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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hätte, aber sie hatte Maria beobachten können, und sie wußte auch, welches Geheimnis sie umgab.
    Es war für Lucia so etwas wie eine Offenbarung, und diese Offenbarung schwebte in einer großen Gefahr. Bewußt hatte sie Solara nicht mehr auf die Wolke angesprochen. Sie war ja nur ein Sinnbild dafür, daß sich dem Kloster etwas näherte.
    »Den Tod überwinden, schon hier auf Erden von dem träumen, was uns die Offenbarung verheißt«, murmelte sie. »Das ist der Traum eines jeden Menschen. Maria hat ihn geschafft, aber der Tod läßt sich nicht bluffen. Er holt sich alles zurück.« Ihre Stimme war traurig geworden, und sie wischte über ihre Augen.
    Maria war tot, aber sie lebte trotzdem. Sie war zurückgekehrt, sie war reinkarniert, aber das wußte nur sie. In den langen, einsamen Nächten hatte sie Maria mehr als einmal durch die düsteren Gänge des Klosters streifen sehen.
    Ein Schemen, kein fester Körper mehr, der so viel Engelhaftes an sich hatte.
    Ein Engel? War sie wiedergeboren worden, um zu einem Engel zu werden, der vom Tod gejagt wurde?
    Wieder dachte sie an die schwarze Wolke, an dieses bedrückende Symbol, für das sie auch die richtige Schublade hatte. Sie war das Synonym für die Bedrohung, sie besaß auch einen Namen.
    Valentin, der Hexenmeister!
    Er war der Tod, der Feind der Engel, und er würde nichts unversucht lassen, um Maria an sich zu reißen.
    Die Äbtissin stand auf. Trotz ihrer mehr als siebzig Jahre bewegte sie sich geschmeidig. Es tat ihr leid, das Tablett wieder wegschaffen zu müssen, ohne etwas gegessen zu haben, doch unter diesen Umständen war ihr der Hunger vergangen.
    In ihrem Gesicht regte sich nichts, als sie den Raum verließ. Sie nahm den Gang, der zur Küche führte, und hörte aus ihr das helle Lachen der dort arbeitenden Nonnen.
    Auch sie lächelte. Lucia freute sich darüber, wenn die Mitschwestern fröhlich waren. Sie hatte es ihnen auch immer wieder eingeschärft, daß es hinter diesen hohen Mauern keinen Trübsinn geben durfte. In der letzten Zeit waren sie wieder mehr geworden. Anscheinend hatte eine Trendwende stattgefunden. Es gab zahlreiche Mädchen, die sich für das Leben als Nonne entschieden.
    Vor der offenen Durchreiche blieb sie stehen, bückte sich und schob das Tablett auf den dahinter stehenden Tisch. Zwei Hände erschienen, nahmen es weg, dann tauchte ein Gesicht auf, das beim Anblick der Äbtissin Erschrecken zeigte.
    »Himmel, Ehrwürdige Mutter!«
    »Gesegnete Mahlzeit«, sagte sie, lächelte, drehte sich um und ging wieder fort, denn sie wollte so schnell wie möglich ihr nächstes Ziel erreichen, den kleinen Klosterfriedhof.
    Dort lag auch das Grab der Maria!
    Die Äbtissin verließ die schützenden Mauern des Klosters durch eine Hintertür und trat ein in den herrlichen Herbsttag, der mit Sonnenschein gefüllt war.
    Es blühten noch die Blumen; sie verströmten ihren manchmal betäubenden Duft. Der Sommer war in Sizilien lang. Manchmal hörte er gar nicht auf. Um das Kloster herum war eine Mauer gezogen. Früher hatte sie als Schutz gedient, heute wußten die Nonnen nicht, vor wem sie sich schützen sollten. Besucher waren willkommen, die alte Äbtissin dachte manchmal sehr modern und führte die Menschen gern herum.
    Dabei fiel immer wieder eine Spende für das Kloster ab.
    Die Frauen ernährten sich zum größten, Teil autark. Ein großer Garten, Obstbäume, an denen Datteln, Feigen und Orangen hingen. Dazwischen lag ein von Palmen flankierter Weg.
    Eine kleine Kapelle bot drinnen und draußen Schatten. Dahinter befand sich dann der Friedhof.
    Die Äbtissin wußte nicht, ob man sie vom Kloster aus beobachtete und sich fragte, weshalb sie den Weg zum Friedhof eingeschlagen hatte. Es hätte sie zudem nicht gestört. Sie betrat öfter den Platz der letzten Ruhe, um mit den Toten Zwiesprache zu halten, denn auch sie würde bald dort liegen.
    Von der Unruhe war im Kloster nichts zu merken. Sie hatte nur die Äbtissin überfallen, die genau wußte, daß sich sehr bald etwas verändern würde. Während sie auf den Friedhof zuging, befaßten sich ihre Gedanken immer wieder mit den beiden jungen Nonnen.
    Auf der einen Seite stand Maria, auf der anderen Solara. Sie wunderte sich über die Parallelen, denn auch bei Maria hatte es damals so angefangen wie jetzt bei Solara.
    Mit Ahnungen, mit Träumen, mit einem starken Leiden, das bis zum Tod geführt hatte.
    Sie hatte sich nicht dagegen wehren können. Solara würde es auch nicht schaffen, aber die

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