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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Meisterin wütend: „Was bildest du dir ein, Göre? Du bist hier kein Lehrmädel, sondern Magd!“
Dass mir, trotz der zur Zeit wenigen Gäste, noch immer nicht gekündigt wurde, konnte nur an Herrn Schramm, unserem Wirt, liegen, der mich, die Neue, nur allzu gerne in seine lüsternen Finger bekommen hätte. Während des Hochbetriebs hatte es ihm dazu an Zeit ermangelt, doch jetzt holte er dieses Versäumnis eifrig nach, indem er sich häufig in der Nähe unserer Zisterne aufhielt, darauf lauernd, dass wir Mägde zum Wasserschöpfen kommen. Erschien dann eine, half er ihr bereitwillig beim Hochziehen der Eimer, wobei er ihr Schlüpfrigkeiten zuschnurrte und versuchte, sie zu befingern. Vorzugsweise mich. Ich konnte mich nur schwer seiner Zudringlichkeiten erwehren, nicht nur, weil mir jegliche Übung darin fehlte, ich riskierte damit auch meine Anstellung. Zum Glück beobachtete uns mitunter argwöhnisch Thekla, und da auch sie schnell erkannte, dass ich das bevorzugte Opfer ihres ehemaligen Liebhabers war, brauchte ich mit einem Mal kein Wasser mehr zu holen.
Einerseits eine Erleichterung für mich, für die ich allerdings in Kauf nehmen musste, dass Thekla mich nun aus Eifersucht zu traktieren begann. Nicht nur mit noch häufigerem Gezeter und Austeilen von Backpfeifen, sie kniff mir jetzt zusätzlich immer wieder mit giftigem Grinsen in die Arme, trat mir, wie aus Versehen, hart auf den Fuß, und ließ mal etwas Schweres auf meine Hand fallen. Schrie ich dann auf, so erklärte sie den Köchinnen, ich täppische Göre stehe ihr ständig im Weg. Und wieder konnte ich nicht wagen, mich zu wehren.
Gleichwohl waren Theklas Gemeinheiten leichter zu ertragen als die Nachstellungen unseres Wirtes.
Wir drei Küchenschaben sowie der Hof- und der Stallknecht hatten innerhalb des siebzehnköpfigen Personals den niedersten Rang inne, weshalb jeder seine Launen an uns auslassen konnte. Wir wurden behandelt wie Leibeigene, deren letztes Glied ich darstellte.
Und dann diese klirrende Kälte hier. Von Bergen umgeben, lag der Gasthof zwar windgeschützt, dennoch waren mein Gesicht und die Hände stets dunkelrot gefroren, wenn ich länger im Hinterhof zu tun hatte, was allerdings auch an meiner unzureichenden Kleidung lag. Ich hatte Marlis mein letztes Geld hingelegt, um mir von ihr Winterkleidung schneidern zu lassen, weshalb dann für eine hier dringend nötige Wollweste nichts mehr übrig war, nicht mal für Mütze und Handschuhe. Das kam mich besonders hart an, wenn ich in meiner dünnen Kleidung am Schuppen Brennholz auf eine Schubkarre laden und sie dann über den vereisten Boden zur Küche schieben musste. Danach waren meine von den groben Küchenarbeiten ohnehin rauen und rissigen Hände stets so steif gefroren, dass ich vorübergehend außerstande war, eine weitere Tätigkeit durchzuführen. Mitunter war ich nahe dran, nun doch die Wirtsleute zu fragen, ob ich nicht die eine Mark Mondeslohn erhalten könnte, ich müsse mir dringend einige Wollstücke besorgen. Doch ich war gezwungen, mich zurückzuhalten, da ich hier zu den wenigen zählte, die ein Pferd besaßen, das in ihrem Stall womöglich in einem Mond für eine Mark Heu fraß.
In diesem Gasthof lernte ich zu dulden: Draußen im Hof die frostige Kälte sowie die Zudringlichkeiten des Herrn Schramm, in der Küche Theklas Gemeinheiten, das Gehetzt- Werden der Köchinnen wie auch die Höhnereien der Mägde über meine mangelnde Körperkraft und ganz zu schweigen von den kaum erträglichen, im Sommer brütend heißen und im Winter bitterkalten Nächten auf dem Strohlager zwischen Gretel und Ulrike.
Doch ich biss mich durch. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich lernte, die Zähne zusammenzubeißen, auf dass mir nie ein unflätiges Wort entschlüpfte, keine Tränen in die Augen stiegen und ich nach einer versteckten Handgreiflichkeit von Thekla keinen Laut mehr von mir gab. Ich musste verhindern, dass mir gekündigt wird, denn was würde mich bei einer anderen Anstellung erwarten, sofern ich überhaupt eine fände? Der Gasthof Schramm war gewiss nicht schlechter als jeder andere, wahrscheinlich sogar besser. Es lag an mir Klosterverweichlichten selbst, dass ich als Magd keine Leistung zustandebrachte. Folglich musste ich mich eisern durchbeißen und mich dabei mehr und mehr stählern.
In der Küche waren u-förmig fünf Herde eingebaut. An der Hinterwand stand der größte Herd mit beidseitigen Arbeitsplatten, dies war das Reich der hier regierenden Meisterin Thekla. Rechts

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