Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Äbtissin dachte weiter. Wenn sie mit Maria Kontakt aufnehmen konnte, dann konnte es ihr möglicherweise gelingen, eine Chance für Solara herauszuholen.
    Sie gab zu, daß es eine gewagte Theorie war, doch wer nicht experimentierte, der kam auch zu keinem Erfolg. Das Forschen und Suchen war wichtig im Leben.
    Sie passierte die kleine Kirche. Zwischen ihr und dem Friedhof wuchsen drei Fächerpalmen, die mit ihren ausgebreiteten Blättern Schatten spendeten.
    Dort blieb die Frau.
    Sie schaute auf die schlichten Gräber. Es war kein Prunk betrieben worden. Jede Tote bekam ihr Grab, das Kreuz, und damit hatte es sich.
    Keine Engel, keine Figuren, auch die letzte Ruhestätte sollte ein Spiegelbild des Lebens darstellen.
    Marias Grab war, von ihr aus gesehen, das vierte in der zweiten Reihe.
    Wege durchkreuzten das kleine Gräberfeld. Sie waren sorgfältig gepflegt.
    Es war still geworden. Zudem ging kaum Wind. Die warme Luft roch noch ein wenig nach Meer, obwohl die Küste einige Kilometer entfernt lag. Lucia blieb nicht länger auf ihrem Platz stehen. Sie wollte direkt an das Grab der Maria herantreten und mit ihr ›sprechen‹.
    Der Ausdruck stimmte nicht, das wußte die Frau selbst, aber sie fand den Begriff kontakten zu geschäftsmäßig, deshalb hatte sie sich für den anderen Begriff entschieden.
    Sie war tot und lebte!
    Ihr Körper war längst verwest, aber der interessierte auch nicht. Es zählte allein die Seele, und es zählte das, was aus ihr gemacht wurde.
    Die Klostermauer war nah. Sie hielt den Wind ab. Innen wuchsen dunkelgrüne Pflanzen am Mauerwerk hoch und verdeckten es fast völlig.
    Es waren ideale Nistplätze für Vögel. Innerhalb der grünen Wand hatten Blumen ihren Platz gefunden. Sie leuchteten in den Farben Weiß und Rot.
    Es gab nur wenige Menschen, die von Marias Geheimnis wußten. Die Äbtissin gehörte dazu. Sie hatte sich daran gewöhnt und war froh, daß es ausgerechnet ihr Kloster getroffen hatte.
    Aber nun lief einiges nicht mehr zusammen. Es würde Schwierigkeiten geben. Man spürte, daß fremde Kräfte eingegriffen hatten. Es gab einen Feind, vor dem sich Maria schon immer gefürchtet hatte.
    Valentin, ein Hexenmeister!
    Er und Maria jagten sich. Beide konnten nie mehr…
    Ihre Gedanken stockten. Etwas war anders geworden. Zwar hatte sich das schmale Grab nicht verändert, aber sie spürte doch, daß sie Besuch bekommen hatte.
    Ein Hauch nur.
    Kühl… anders…
    Die Äbtissin drehte sich um. Sie tat es wie unter Zwang, aber gleichzeitig mit dem Wissen, daß sie sich richtig verhalten hatte. Und es stimmte.
    Maria war gekommen!
    Wie ein Geist stand sie zwischen den Gräbern und wirkte nicht einmal unheimlich, wahrscheinlich wegen des Sonnenlichts, das den Friedhof überflutete.
    Die Äbtissin lächelte. Sie schaffte es, obwohl ihr Herz noch immer heftig klopfte. Schon einige Begegnungen mit der feinstofflichen Maria lagen hinter ihr, doch gewöhnen würde sie sich daran nie.
    Es war unerklärlich.
    Was war sie denn? So genau hatte sie sich nie offenbart, aber für die Äbtissin war sie ein Engel.
    »Ich wußte es«, sagte Lucia. »Ich habe gewußt, daß ich dich hier treffen würde.«
    »Warum…?«
    »Es gibt jemand, der ähnlich reagiert wie du damals. Du wirst eine Nachfolgerin bekommen. Dies könnte bedeuten, daß deine Aufgabe endgültig vorbei ist.«
    Maria gab keine Antwort. Sie drehte sich herum und glitt lautlos über ihr eigenes Grab hinweg, was die alte Äbtissin als gespenstisch ansah.
    Selbst in der warmen Luft fing sie an zu frösteln. Es wäre unsinnig gewesen, hier nach Erklärungen zu suchen. Man mußte Maria als eine Tatsache oder als eine Offenbarung hinnehmen. Eine andere Möglichkeit gab es da nicht.
    Andere Welten hatten sich einen Spalt breit gelockert, um bestimmte Menschen damit zu konfrontieren.
    Maria schaute die Äbtissin wieder an. Und sie redete auch. Es waren keine normal gesprochenen oder normal klingenden Laute, sie wehten der älteren Frau entgegen wie ein leises Zischen. »Es ist gut, daß du gekommen bist, ich habe auch gespürt, daß du den Weg finden würdest, denn der Kreis hat begonnen, sich wieder zu drehen. Es wird sich etwas wiederholen, und meine Zeit ist vorbei. Ich kann nicht mehr in meiner Eigenschaft auftreten, zu der ich berufen wurde. Ich werde gejagt, der Tod kann es sich nicht leisten, überwunden zu werden. Deshalb ist er mir auf den Fersen, und es wird zu einer Entscheidung kommen. Gleichzeitig trifft die Gegenkraft schon

Weitere Kostenlose Bücher