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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Ursel wiedersah, die ihr dann jedes Mal freudig zuwinkte.
     
    Ein dumpfer Schlag, dann ein Geheul wie von einem wilden Tier ließ die Novizinnen aus dem Schlaf schrecken. Es war der Vorabend zum vierzigtägigen Fasten, und sie hatten sich eben gerade zur Nachtruhe niedergelegt.
    «Was war das?», fragte Vrena und sprang aus dem Bett. Ungeachtet der bösen Blicke, die sie von Agnes erntete, lief sie zu den Fenstern, die zum Garten und Klosterhof hinausgingen. Sie hüpfte mehrmals hoch, um hinaussehen zu können, doch die Fenster lagen zu weit oben. Da ertönte erneut das Heulen, jetzt noch grauenerregender, dazu ein lautes Rasseln.
    Agnes stieß einen spitzen Schrei aus und begann überlaut, den Rosenkranz zu beten. Währenddessen kam Antonia ihrer Freundin zu Hilfe. Sie faltete ihre Hände zur Räuberleiter, und Vrena zog sich am Fenstersims hoch.
    «Herr im Himmel! Da treiben sich Gestalten mit Fackeln herum! Sie tragen grässliche Masken.»
    «Dämonen!», heulte Dorothea, ein sanftes Mädchen, das ein wenig schielte und seit früher Kindheit in Marienau lebte. «Dämonen sind über unser Kloster gekommen. Gütiger Herr, stehe uns bei!»
    «Unsinn. Das sind Fastnachtsmasken und darunter Menschen aus Fleisch und Blut.»
    «Lass mich mal!», bat Antonia. Sie hatte ihren ersten Schrecken überwunden und wollte mit eigenen Augen sehen, was gar nicht sein konnte: dass hier nächtens Fremde ins Kloster eingedrungen waren. Sie wechselten die Position. Zunächst fand Antonia nichts als Dunkelheit vor, doch schon beim nächsten Heulen und Rasseln entdeckte sie Fackeln, deren Schein um die Haus- und Mauerecken flackerte. Eine davon kam jetzt ganz nah. In ihrem Licht konnte sie einen riesigen Kopf mit einer abscheulichen Fratze ausmachen. Ihr schauderte, obwohl auch sie sich sagte, dass das nur Fastnachtsmasken waren, getragen von irgendwelchen Halunken, die sich aus der Angst der Klosterbewohner einen Spaß machen wollten.
    Dann aber stockte ihr der Atem. «Es brennt! Das Kloster brennt!»
    Sie ließ sich fallen, und Vrena konnte sie gerade noch auffangen. Entsetzt starrte Antonia die andern an, die sich bis auf Agnes und Magdalena um sie versammelt hatten und nun vor Angst zu heulen begannen.
    «Da lodert ein Feuer, vor dem Laienhaus! Vielleicht brennt gar die Klausur!»
    «Wir müssen raus hier. Los, Agnes, du bist die Älteste.» Vrena zerrte das Mädchen von ihrem Bett weg. «Durch welche Tür kommen wir aus der Klausur heraus?»
    «Ich weiß nicht – die Türen nach draußen sind alle abgeschlossen – außerdem ist es verboten.»
    «Schwatz nicht blöd daher, sondern denk nach! Du kennst dich doch bestens aus auf der Nonnenempore. Wie kommt man von dort weiter?»
    Der Rosenkranz in Agnes’ Fingern begann zu beben.
    «Vielleicht … Vielleicht ist die Priestertür auf der Empore offen. Dahinter ist ein Gang mit einer Treppe nach unten.»
    «Wo führt die hin?»
    «Wie soll ich das wissen? Vielleicht sollten wir besser Mutter Petronella holen!»
    «Damit der alte Landschreck uns wieder in die Betten scheucht? Nein, wir klettern über den Aborterker hinaus.»
    Mittlerweile war das Geheul verstummt, stattdessen hörte man von draußen Stimmen, die laut durcheinanderschrien. Offenbar hatten nun auch andere Klosterbewohner den Brand bemerkt.
    Hastig stolperten die Mädchen hinter Vrena her, die sich die Lampe geschnappt hatte – alle bis auf Magdalena. Die kniete auf dem Boden vor ihrem Bett und verrichtete ein stummes Gebet.
    «So komm doch!», flehte Antonia, aber ihre Schwester rührte sich nicht. Erst als sie Magdalena bei den Schultern fasste und in die Höhe ziehen wollte, hob diese den Kopf. Sie wirkte vollkommen ruhig.
    «Ich habe keine Furcht. Der Herr ist mit mir.»
    «Aber das Feuer – wenn hier gleich alles in Flammen steht …»
    «Geh du nur, wenn du nicht auf den Herrn vertraust.»
    «Bitte, Lena!»
    «Geh!»
    Fast wütend kam dieser Befehl. Antonia gehorchte. Die anderen drängten sich schon vor dem Türchen zur Latrine. Jetzt roch es deutlich nach Rauch. Vergeblich rief Antonia ein letztes Mal nach Magdalena. Sie hatte plötzlich unsägliche Angst um ihre Schwester. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Kloster bis auf die Grundmauern niederbrannte.
    Vrena hatte inzwischen den Fensterladen der Luke ausgehängt und zwängte ihren Oberkörper hinaus.
    «Es ist nicht allzu tief. Wenn ihr euch von der Brüstung runterhangelt, erreichen eure Füße das Holzdach des Kanals.» Sie stellte die Lampe neben

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