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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Augen. Die Sache mit Wigharts Armreif, der genau dem des toten Bernward geglichen hatte, der Dolch mit dem Wappen – für ihn gab es keinerlei Zweifel mehr, dass sein ältester Bruder einen vierfachen Mord auf dem Gewissen hatte.
    Er strich seinem Vater über die Stirn.
    «Habt Ihr all das dem Priester gebeichtet?»
    «Alles, mein Junge, alles … Hat mir die Absolution erteilt … Aber der Gang vor den Weltenrichter … steht mir noch bevor.» Seine Stimme wurde wieder brüchig, war kaum noch zu verstehen.
    «Wir alle hier werden für Euch beten, Vater. Habt keine Angst. So viel Gutes habt Ihr im Leben getan.»
    «Noch etwas.» Phillip musste sein Ohr über den Mund des Vaters legen, um ihn zu verstehen. «Mein Testament … Notarius Höflinger hat es aufgeschrieben … Kilian soll Herr auf Holderstein sein, musst ihm dabei helfen … Er ist kein Kämpfer …»
    «Ich kümmer mich darum.»
    Seine Finger umklammerten Phillips Hand. «Verzeihst du mir – wegen Antonia?»
    «Aber ja, Vater, wie soll ich Euch nicht verzeihen? Ich liebe Euch doch.»
    Phillip spürte, wie der Druck auf seiner Hand erschlaffte.
    «Vater?»
    Der Mund Markwart von Holdersteins stand offen, sein Blick ging ins Leere. Es war vorbei.
    Phillip faltete ihm die Hände auf der Brust und schloss ihm die Augen. Dann erst läutete er die Glocke.
    Ja, er würde für Gerechtigkeit sorgen. Nicht nur um seines Vaters willen, sondern auch wegen Antonia. Noch heute wollte er mit diesem Notar seinen ältesten Bruder auf Schloss Renchen aufsuchen. Und dann, nach Vaters Bestattung, würde er nach Breisach aufbrechen, zu Antonia.

43 Burg Holderstein, Ende April 1525
    N och ganz benommen von den Geschehnissen der letzten Stunden, suchte er Notarius Höflinger auf. Mit ihm und zwei bewaffneten Reisigen machte er sich auf den Weg, und in scharfem Ritt schafften sie es in zwei Wegstunden bis Schloss Renchen, wo die Gesandten um eine friedliche Lösung mit den Bauern rangen.
    Nachdem sie Namen und Herkunft genannt hatten, wurden sie in den Schlosshof eingelassen, und die Reitknechte nahmen ihnen die Pferde ab.
    «Wo finden die Beratungen statt?», fragte Phillip den Pförtner.
    «Im großen Saal. Aber ich denke, die Herrschaften werden sich bald zum Abendessen begeben. Geht nur hinein ins Schloss, ein Diener wird Euch den Weg weisen.»
    Phillips Aufmerksamkeit wurde von einer Gruppe Edelmänner abgelenkt, die eben die Freitreppe herabschritten.
    «Ist das dort bei den Rittern nicht mein Bruder Wighart?»
    «Fürwahr, das ist er», murmelte Höflinger. «Wie immer der Lauteste von allen.»
    In Phillips Körper spannten sich sämtliche Muskeln an.
    «Wie sollen wir vorgehen?» Am liebsten hätte er sofort das Schwert gezogen und Wighart nach dem althergebrachten Recht der Fehde selbst gerichtet.
    «So wie abgesprochen, Junker Phillip. Bleibt ganz ruhig. Wir sollten erst zum Markgrafen, um ihn von Wigharts Freveltat zu unterrichten und vor allem davon, dass er nicht mehr Erbe der Reichsritterschaft Holderstein ist. Und somit auch keine Stimme bei den Beratungen hat.»
    Phillip beobachtete, wie sein Bruder mit großer Geste einen Schwank zum Besten gab, denn alle um ihn herum brachen in schallendes Gelächter aus. Er konnte seine Wut kaum noch im Zaum halten.
    «Was meint Ihr, Höflinger – was wird mit Wighart geschehen?»
    «Vielleicht wird der Markgraf ihn gefänglich einziehen und befragen lassen. Vielleicht aber auch nicht, und dann muss ich, als deines Vaters Notarius und Testamentsvollstrecker, die Dinge in die Wege leiten. Es geht ja hierbei um zweierlei. Um die Frage der Erbfolge, was Sache des Kaiserlichen Hofgerichts zu Rottweil ist, und um Landfriedensbruch, was wiederum vor das Reichskammergericht zu Esslingen gehört. Beide Verfahren sind unter Umständen langwierige Prozesse, denn Wighart wird mit Sicherheit alles abstreiten.»
    «Welche Strafe steht auf Landfriedensbruch?»
    «Im günstigsten Fall wird der Friedensbrecher in die Reichsacht gesprochen und muss Land und Lehen verlassen. Im schlimmsten Fall droht ihm das Richtschwert, dem er nur noch durch Mönchung entgehen kann. Im Übrigen: Selbst wenn er nur in die Acht gesprochen wird, verwirkt er auf jeden Fall seinen Anspruch aufs Erbe.»
    Ein lautes Rufen unterbrach ihre Unterhaltung.
    «Phillip – bist du das?»
    In großen Schritten kam Wighart auf sie zu und breitete in gespielter Freude die Arme aus.
    «Mein kleiner Bruder – wie schön, dich endlich einmal wiederzusehen!» Er hielt

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