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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich hörte ein kaltes Lachen, dann noch einmal, aber es klang schon zu weit entfernt. An den sich über mir bewegenden Schatten aus hellem und grauem Licht entnahm ich, daß sich der Killer durch ein Fenster abgesetzt hatte, das von ihm geöffnet und nicht wieder geschlossen worden war.
    Wenn ich ihm nackletterte, würde zuviel Zeit vergehen. Die Schatten aber hatte ich an der linken Seite gesehen, und dort befand sich auch das Flurfenster.
    Ich hetzte hin.
    Die Sonne blendete mich, als ich durch die Scheibe schaute. Trotzdem sah ich die schwarze Gestalt, die mir den Rücken zudrehte und über ein Hausdach hetzte.
    Als ich das Fenster aufgerissen hatte, sprang sie in die Tiefe. Ein letztes Lachen hallte mir noch entgegen, dann trat eine bedrückende Stille ein, die nur von meinem flüsternd gesprochenen Fluch unterbrochen wurde.
    Ich war verdammt sauer, daß mir der Killer entwischt war. Das mußte dieser Valentin gewesen sein, der auch unter dem Namen Hexenmeister bekannt war.
    Ein Ziel hatte er erreicht. Maria hatte es nicht mehr geschafft, Flavio Testi zu schützen. Die andere Seite war stärker geworden, und jetzt ging es für uns um Maria.
    Ich stieg langsam die Treppe hinab. Wohl war mir nicht, als ich den Wohnraum betrat.
    Romano hatte seinen Vater auf die Couch gelegt. Der harte Polizist weinte. »Er soll nicht so hart liegen«, sagte er dann. »Ich… finde es besser, wenn er dort liegt.«
    Ich nickte nur. Was sollte ich auch sagen? Jedes tröstende Wort wäre hier fehl am Platze gewesen. Durch diesen Tunnel mußte Romano allein gehen.
    »Um Sekunden zu spät!« flüsterte er. »Wir sind um Sekunden zu spät gekommen.« Dann schrie er plötzlich. »Verdammt noch mal, warum nur? Warum hat uns das Leben diesen Streich gespielt?« Er funkelte mich an.
    »Sag du es, Sinclair!«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Es ist so verdammt ungerecht, das Leben. Ich kenne Killer, die haben zahlreiche Morde auf ihr Gewissen geladen. Die leben noch, verflucht, sie leben. Aber dieser Mann, der immer aufrecht durchs Leben ging, mußte sterben. Zwei Messerstiche haben ihn getötet. Er konnte nicht einmal würdig aus dem Leben abtreten.«
    Sein Schmerz war ebenso verständlich wie seine Reaktion.
    Ich wollte ihn allein lassen und ging in einen anderen Raum. In der Küche hielt ich mich auf.
    Da fand ich auch den Zettel. Ich hob ihn auf und las die Botschaft, die Maria hinterlassen hatte.
    Dabei durchzuckte mich Eiseskälte. Es war schon bedrückend, wie sehr Maria mit ihrer Naricht ins Schwarze getroffen hatte. Sie hatte also gewußt, daß die Chancen nicht mehr bestanden. Und sie wußte auch, daß sie jetzt an der Reihe war. Deshalb mußten wir sie so rasch wie möglich finden.
    Ich hörte schlurfende Schritte aus dem Flur. Romano betrat die Küche.
    Er bewegte sich wie ein alter Mann. In seinen Augen lag überhaupt kein Glanz mehr.
    Er setzte sich und starrte ins Leere.
    Ich suchte derweil im Schrank nach. Ein Glas fand ich und auch eine Flasche Grappa. Ich ließ den Schnaps in das Glas gluckern.
    »Gib mir die Flasche, John!«
    Er bekam sie.
    Beide tranken wir. Romano mehr als ich. Dann setzte er die Flasche ab, schaute sie an, schrie tierisch auf und schleuderte sie zu Boden, wo sie auf den Steinfliesen klirrend zersprang.
    Ich sagte kein Wort. Er hatte das tun müssen, um seinen Frust und den Schock zu überwinden.
    »Nimm dir einen Stuhl, John.«
    Den Gefallen tat ich ihm. Beide hockten wir am Tisch zusammen.
    Romanos Blick hatte sich wieder geklärt. Ich konnte es riskieren und reichte ihm den Zettel mit der Botschaft.
    Er las sie, nickte einige Male und flüsterte dann: »So ähnlich habe ich mir das vorgestellt.«
    »Sie wird gejagt.«
    »Si, John, man jagt sie. Und dieser verfluchte Hexenmeister wird sie auch finden.«
    »Falls wir nicht schneller sind.«
    Er wischte durch seine Augen. »Du bist ein Optimist. Wo sollen wir denn anfangen zu suchen.«
    »Bei den Wurzeln.«
    Er schüttelte den Kopf und winkte gleichzeitig ab. »Nimm es mir nicht übel, aber jetzt verstehe ich fast gar nichts mehr. Was meinst du mit Wurzeln?«
    »Bei den Anfängen.«
    »Damit kann ich auch nichts anfangen.«
    Ich stellte die nächste Frage anders. »Wie weit ist dieses Kloster von hier entfernt? Du weißt, daß Maria dort aufgewachsen ist. Das haben wir gehört.«
    »Klar, ich weiß es.«
    »Kennst du es?«
    »Nein oder ja. Ich weiß zumindest, wie wir dorthin kommen. Wir fahren vielleicht eine Stunde ins Landesinnere. Glaubst du denn, daß wir

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