Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
Vom Netzwerk:
Augenwinkel sah Phillip, dass drei oder vier der Männer rücklings im Wasser gelandet waren, dass ein anderer sein Beil zückte – und dann kam plötzlich etwas Dunkles, Unförmiges in rasender Schnelle auf ihn zugewirbelt. Er duckte sich, doch da durchfuhr ihn schon ein brennender Schmerz an der rechten Schulter. Mit einem Aufschrei riss er sein Pferd nach links, hetzte im Zickzack einem Waldstück entgegen, dann den schattigen Waldsaum entlang, bis er außer Sichtweite der Angreifer war. Da erst ließ er sein Pferd am langen Zügel in Schritt fallen. Es war schaumbedeckt und zitterte, ihm selbst schlug das Herz bis zum Halse.
    «Braves Tier», lobte er und konnte noch immer nicht glauben, dass er der Meute entkommen war. Vorsichtig hob er seinen rechten Arm. Wieder durchfuhr ein stechender Schmerz seine Schulter, aber immerhin ließ sich der Arm bewegen. Die Axt musste ihn gestreift haben. Auch das Pferd hatte etwas abbekommen, das helle Fell an Schulter und rechter Brustseite war blutgetränkt.
    «Wir haben es bald geschafft», beruhigte er mehr sich selbst als seinen Falben. Hier in der Gegend kannte er sich aus, und so erreichte er am Spätnachmittag ohne weitere Zwischenfälle Unterthann. Die Zugbrücke der unteren Toranlage war hochgezogen, auf dem Wehrgang zwischen den Zinnen hatten etliche Armbrustschützen Stellung bezogen. Auch auf Holderstein hatte man also die Burghut verstärkt.
    Mit seinem gesunden Arm gab er den Wächtern ein Zeichen, und sogleich erscholl ein durchdringender Pfiff. Unter Knirschen und Ächzen wurde die Brücke heruntergelassen, das Fallgitter fuhr quietschend in die Höhe – dann war der Weg frei. Er war zu Hause angekommen.
    Das erste Gefühl der Erleichterung wich der Furcht, sein Vater könne schon tot sein. So trieb er sein erschöpftes Pferd ein letztes Mal in Galopp, mitten hinein in die übliche Betriebsamkeit der Vorburg, sodass die Knechte und Mägde erschrocken zur Seite stoben, und preschte durch das geöffnete innere Tor in den Burghof. Ein Stallknecht lief ihm entgegen.
    «Junker Phillip! Ihr seid ja verletzt.»
    Noch bevor das Pferd zum Stehen kann, sprang Phillip ab.
    «Nicht der Rede wert. Bring das Pferd zur Tränke und kümmer dich um seine Wunde. – Ist Johann, unser Edelknecht, in der Nähe?»
    «Hier bin ich, mein Junge!»
    Phillip fuhr herum und fiel seinem treuen Diener in die Arme. Der Wundschmerz nahm ihm fast den Atem, doch zugleich hörte er Johann die erlösenden Worte sagen: «Euer Vater lebt. Dem Herrgott sei Dank, dass Ihr zur rechten Zeit gekommen seid.»
    Er trat einen Schritt zurück und hielt sich die verletzte Schulter. Das Blut hatte mittlerweile den Stoff von Hemd, Wams und Schulterpuffen durchtränkt.
    Johann sah ihn besorgt an. «Was um Himmels willen ist geschehen?»
    «Bin in einen Schwarm Bauern geraten.» Phillip grinste schief. «Da hat mich wohl ein Beil gestreift.»
    «Ich bring Euch zum Wundarzt. Sonst schlägt Euch noch der Brand in den Arm.»
    Phillip schüttelte den Kopf. «Später. Ich muss zu ihm.»
    «Das hat jetzt auch noch Zeit. Außerdem ist eben grad der Priester bei ihm.»
    «Also steht es doch so schlimm?» Phillips leise Hoffnung, der Vater könne doch noch genesen, war verflogen.
    «Ja, leider. Es scheint fast, dass er mit dem Sterben auf Euch gewartet hat.»

42 Burg Holderstein, Ende April 1525
    K urze Zeit später hatte der kriegserprobte Johann mit Hilfe des Baders die Wunde versorgt. Phillip streifte sich das Hemd über den dicken Verband.
    «Ist Wighart auch auf der Burg?»
    «Nein.» Johann half ihm, das Wams überzuziehen. «Er ist drüben auf Schloss Renchen. Der Markgraf von Baden hat die Ortenauer Ritterschaft und die Straßburger Räte einberufen, damit sie mit dem Oberkircher Haufen verhandeln. Mit etwas Glück und Gottes Hilfe könnte die Lage hier bei uns bald befriedet sein. Das wäre gut für uns alle.»
    «Und Kilian?»
    «Er ist an der Seite Eures Vaters. Seit Tagen schon. – Und nun kommt!»
    Beklommen verließ Phillip das Gesindehaus und folgte dem alten Edelknecht hinauf zum Palas. Hinter den dicken Mauern des Wohnhauses umfing ihn jene feuchte Kälte, die er von den Freiburger Stadthäusern nicht mehr gewohnt war, und er begann augenblicklich zu frösteln.
    «Ich lass Euch jetzt allein», murmelte Johann und öffnete ihm die Tür zur Kemenate seines Vaters. Der Vorhang des Bettgestells war zurückgezogen, am Kopfende kauerte Kilian auf einem Schemel. Er wandte den Kopf zur Tür und sprang

Weitere Kostenlose Bücher