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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Kopf zu wickeln. Der Medicus, ein Freund der Familie Molitoris, hatte ihm zwar noch zwei weitere Tage strikte Bettruhe verordnet, da mit Platzwunden am Schädel und einer Gehirnerschütterung nicht zu spaßen sei, aber Phillip hatte das tatenlose Herumliegen längst satt. Es verführte nur zum Grübeln und ließ ihn des Nachts nicht schlafen.
    Nein, er wollte sich endlich wieder ins Studium stürzen, sich in Astronomie und Astrologie so firm machen, dass er, sobald dieses Possentheater mit den Bauern ein Ende fand, darin geprüft werden konnte. Dann würde ihn nur noch ein Zettel in Musik vom Magisterexamen trennen.
    Gerade als er sich von seinem Bett erheben wollte, ließ ein mächtiger Donnerschlag das ganze Haus erzittern und ihn selbst wieder zurück aufs Bett schnellen. Da krachte es ein zweites, ein drittes Mal, diesmal aus anderer Richtung, und Phillip wusste: Das war kein Gewittersturm. Die Belagerer bestrichen doch tatsächlich die Stadt mit Kugelfeuer!
    Er sprang so hastig auf die Füße, dass ihn schwindelte und er sich gegen die Wand lehnen musste. Von der Gasse her hörte er Entsetzensschreie, das Jaulen von Hunden, irgendwo weinten Kinder. Nach einem kurzen Augenblick der Ruhe ging der Beschuss weiter, für diesmal klangen die Einschläge aber dumpfer und damit weiter entfernt.
    Es pochte heftig in seinen Schläfen, als er die Stiege nach unten tappte. In der Eingangsdiele drängten sich alle angstvoll zusammen: Molitoris und seine Frau, seine beiden jüngsten Töchter, die noch im Hause lebten, die Köchin, die Magd, die beiden blutjungen Studenten, die zu Ostern eingezogen waren. Die Frauen weinten, die Burschen pressten sich die Hände auf die Ohren, wohingegen Molitoris, leichenblass und mit zitternder Unterlippe, die Hände zum Gebet gefaltet hielt.
    «Wir sollten in den Weinkeller», schlug Phillip mit ruhiger Stimme vor.
    «Damit wir dort verschüttet werden?», gab Molitoris furchtsam zurück. «O nein, wir bleiben schön in der Nähe der Haustür.»
    «Wie Ihr meint, Doctor Molitoris.»
    Phillip ließ sich auf die unterste Treppenstufe sinken. Er schien der Einzige zu sein, der keine Angst hatte. Nach und nach verstummte das Schluchzen, da draußen alles still blieb, und auch Molitoris wurde ruhiger.
    «Ich will nachsehen, was geschehen ist. Begleitet Ihr mich, Junker Phillip? – Ihr andern bleibt hier», wies er mit scharfen Worten seine Frau an, die verstört nickte.
    «Gern.» Phillip folgte ihm nach draußen.
    Sie hatten die Haustür noch nicht hinter sich geschlossen, da stürzte ihnen durch die aufgeregte Menschenmenge schon der Juraprofessor Ulrich Zasius entgegen, in Morgenmantel und mit wirrem Haar.
    «Mein Haus ist getroffen! Gütiger Himmel, Molitoris – mein Haus ist getroffen! Gleich von der ersten Kugel.»
    Tatsächlich sah man selbst von hier aus, fünf Häuser entfernt, die tiefe Bresche, die die Eisenkugel durch das Dach und die Wand im obersten Stockwerk geschlagen hatte. Das also war dieser gewaltige erste Donnerschlag gewesen. So nah! Ebenso gut hätte es das Haus von Molitoris treffen können.
    Unterdessen war fast kein Durchkommen mehr in der Vorderen Wolfshöhle, die sich mit Gaffern füllte, da jedermann das zerstörte Haus des berühmten Professors in Augenschein nehmen wollte. Phillip hatte den sonst so besonnenen Zasius noch nie so außer sich erlebt. Fahrig fuhr sich der alte Mann immer wieder durch das bartlose Gesicht, seine Beine zitterten. Molitoris legte ihm beruhigend den Arm um die Schulter. «Euren Lieben ist doch wohl hoffentlich nichts geschehen?»
    «Nein, nein, sie sind alle wohlauf. Auch der kleine Johannes Ulrich.»
    Obwohl der Professor bereits in den Sechzigern stand, hatte ihm das Schicksal vor vier Jahren nochmals einen Sohn geschenkt.
    «Auch mein kleiner Johannes Ulrich», wiederholte er. Dann straffte er Brust und Schultern. «Was für ein Schelmenstück! Daran trägt nur dieser fluchwürdige Luther die Schuld, dieser treulose Hund!»
    Sie mussten einem Trupp Söldner ausweichen, die mit schweren Waffen in Richtung Burgberg marschierten.
    «Und wo ist Eure Familie jetzt?», fragte Molitoris.
    «Sie sind im Nachbarhaus, einstweilen jedenfalls. Ich muss erst den Schaden von innen begutachten lassen.»
    «Was ist denn alles zerstört?», fragte Phillip neugierig.
    «Dem Allmächtigen sei Dank – es hat die einzige leere Dachkammer getroffen. Euer Studiengefährte Egbert von Rainhausen hatte sie einst bewohnt, doch seitdem er fort ist, habe ich

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