dem Berggipfel dort vorne nicht euer Zollernschloss?“, fragte ich Raimund, als wir uns am Nachmittag ins Gras des von Angelika so häufig aufgesuchten Hügels gesetzt hatten.
„Ja“, bestätigte er, „es liegt eine Reitstunde von hier entfernt. Ich wollte, ich könnte es dir vorführen und dich vor allem mit meiner Familie bekanntmachen. Sofern das auch deinem Wunsch entspricht, Tora, würde ich das eines Tages gerne tun. - Musst dich nicht schon jetzt dazu äußern.“
Konnte ich gar nicht, da mich dieser angedeutete Heiratsantrag überwältigt hatte. Um aber nicht abweisend zu wirken, bat ich ihn: „Erzähl mir von deiner Familie, Raimund. Wie viele Geschwister hast du?“
„Nur noch einen Bruder, den Willibald, er ist

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