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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Bemerkung seiner Wiedersehensfreude einen Stich versetzte.
    «Bist du dir da so sicher? Was ist mit den Burgen und Klöstern, die ihr plündert und brennt?»
    «Wo gehobelt wird, da fallen eben Späne. Zuallererst suchen wir stets die friedliche Lösung.» Er stutzte. «Du glaubst doch wohl nicht diesen Lügengeschichten vom blutrünstigen Bauern, der jeden Pfaffen am nächstbesten Baum aufknüpft? Bis du deshalb hier? Um mir Vorhaltungen zu machen?»
    «Nein», murmelte Phillip. «Ich wollte dich einfach wiedersehen.»
    Und das war die Wahrheit.
    Egberts Miene hellte sich wieder auf. «Komm! Ich bring dich zu Hans Müller. Du erinnerst dich doch an ihn?»
    «Ja.» Phillips Aufmerksamkeit wurde von zwei Frauen abgelenkt, die in einiger Entfernung Wäsche von einer Leine abhängten. Sie waren beide wie einfache Mägde gekleidet, in kurzem grauem Kleid mit Schürze, die ältere mit Haube, die jüngere mit offenem Haar, das im Nacken zusammengesteckt war.
    «Ihr habt Frauen hier?»
    Egbert grinste. «Ein paar wenige. Und um die streitet sich der ganze Haufen.»
    Die beiden Frauen wandten sich einander zu und lachten. Die jüngere von ihnen wirkte trotz ihrer schlanken Gestalt kräftig, Gesicht und Unterarme waren braun gebrannt. Gemeinsam nahmen sie den schweren Korb am Henkel und gingen davon. Dabei winkte die jüngere mit der freien Hand einem schmächtigen Burschen mit karottenrotem Strubbelhaar zu, der bei den Pferden stand, und lachte erneut. Im Sonnenlicht schimmerte ihr dunkelbraunes krauses Haar wie Kupfer. Sie kam Phillip merkwürdig vertraut vor.
    «Wer ist das Mädchen dort?»
    Egbert wandte sich um. In diesem Moment verschwanden die beiden hinter den Wagen.
    «Du meinst bestimmt die hübsche Dunkle. Das ist die heimliche Braut des Obersten Hauptmanns.»
    «Antonia», stieß Phillip plötzlich hervor.
    «Ja, genau so heißt sie.» Egbert sah ihn verdutzt an. «Du kennst sie?»
    Verwirrt schüttelte Phillip den Kopf. «Aber nein, das kann gar nicht sein», stammelte er. Oder etwa doch?
    «Wahrscheinlich wirst du sie ohnehin gleich kennenlernen. Beim Mittagessen mit dem Hauptmann. Hast du Hunger? Es gibt hier einen Gasthof ganz in der Nähe, dort treffen wir uns zum Essen und hernach zur Beratung. Vielleicht lässt dich der große Meister sogar dran teilnehmen.»
    Aber Phillip hörte ihm nicht mehr zu. Mit einem Mal war er felsenfest davon überzeugt, dass das Mädchen Antonia gewesen war. Von wegen Nonne! Sie war das Liebchen des Bauernführers Hans Müller von Bulgenbach geworden, und für diesen Mann schien ihr Gelübde kein Hindernis zu sein.
    Glühende Hitze breitete sich in ihm aus, und er rang nach Luft. Seine Antonia, die er nach dem Sturm auf Marienau schon tot gewähnt hatte! Stattdessen wusch sie hier die Wäsche in diesem Räuberlager, lachte und winkte diesem und jenem zu und legte sich nachts ins Bett dieses Strolches von Hauptmann.
    Da stieß Egbert ihn in die Seite. «Was für ein Zufall – da ist ja unser Hans. He, Hauptmann, warte!»
    Der Mann, der von der Deichsel eines der Fuhrwerke sprang, war tatsächlich Hans Müller von Bulgenbach. Aufrecht und in dem leicht wiegenden Gang, wie er Männern mit großer Selbstgewissheit zu eigen ist, kam er auf sie zu. Auch er hatte, wie fast alle Männer hier im Lager, ein Kurzschwert umgegürtet.
    Egbert schob Phillip vor sich her. «Erinnerst du dich, Hans? Damals in der Waldshuter Schenke, als wir beide uns das erste Mal trafen? Da war er auch dabei – Phillip, mein bester Freund aus Freiburger Zeiten.»
    Hans Müller strich sich nachdenklich über den gestutzten Vollbart, dann begann er freudig zu lächeln.
    «Aber ja, natürlich erinnere ich mich an dich. Im Gegensatz zu Egbert warst du ein wenig verhalten unserer Sache gegenüber.»
    Grimmig starrte Phillip ihn an und missachtete die Hand, die Hans Müller ihm zum Gruß ausstreckte.
    «Das bin ich jetzt erst recht, nach allem, was ich erlebt habe.»
    Das Lächeln auf dem Gesicht des Hauptmanns erstarb. «Was willst du dann hier? Suchst du Streit?»
    «Kommt darauf an, ob Ihr mir Anlass hierzu gebt. – Wer ist diese Antonia?»
    «Antonia von Oberthann? Ich wüsste nicht, was dich das angeht.»
    Allein die Nennung von Antonias vollem Namen traf Phillip wie ein Blitzschlag. Seine Rechte umschloss das Heft seines Schwertes.
    «Habt Ihr sie aus dem Kloster entführt? Oder warum sonst muss sich das Mädchen in Eurem schäbigen Feldlager verdingen?»
    «Gütiger Himmel, Phillip!» Egbert fasste ihn bei

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