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Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexenköchin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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zu einer gegenteiligen Erkenntnis: Meine mangelnde Stärke war in meiner seelischen Beschaffenheit zu suchen. Die äußeren Verletzungen meiner einst erlittenen Gewalttat waren zwar verheilt, nicht aber die inneren. Daher war auch noch immer mein Gedächtnis blockiert, und ich war von meinem Wesen her nach wie vor zu kindhaft. Auch zu unweiblich, worauf mich Palmatia ebenfalls hingewiesen hatte. Die rechte Körperhälfte eines jeden Menschen, ob Frau oder Mann, sei männlich gepolt, hatte sie mir dargelegt, die linke dagegen weiblich, und beide Pole sollten harmonisch zusammenwirken. Da bei mir aber die linke Gesichtshälfte verletzt sei und ich sie überdies hinter meinem Haar verberge, liefe ich Gefahr, meine eigene Weiblichkeit bald schamhaft zu unterdrücken, wodurch sie verkümmern könnte. Soweit dürfe ich es nicht kommen lassen. - Ich hatte es doch soweit kommen lassen, wurde mir jetzt bewusst. Ja, diesen fatalen Fehler hatte ich begangen. Bei kritischer Betrachtung meiner selbst musste ich zugeben, dass ich meine Weiblichkeit als Schwäche ansah und mir häufig männliche Stärke wünschte.
Damit hatte ich erfasst, zu was mich meine innere Stimme hatte anregen wollen: Ich sollte meinen weiblichen Stärken den Weg nach außen nicht versperren, sondern sie entfalten, da ich nur mit ihnen in der Welt bestehen kann. Ja, begriff ich, nur auf diese Weise kann ich lebenstauglich werden.
Deshalb bemühte ich mich fortan konsequent um mehr Weiblichkeit und Reife. Dabei half mir Hildegard von Bingens Grundsatz, den mir Gerlinde näher erläutert hatte: „In der Heilküche gilt das gleiche Prinzip wie in der Medizin, Tora, begegne etwas Ungutem stets mit dem genauen Gegenteil. Hildegard hat hervorgehoben, dass dieses Gesetz universell anwendbar ist, auch im täglichen im Umgang mit Menschen. Konfrontiert dich also jemand mit einer negativen Haltung, dann lass dich nicht hinreißen, mit gleicher Waffe zurückzuschlagen, setze vielmehr die genau gegenteiligen Positivkräfte ein, und du wirst obsiegen. Doch müssen diese Positivkräfte dann echt sein, Tora, und nicht vorgespielt. Sucht beispielsweise jemand Streit mit dir, so reagiere darauf friedlich, und seine Streitsucht läuft sich tot, da sie kein Echo findet. Betrüger entwaffnet man mit Ehrlichkeit, weil sie damit nicht umgehen können, und ein Tyrann verliert die Lust an seinem bösen Spiel, wenn sein Opfer Gleichmut herauskehrt. Wer dieses Gesetz begreift und sich zu eigen macht, geht erfolgreich durchs Leben und wird von jedermann geschätzt.“

    B egeisterungsfreudig, wie ich seit jeher war, ließ ich nun keinen
Tag mehr verstreichen, ohne mich in diesem Verhalten zu üben. Zunächst bei Thekla und den Köchinnen, deren aggressive Launen ich mit freundlichem Gehorsam quittierte. Auf ihr Anschnauzen, ihre Backpfeifen und auf Theklas bösartige Tätlichkeiten reagierte ich nicht mehr mit herunter gewürgter Wut, sondern brachte Verständnis für die Hektik auf, der jede Köchin in jeder Küche ausgesetzt ist. Dabei unterstützte mich mein Erinnern daran, dass ich selbst im Kloster als Köchin die Mägde aus Nervosität mitunter ungerecht behandelt hatte.
Durch mein immer konstanteres Verständnis für Thekla und die Köchinnen verlor sich gleichsam meine frühere unentwegte Anspannung, die mich noch leistungsunfähiger hatte werden lassen, und wie von alleine wurde ich somit entgegenkommender zu ihnen. Wenn sie mir etwas auftrugen, antwortete ich jetzt freundlich: „Wird gemacht“, oder „sofort, Eugenie“, und wenn ich sah, dass eine von ihnen am Herd oder am Zubereitungstisch mit einem kleinen Missgeschick zu kämpfen hatte, sprang ich herbei und ging ihr helfend zur Hand. Die Folge, ihre Angriffslust verlor allmählich an Schärfe, was sich nicht nur auf mich, sondern auch auf die anderen beiden Mägde und das Lehrmädel Elgrin auswirkte.
Zu meiner Überraschung gewann ich durch dieses Verhalten an Selbstvertrauen, ich fühlte mich nicht mehr wie die Minderwertigste aller Gasthofzugehörigen, die nirgends ihren Mund aufzumachen hatte. Mehr noch, ich lernte, mich selbst zu respektieren.
Das stärkte mich auch bei der sehnigen Gretel und der kleinen vollbusigen Ulrike; meine Unterwürfigkeit, die ich ihnen bislang entgegengebracht hatte, verflüchtigte sich. Auch verloren sie allmählich ihren Spaß daran, über meine Körperschwäche zu spotten, da ich ihnen nun für ihre Körperkraft öfters voller Überzeugung meine Bewunderung aussprach.
So entwaffnete

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