Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)
immer wieder aus dem Augenwinkel auf die Finger sah, führte ich ihr bewusst vor, wie flink ich Zwiebeln schälen konnte. Erwirkte damit jedoch keine Anerkennung von ihr, nicht mal ein Staunen. Ohnehin vernahm ich hier kein freundliches Wort, nur die knappen Befehle von Thekla und die ebenso knappen, meist missmutigen Antworten der drei Köchinnen. Ob das hier immer so war?
Nachdem der ganze Berg Zwiebeln geschält war, musste ich zusammen mit den beiden anderen Mägden Geschirr auf Tabletts stapeln, die vollen Tabletts dann im Eilschritt über den weiten Hof und durch die Hintertür des Lokals in die dortige Servierecke tragen. Danach die mit Speisen gefüllten Schüsseln und Platten nacheinander auf dem gleichen Weg in den hinteren Teil des Lokals bringen, wo indessen schwitzende Kellner und Serviererinnen herumschwirrten. Einige Zeit später das leer gegessene Geschirr nach und nach wieder zurückholen, ebenfalls im Eilschritt.
Anschließend mussten wir drei Mägde Berge von Geschirr spülen und hernach gründlich die ziegelrot geflieste Küche sauberscheuern, wozu wir eimerweise Wasser herschleppen mussten. „In diesem Chaus cherrscht Sauberkcheit, Tora, sowas kchennste nicht, was?“
Zur Abendbrotzeit dann der ähnliche Ablauf, wenn auch mit weniger Aufwand und ohne noch mal die Küche scheuern zu müssen.
Die harte Arbeit hatte mich erschöpft, und als ich schließlich Thekla nach meiner Schlafkammer fragte, erklärte sie mir ironisch: „Du schläfst bei den zwei and’ren Kchüchenschaben. - Ulrikche, zeigch der Neuen eure Dachkchammer.“
„Was?“, muckte die kleine, vollbusige Ulrike auf, „da wirds ja noch enger bei uns.“
„Nicht frech werden, ja?“, warnte Thekla sie mit drohend erhobener Hand.
Darauf zog Ulrike den Kopf ein und trollte sich. Und ich hinter ihr her.
A ls wir drei Mägde zu guter Letzt nebeneinander auf einem Strohsack lagen - ich eingeklemmt in der Mitte - wollte Ulrike von mir wissen: „Schnarchst du?“
„Nein.“
„Wehe, wenn doch, dann kchlemm ich dir die Schnute mit Wäschekchlammern zu.“
„Ich schnarch net.“
Während sie sich zur Wand drehte, fragte mich von der anderen Seite her die knochige Gretel: „Du sprichst so kchomisch, wo kchommste cher?“
„Aus Schwaben, da spricht man so.“
„Chast du ‘n Burschen?“
Ich hielt es für angebracht, „ja“ zu sagen, worauf sie wissen wollte:
„Biste sehr verliebt?“
„Schon, aber wir haben Krach gehabt, deshalb bin ich von Zu Haus abgehauen. Ich glaub sogar, er hat ‘ne andere.“
„Ohjeh“, bekam sie Mitleid, „sowas tut weh. - Tora, dich hat sicher der Alte, der Wirt, eingchestellt. Chalt dich bloß zurückch von dem, der ist cheiß auf die Stubenmädel und auf uns Mägchde, und seine Alte ist verdammt eifersüchtigch“, sie gickerte, „und unsre fette Meisterin auch, die soll nämlich mal was mit ihm gchechabt chaben. Darum müssen wir auch alle hier zusamm in diesem Loch liegchen, damit er sich nicht an eine von uns ranmachen kchann.“
Nun schnaubte Ulrike wütend auf: „Maul chalten endlich, ich will ratzen!“
So mein erster Eindruck vom Gasthof Schramm.
W ochen vergingen - harte Wochen. Hatte mich die Schufterei zunächst auch bis zum Verzweifeln überfordert, so hatte sie mich doch gestählt. Dennoch reichte meine Körperkraft bei weitem nicht aus, um Leistungen zu erbringen wie die zwanzigjährige dürre Gretel und die erst fünfzehnjährige Ulrike. Wofür ich von der Meisterin und den Köchinnen ständig getadelt und oft auch geohrfeigt wurde. Deshalb fürchtete ich, bald wieder entlassen zu werden.
So schnell werde man nicht entlassen, redeten mir Marlis und Jörg, die mich alle zwei Wochen an meinem freien Mittwochnachmittag besuchten, zu. Außerdem rieten sie mir, meine Kochkenntnisse zu demonstrieren, dann bekäm ich gewiss angenehmere Arbeiten zugeteilt.
„Versuche ich ja, wann immer ich kann“, klärte ich sie auf, „aber außer Zwiebeln schälen und Gemüse putzen trauen sie mir nichts zu.“
Darauf setzte mir Jörg den Kopf zurecht: „Tora, nicht schon wieder ungeduldig. Im Winter werdet ihr, außer Jagdgesellschaften, kaum Gäste haben, und wenn du dann geschickt vorgehst, kannst du die Köchinnen von deinem Können überzeugen.“
D och im Winter arbeitete ich noch immer auf Probe und ohne Lohn. Was ich sogar verstand, da ich den Anforderungen einer Magd kaum gewachsen war. Und bot ich den Köchinnen kleine Hilfeleistungen beim Vorbereiten der Speisen an, dann wurde die
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