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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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behielt sie auch weiterhin, und mir schien es sogar echt, als sie Dietrich und mir fünf Wochen nach meinem Geburtstag mitteilte, EM und Adalbert sei ein Baby in die Wiege gelegt worden, ein kleiner Junge. Übernächste Woche werde er in Albenau getauft, wo wir ihn dann betrachten könnten.

    V on der Tauffeier auf dem Albenauer Rittergut geraten mir nur noch Erinnerungsschwaden vor Augen, die gegen Ende, gegen jenes unheilvolle Ende, immer dürftiger werden. Ich versuche, sie in Reihenfolge zu bringen:
In meinem türkisfarbenen Spitzenkleid und den Kopf voller Spirallocken, die mir meine Gouvernante kunstvoll gedreht hatte, erregte ich bei den Gästen Entzücken. „Seht nur das Prinzesschen“, hörte ich Vaters Schwester ausrufen, und darauf meinen Schwager Adalbert: „Ja, ganz hinreißend heute, die kleine Dorith“, und immer wieder wurde ich mit verzückten Blicken bedacht. Anfangs genoss ich diese Bewunderungen, doch allmählich wurden sie mir zu viel. Besonders, als nach dem Mittagsmahl Johannes zu unserem Kindertisch kam, sich zu mir herabbeugte und flüsterte: „Deine Lockenpracht leuchtet wie gesponnenes Rotgold, Schwesterlein. Überhaupt, du bist die Hübscheste im ganzen Saal.“
„Gar nicht“, gab ich gereizt zurück, lenkte im nächsten Moment jedoch ein: „’Tschuldige, Johannes, aber diese vielen verdrehten Blicke heute gehen mir . .“
„Schon verstanden, Kleines“, fiel er mir mit lächelnd angehobenen Händen ins Wort, wandte sich um und mischte sich wieder unter die Erwachsenen.
Am Spätnachmittag legten wir Kinder unsere Reitkleidung an, denn nun waren draußen auf den Pferdeweiden für uns Mädel Ponyreiten und für die Jungen Turnierspiele angesagt.
Jetzt zeigt mir die Erinnerung, wie ich in meinem braunen Reitkostüm unter den sechzehn hier anwesenden Kindern vor den Stallungen stand. Wir warteten auf unsere Ponys, wobei wir ängstlich rätselten, was unter bösem Gesindel zu verstehen sei, das diese Gegend verunsichern sollte. Derweil rückten die für die Jungenspiele ritterlich gerüsteten Mannen mit den Ponys an, die sie dann an uns verteilten. Die Jungen erhielten herrlich große Ponys, wir Mädel dagegen Winzlinge, die nichts als tippeln konnten. Dietrich bemerkte meine Enttäuschung und empfahl mir: „Wende dich an Johannes, Dorith, er spielt einen unserer Ritter und weiß bestimmt Rat.“
Ich befolgte seinen Rat.
„Aber nur wegen deines heute so unwiderstehlichen Anblicks“, ging Johannes augenzwinkernd auf meinen Wunsch ein. „Schön, ich binde dir nachher in der Turnierpause ein großes Pony mit Herrensattel außen an den Zaun der Jungenkoppel. Das kannst du dir dann unauffällig abholen.“
„Danke, Johannes!“
Wieder folgt eine Gedächtnislücke, und danach werden meine Erinnerungen immer schemenhafter.

    E s dunkelte bereits, als ich bei Nieselregen auf einem stattlichen Pony heimlich in einen nahegelegenen Wald ritt. Getrieben von dem Wunsch, von einer jungen Eiche einen Zweig zu brechen, den ich EMs Baby unter die Matratze legen wollte, auf dass ihm ein langes Leben beschieden sei. Bald entdeckte ich einige Schritte abseits meines Reitwegs eine kleine Eiche. Meine Angst vor dem hiesigen Gesindel beiseite schiebend stieg ich ab, band das Pony an einen Baum und strebte zu Fuß mein Ziel an.
Plötzlich hielt ich erschreckt inne, ich vernahm ein Stapfen. Mein Pony? Unmöglich. Etwa ein Gesindelmensch? Ich sprang zur Seite und duckte mich auf den Boden. Das Stapfen kam rasch näher, eindeutig Schritte - sie hielten auf mich zu! Ich drückte mich noch fester auf die nasse Erde. Gleich drauf sprang mich wuchtig etwas von hinten an. Ich schrie auf, wollte um mich schlagen, wurde aber nach unten gepresst, während mir blitzschnell zwei Klauen Schlamm in die Augen schmierten und mir einen Knäuel in den Mund stopften. Meine Augen brannten, ich konnte mich nicht wehren, das Untier auf mir war viel zu stark. Es riss meinen Reitrock entzwei, presste sich zwischen meine Schenkel - es krallte, biss und stieß mir in den Körper - immer tiefer hinein, als wollte es mich zerfleischen. Ich war hilflos, musste alles ertragen - reißende Schmerzen, Todesangst. Und dabei dieses Grunzen des Ungeheuers, sein abscheulicher Gestank - Ekel, Angst!
Unversehens ließ die Bestie ab von mir. Dann ein wuchtiger Schlag wie von einem Stein auf meine Schläfe. Im nächsten Moment wurde alles taub - dumpf . . . schwarz . . .
Stimmen, Frauenstimmen, dicht über mir und doch wie von weit her. Nur

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