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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Tücher, die Kerzenvorräte und sogar der Messwein. Nur das Sakramentshäuschen neben dem Hochaltar, das die gewandelten Hostien enthielt, war unangetastet geblieben. Hinter dem verschlossenen Gitter waren Monstranz und Ziborium deutlich zu erkennen.
    «Das immerhin haben sie nicht gewagt», flüsterte Euphemia. Sie war sichtlich fassungslos.
    «Wie soll da Pfarrer Bonifaz morgen das Hochamt feiern?», jammerte Hilde. «Und das am Palmsonntag!»
    «Wahrscheinlich hat der sich auch schon aus dem Staub gemacht», entfuhr es Antonia.
    «Die Reliquie!» Magdalena schlug sich gegen die Stirn.
    Sie stürzte zum Sockel des Hochaltars, worin hinter einem eisernen Türchen das Heiligkreuz-Reliquiar aufbewahrt wurde. Jemand hatte offenbar versucht, das Türchen mit einem Brecheisen aufzustemmen, musste aber wenig erfolgreich gewesen sein.
    Euphemia, als ehemaliger Sakristanin, entrang sich ein gequältes Lächeln. «Da hat sich unsere Schwester Agnes nicht einmal merken können, wo der Schlüssel zu diesem Heiligtum verborgen ist.»
    Magdalena sah sie erwartungsvoll an. «Weißt du es denn?»
    Euphemia nickte und verschwand in der Sakristei. Kurz darauf kehrte sie mit einem vergoldeten Schlüssel in der Hand zurück. Zum Glück war das Schloss nicht beschädigt, und nach einigen Versuchen ließ sich die Eisenkammer öffnen.
    Mit einem tiefen Seufzer sank Magdalena auf die Knie, als das blau-goldene Kreuz auf dem blutroten Samtkissen sichtbar wurde, und Antonia fürchtete schon, dass ihre Schwester sich wieder in einem ihrer Zustände verlieren könnte. Doch ihr Lächeln drückte nichts als Freude aus.
    Euphemia zog die bewegliche Lade ein Stück weit heraus, damit sie alle die Glaskapsel mit dem Holzsplitter vom Kreuze Jesu betrachten konnten. Im Halbkreis sanken sie auf den Altarstufen nieder und begannen zu beten. Antonia spürte, wie Magdalenas Kraft und Ruhe auf sie überging. Was auch immer geschehen mochte, sie waren nicht allein.
    Ihr Amen verhallte wie aus einem Munde im hohen Kirchenschiff, als von draußen Stimmengewirr zu vernehmen war.
    «Die Familiaren!» Ursel war als Erste auf den Beinen. Sie eilten durch das Hauptportal nach draußen auf den Kirchplatz, wo ein Pulk von Männern und Frauen aufgeregt durch die grauen Nebelschwaden liefen. Einige waren mit Stöcken bewehrt.
    «Da sind noch welche», brüllte einer der Versammelten. «Los, haltet sie fest!»
    Antonia erkannte in dem kräftigen Mann Matthes, den Schmied, der als reichlich jähzornig verschrien war. In großen Schritten kam er auf sie zu, seine schwielige Faust umklammerte einen Schmiedehammer, das bärtige Gesicht war vor Entrüstung rot angelaufen. Schützend stellte Antonia sich vor ihre Schwester, doch die schob sie sanft zur Seite.
    «Was wollt ihr von uns?», fragte Magdalena freundlich.
    Verdutzt sah Matthes sie an. Einer der älteren Knechte schloss neben dem Schmied auf. «Halt ein, Mann. Hast du Kuhscheiße auf den Augen? Das ist Schwester Maria Magdalena, die damals den kleinen Franz rausgehauen hat. Sie soll uns erklären, was hier los ist.»
    «Nein, nicht ich. Schwester Euphemia ist unsere Sprecherin, und ich bitte euch im Namen des Herrn, besonnen zu bleiben und ihr zuzuhören.»
    Die gut zwei Dutzend Menschen traten näher, verhielten sich aber ruhig dabei. Euphemia legte in ihren Ärmeln die Hände ineinander und begann:
    «Liebe Familiaren von Liebfrauenwalde, ihr alle wisst, dass hier auf dem Wald und anderswo unruhige Zeiten angebrochen sind. Überall kämpft das Landvolk um seine Rechte, und auch wir haben die zwölf Artikel gelesen und finden daran nichts Schlechtes, sofern sie in friedlichen Verhandlungen durchgesetzt werden. Ohne Kampf und Blutvergießen – so hat es Hans Müller von Bulgenbach, der Bauernführer, gelobt. Und deshalb soll hier niemand Stock oder Hammer in die Hand nehmen, wenn es nicht der Arbeit dient.»
    Widerwillig legte Matthes den schweren Hammer zu Boden.
    «Zu unserer Enttäuschung mangelt es unserer Priorin und einigen unserer Mitschwestern sowohl an Gottvertrauen wie an Vertrauen in die Untertanen und Angehörigen dieses Klosters. In aller Frühe haben sie heimlich Liebfrauenwalde verlassen und etliche Dinge von Wert widerrechtlich mit sich genommen. Ihr seht also, wir stehen ebenso hilflos und überrascht da wie ihr.»
    «Nur dass eure Vorratskammern bis zur Decke gefüllt sind und bei uns mehr Mehlstaub als Korn in den Säcken zu finden ist!», raunzte Matthes, und seine Gesichtsfarbe lief bereits

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