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Die Hexenmeister

Die Hexenmeister

Titel: Die Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eine Gestalt, die blondes Haar hatte und eine lange Kutte trug.
    Eine Ordensfrau!
    Nur nicht irgendeine, sondern die Frau, die ich suchte – Maria!
    Wir schauten uns an. In der Tiefgarage hatte ich sie zum erstenmal gesehen, doch nicht so deutlich wie hier. Ich mußte zugeben, daß ihr Gesicht tatsächlich von einer schon überirdischen und auch geisterhaften Schönheit war, die mich schon beim ersten Sichtkontakt faszinierte.
    Ein Gesicht kann lächeln, es kann Trauerzeigen, aber auch ohne Ausdruck sein. Bei ihr entdeckte ich diese drei Eigenschaften in einem, und ich war sprachlos.
    Sie stand direkt vor meinem Tisch. Hinter mir hörte ich noch die Serviererin, aber sie schien die Gestalt nicht zu sehen, die war nur für mich bestimmt.
    Was war der Grund?
    »Du hast das Kreuz…« Es waren flüsternde oder gehauchte Worte, die mir entgegenwehten, und ich konnte nichts anderes tun, als zu nicken und dies zu bestätigen.
    »Maria?« hauchte ich ebenso leise zurück.
    Sie nickte.
    Ich fragte weiter. »Ein Engel?«
    Da überzog ein Lächeln das ätherisch anmutende Gesicht. Es konnte alles bedeuten, vielleicht ja – oder auch nein.
    Ich ging auch nicht weiter darauf ein, sondern fragte wiederum sehr leise: »Was können wir für dich tun, Maria? Wir sind gekommen, um dich zu schützen. Ich habe das Kreuz und…«
    »Das spürte ich…«
    »Gut, dann weißt du ja, daß…«
    »Laß mich schnell reden, denn ich muß wieder weg. Geh dorthin, wo alles seinen Anfang nahm.«
    »In das Kloster?«
    Sie nickte. »Ja, nur dort könnt ihr alles über mich erfahren. Wo es begann, wird es enden.«
    Ich hatte Angst, daß sie verschwand und wollte sie weiter fragen. »Was ist mit Valentin, dem Hexenmeister?«
    »Er ist mein Feind, er ist der Tod, den ich überwunden habe. Er kann es nicht mehr hinnehmen. Er will, daß seine Zeit bald kommt, und sie ist schon angebrochen. Es tut mir so leid um Flavio, aber ich kann die Testis nicht mehr schützen. Das ist vorbei. Jeder hat seine Zeit, auch ich mache da keine Ausnahme. Und noch eines möchte ich dir sagen. Wichtig ist die nächste Nacht, wichtig ist das Kloster, mein Grab dort. Finde die Zusammenhänge, es gibt sie…«
    Natürlich lagen mir zahlreiche Fragen auf der Zunge, aber Maria machte mir einen Strich durch die Rechnung. Sie verschwand ebenso lautlos und so schnell, wie sie gekommen war.
    Vorbei…
    Ich holte tief Luft und spürte erst jetzt, daß mir vor Anstrengung der Schweiß aus den Poren getreten war. Mit wem hatte ich denn nun gesprochen? War es ein Engel gewesen?
    Nein, das wollte ich nicht akzeptieren. Engel sind keine Menschen, die mal gestorben sind. Engel sind andere Wesen. Das Wort stammt aus dem Griechischen. Angelos bedeutet soviel wie Bote. Im christlichen Glauben sind Engel Wesen, die zwischen Gott und den Menschen stehen. Man sagt auch, daß sie als Boten Gottes zu den Menschen werden. Auch unter den Engeln soll es Hierarchien geben. Ich kannte natürlich die mächtigen Erzengel. Die Anfangsbuchstaben der vier mächtigsten Erzengel waren ja in meinem Kreuz eingraviert, deshalb stand ich zu den Erzengeln in einem besonderen Verhältnis.
    Erst allmählich fand ich mich wieder zurecht. Die Serviererin mußte mich zweimal ansprechen, bevor ich es mitbekam und den Kopf anhob, um sie anzuschauen.
    Sie hatte ein breites, bäuerliches Gesicht und sehr dunkle Haare. Zudem war sie ziemlich kräftig. Mädchen wie sie konnten zupacken. An der langen roten Schürze wischte sie ihre Handflächen ab und stellte die Frage noch einmal.
    »Ist es möglich, daß jemand bei Ihnen war, Signore?«
    »Bei mir?« Ich deutete auf meine Brust. »Haben Sie denn jemand gesehen?«
    Sie wußte nicht so recht, ob sie nicken oder verneinen sollte. »Ja und nein. Ich hatte das Gefühl und glaubte auch, daß Sie sich mit jemandem unterhalten haben.«
    »In der Tat. Aber mit mir selbst«, sagte ich schnell und schickte ein Lachen nach.
    Jetzt wußte die Kleine nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie entschied sich für das Lachen. »Dann ist es ja gut. Ich dachte schon, ich hätte einen Kunden übersehen.«
    »Nein, das haben Sie nicht.«
    Sie ging wieder, war aber nicht ganz zufrieden. Ich konnte mich wieder einmal wundern.
    Warum hatte die Serviererin die Gestalt nicht gesehen? Auch eine Frage, auf die ich keine Antwort wußte…
    ***
    »Es ist keine gute Zeit, Ehrwürdige Mutter«, sagte die Nonne, als sie das Essen vor der Äbtissin abstellte. Die Schüssel stand auf einem

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