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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als er sie passierte. Er mußte nach links einbiegen, wo die kleine Gasse zwischen den Hauswänden wie eine Schlucht wirkte. Dorf befand sich auch sein Haus.
    Es war sehr schmal, vor kurzem noch mit hellgrüner Farbe bestrichen worden, und die Zimmer verteilten sich auf zwei Etagen. Parterre und erste. Darüber lag noch der Dachboden, aber der war nicht geeignet.
    Kein erwachsener Mensch konnte dort aufrecht stehen.
    Flavio schloß die Tür auf und betrat das Haus. Es war kühl. Der Steinboden und die schmalen Fenster sorgten dafür, daß die Kühle auch im Sommer blieb. Nur wenig Sonnenlicht fiel hinein, so lagen die Räume meist im Dunkeln.
    So schmal und irgendwie auch unansehnlich das Haus an der Vorderseite auch wirkte, an der Rückseite aber vergaß man all dies wieder. Von dort konnte man bis weit hinaus auf das Meer schauen, wo Himmel und Wasser miteinander verschmolzen.
    Es war ein Blick, den Flavio oft genug am Abend genoß, um dem Sonnenuntergang zuzuschauen. Dann hatte er immer das Gefühl, als würden sich in den letzten Strahlen der verschwindenden Sonne die Umrisse seiner Retterin oder seines Schutzengels abzeichnen.
    Es gab Maria noch.
    Sie war nicht verschwunden, sie war auch nicht vernichtet worden, noch nicht, aber sie befand sich in Gefahr.
    Er betrat die Küche.
    Sie war quadratisch angelegt worden. Die Möbe! hatten schon seinen Eltern gehört.
    An der Wand hingen Töpfe und Pfannen; Geschirr stand in dunklen Regalen. Der Tisch bestand ebenfalls aus einem dunklen Holz. Es lag keine Decke auf ihm, deshalb fiel dem Mann auch der helle Zettel auf, der ihn regelrecht anleuchtete.
    Eine Nachricht!
    Er griff nicht zu. Einen Schritt vor dem Tisch blieb er stehen. Plötzlich zitterten seine Hände. Auf einmal war ihm klar, daß diese Nachricht eine schlimme Botschaft war, daß sie sein Leben noch einmal verändern konnte.
    In Testis Hals kratzte es. Gib dir einen Ruck, befahl er sich – und ging auf den Tisch zu. Mit spitzen Fingern hob er den Zettel hoch. Er mußte ihn dicht vor seine Augen halten, um lesen zu können, was dort geschrieben stand. Für einen Moment hatte er die Hoffnung, daß die Nachricht von seinem Sohn stammen könnte, doch dieser Wunsch zerflatterte wie Rauch im Wind.
    Allein an der Handschrift erkannte er, daß nicht Romano ihm die Nachricht geschrieben hatte, und auch von Carlos, seinem zweiten Sohn, stammte sie nicht.
    Wer war es dann?
    Er rieb über seine Augen. Plötzlich spannte sich die Haut auf seinem Rücken. Er wußte Bescheid.
    Flavio las einmal, dann noch einmal, er spürte den Druck der Tränen hinter seinen Augen. In der Stille hörte sich sein Seufzen überlaut an.
    »Ich kann dir nicht mehr helfen. Ich muß jetzt auf mich achtgeben. Es tut mir so leid…«
    Halblaut hatte er die Nachricht vorgelesen, und er wußte natürlich, wer sie geschrieben hatte.
    Das war sie gewesen. Maria, sein Engel, seine Beschützerin. Sie war am Ende. Bisher hatte sie allen Angriffen widerstehen können, nun war ihre Energie verbraucht.
    Er strich durch sein Haar. Der Zettel rutschte ihm aus der Hand und flatterte zu Boden. Testi hob ihn nicht auf. Er rückte den schweren Stuhl heran, setzte sich an den Tisch und starrte ins Leere. Er wollte eigentlich nachdenken, aber dazu kam es nicht. Sein Kopf wirkte wie leergebrannt.
    Was sollte er jetzt noch tun? Es gab nur eines. Sein Sohn und dieser Fremde mußten helfen. Ihnen allein konnte es gelingen, Maria zu retten, denn ihre Zeit war abgelaufen. Valentin ließ nicht locker. Aber konnte man einen Engel töten?
    Oder war sie doch kein Engel? War sie nur ein Mensch, der besondere Fähigkeiten besaß?
    Testi wußte es nicht. Er hatte ja nie mit ihr ausführlich darüber gesprochen. Ihm blieb einfach nur das Wissen, nichts mehr für sie tun zu können.
    Wie ging es weiter?
    Würde sich dieser Valentin damit zufrieden geben? Oder würde er sich auch an ihm rächen, wo er doch diesem Engel zur Seite gestanden und geholfen hatte? Wie weit war Valentin informiert? Wußte er etwa, daß Helfer unterwegs waren?
    Flavio traute ihm alles zu, und noch stärker als sonst wünschte er sich seinen Sohn herbei.
    Er stand auf.
    Mit schweren Schritten verließ er die Küche. In dem kleinen, überladen wirkenden Wohnzimmer blieb er vor der Anrichte stehen. Auf ihr standen die Bilder seiner Familie.
    Er sah seine Frau, die beiden Söhne, auch seine Eltern und Schwiegereltern waren hier verewigt.
    Lebende und Tote gemeinsam. Flavio konnte sich vorstellen, daß er

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