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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bald zur Gruppe der Toten zählte. Das grausame Spiel hatte sich verdichtet, er stand vor dem Finale.
    Zum Glück aber lebte Maria noch, sonst hätte sie ihm nicht die Nachricht hinterlassen können. Er hatte erfahren, daß sie aus einem Kloster in den Bergen stammte. Bisher war er nie dorthin gefahren, nur sein Sohn Romano war eingeweiht worden. Nun überlegte Flavio, ob er sich auf den Weg dorthin machen sollte. Offiziell hatte Maria das Kloster zwar verlassen, nur wollte er daran nicht so recht glauben. Auch hieß es, daß sie gestorben wäre, und dies schon in sehr jungen Jahren.
    Tief atmete er durch.
    Es war schwer, die Wahrheit herauszufinden, sehr schwer sogar.
    Er drehte sich um. Da stand er.
    Er war so lautlos gekommen wie der Tod und hatte seinem Namen damit alle Ehre gemacht…
    Flavio Testi wunderte sich über sich selbst am meisten, daß er nichts tat.
    Er stand einfach nur da, nahm den Anblick hin, und seine Gedanken kehrten um Jahre zurück, als er auf der Klippe diese Gestalt auf Maria hatte einstechen sehen.
    Und jetzt war sie hier.
    Unverändert, denn noch immer wurde der Körper durch eine lange Kutte verborgen, die eine Kapuze besaß. Er hatte sie hochgezogen, aber nicht ganz vor sein Gesicht gestreift. Der Saum endete dort, wo die Augenbrauen wuchsen.
    Der Stoff war dunkelgrau, jedenfalls so dunkel, daß Valentins Gesicht in einem krassen Gegensatz dazu stand. Es wirkte so kalt, so teigig, so abweisend und auch schaurig. Testi fürchtete sich davor, und das Rieseln auf seinem Rücken kam nicht von ungefähr.
    Er schwieg.
    Auch der andere bewegte seinen Mund nicht. Aber er hielt seine Messer in den Händen. Die Arme hatte er gespreizt, die Klingen der Dolche wiesen zu Boden. Sie bestanden aus einem ziemlich hellen Material, als hätten sie einen Teil des Sonnenlichts eingefangen und konserviert.
    Es war schon seltsam, daß Testi keine Angst verspürte. Er wäre sogar etwas enttäuscht gewesen, wenn dieser Hexenmeister nicht erschienen wäre, deshalb schaffte er es auch, ihm ruhig entgegenzuschauen.
    Nichts störte sie. Keine Stimmen, keine Geräusche, kein Ticken irgendeiner Uhr.
    Die Stille stand zwischen ihnen wie eine Wand.
    Testi nickte schließlich. »Ich habe dich schon erwartet, Hexenmeister. Und doch möchte ich dich fragen, weshalb du zu mir gekommen bist? Warum hast du diesen Weg auf dich genommen?«
    »Weil ich dich töten werde!«
    Spätestens jetzt hätte Flavio erschrecken müssen, auch das trat nicht ein. Er blieb stehen und legte seine Stirn in Falten.
    »Reicht dir das?« fragte der Hexenmeister.
    »Nein.«
    »Weshalb nicht?«
    Flavio breitete die Arme aus. »Was soll ich dazu sagen? Ich habe dir nichts getan, aber ich sehe ein, daß es besser ist, wenn ich sterbe und sie am Leben bleibt.«
    Valentin war irritiert. »Wie meinst du das?«
    »Sie kann noch Gutes tun.«
    Das Lachen drang aus seinem Mund, als wäre es zuvor durch eine Blechschachtel gefahren. »Sie wird nichts Gutes mehr tun. Nichts, was in deinem Sinne gut ist. Ihre Zeit ist abgelaufen. Zuerst hole ich dich, dann ist sie an der Reihe. Zweimal ist sie mir entwischt, da konnte sie dem Tod entgehen. Ein drittes Mal passiert das nicht. Damit ist auch ihr Schicksal besiegelt.«
    Testi blieb noch immer gelassen. »Bist du denn der Tod?« erkundigte er sich.
    »So ist es.«
    »Aber der Tod ist unsichtbar. Du kannst nicht der Tod sein, du bist ein Mensch. Seit wann, so frage ich dich, ist der Tod ein Mensch? Das kann ich nicht glauben.«
    »Ich bin die Reinkarnation des Todes. Der Tod hat ein Gesicht bekommen, nämlich mich, den Hexenmeister Valentin. Endlich kann man ihn sehen. Die Menschen werden sich wundern. Ich bin der Meister über das Leben und über das Sterben.«
    »Oder bist du der Teufel?«
    »Nein, nur der Tod!«
    Flavio Testi nickte. »Bevor du mich umbringst«, sagte er, »will ich dir noch erklären, daß ich es immer wieder getan hätte. Ich hätte ebenso gehandelt, wie ich es damals tat. Denke nur nicht, daß ich keine Angst vor dem Sterben habe, aber Wesen wie Maria sind in dieser schlimmen Welt einfach zu selten, um sie auslöschen lassen zu können. Es müßte mehr von ihnen geben.«
    Der lippenlose Mund in dem bleichen Gesicht verzog sich zu einem kalten Grinsen. »Vielleicht ist sie tatsächlich nicht allein. Es kann durchaus sein, daß es noch mehr dieser Wesen gibt. Ich aber werde sie suchen und finden.«
    »Warum tötest du sie?«
    »Weil es nicht angeht, daß jemand den Tod überlistet. Und so bin

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