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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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brandete in Phillip auf.
    «Gebt das Mädchen frei. Sie hat nichts getan.» Er wollte dazwischengehen, doch die kleine Person stieß ihn mit ungeahnter Kraft zurück.
    «Nichts getan? Halt dein frevlerisches Maul! In dreckiger Wollust habt ihr beide euch ergeben, hier, in unserem heiligen Weinberg! Hinweg mit dir.»
    Wieder schlug sie nach ihm und traf ihn diesmal schmerzhaft am Kinn. Im nächsten Moment schleifte sie Antonia hinter sich her, die Stufen hinunter. Phillip sah, wie Antonia ins Straucheln geriet und von dieser Agnes grob in die Höhe gezogen wurde. Sein Herz brannte vor Verzweiflung.
    «Hab keine Angst, Antonia, ich komme wieder», rief er ihr hinterher. «In zwei, drei Wochen komm ich und hol dich hier raus.»

19 Abtei Marienau, am Freitag auf Bartholomei 1521
    D ie Nacht in jener fensterlosen Büßerzelle über dem Keller der Klausur hatte Antonia fast gänzlich schlaflos verbracht. Indessen nicht weil sie die Zeit mit Beten zugebracht hätte, wie man es von ihr erwartete, oder gar mit Geißelungen. Neben ihrem Rosenkranz und dem Eimer für die Notdurft hatte man ihr nämlich auch eine Weidenrute mit ins Loch gegeben. Nein, sie lag auf ihrem Strohsack ausgestreckt, unter der muffigen Pferdedecke, und spürte Phillips Umarmungen, seinen Küssen nach. Die wenigen Male, wo sie eingenickt war, hatte sie geträumt, wie sie mit ihm durch die sommerlichen Wälder ihrer Heimat geritten war.
    Antonia war glücklich. Sie konnte es noch immer kaum fassen, dass Phillip bei ihr gewesen war. Wieder und wieder hatte sie jenen unglaublichen Anblick vor Augen, als sie nach dem Adlerschrei sein Gesicht über der Mauerkrone erblickt hatte. Wie in jener fernen Zeit ihrer Kindheit, wenn sie ihn beim Versteckspiel nicht hatte finden können und er diesen Ruf ausgestoßen hatte, um sie zu sich zu locken.
    Keinen Atemzug lang bereute sie, dass sie ihrer Priorin so keck ins Gesicht gelogen hatte, um in den Weinberg zurückzukehren. Sie hatte vorgegeben, bei jenem angeblichen Hustenanfall ihren Rosenkranz im Gras verloren zu haben. Dass ihr für all das eine harte Strafe blühte, war ihr vollkommen bewusst. Doch das war ihr ebenso gleichgültig. Sie würde die Äbtissin um Entlassung bitten, sobald Phillip sie holen kam. Noch hatte sie die Profess schließlich nicht abgelegt.
    Nun hatte sie keinen Zweifel mehr, dass ihre Zukunft an Phillips Seite war. Bald schon würde er wiederkommen, und sie vertraute ganz darauf, dass er Wege fand, sie zur Frau zu nehmen. Wenn es sein musste, auch gegen den Willen seines Vaters. Und falls dieser Birkelnuss noch immer Ansprüche auf die versprochene Mitgift erheben sollte, würde sich auch hierfür eine Lösung finden.
    Inzwischen verstand sie selbst nicht mehr, wie sie jemals mit dem Gedanken geliebäugelt haben konnte, Nonne zu werden. Was hatte eine junge Frau wie sie zu schaffen in diesem Kloster? Was taten überhaupt all diese frommen Frauen hier? Ihre Überlegungen spannen sich noch weiter: Dieser Dienst an Gott – war es nicht vielmehr ein Dienst gegen Gott? Wenn nun alle Menschen diese weltabgeschiedene Religiosität wählen würden, nur um sich fromm und gut zu wähnen – wer würde sich um Feldarbeit und Tiere, um Handwerk und Handel kümmern? Es gäbe keine Nahrung mehr, keine Familien und Kinder, keine Menschheit. So etwas konnte Gott nicht wollen, hatte er doch den Menschen als tätiges Geschöpf erschaffen und als liebendes.
    Die Zellentür knirschte im Scharnier, und sie schrak hoch. Durch die winzige Fensteröffnung unterhalb der Decke fiel ein schmaler Streifen Morgenlicht.
    «Steh auf! Du wirst im Kapitelsaal erwartet.»
    Es war Agnes. Sie schien mit Mühe ein Grinsen zu unterdrücken. Als Antonia ihr in den Kreuzgang folgte, um sich am Brunnen zu waschen, war ihr doch flau zumute.
    «Soll ich mich nicht erst ankleiden gehen?», fragte sie und sah auf ihre nackten Füße, die unter dem Unterkleid hervorschauten.
    «Das wird nicht nötig sein.»
    Als Antonia kurz darauf den vollbesetzten Saal betrat, waren aller Augen auf sie gerichtet. Außer sämtlichen Nonnen waren ausnahmsweise auch die Novizinnen dort versammelt. Camilla von Grüningen hatte bereits auf dem Äbtissinenthron Platz genommen, den Mund zu einem Strich zusammengepresst. Neben ihr stand, zu Antonias Schrecken, Magdalena, mit einem Rutenbündel in der Hand. Als Antonia ihren Blick suchte, schlug sie rasch die Augen nieder.
    Wie es die Regel vorschrieb, trat sie mit vorgestreckten Armen und gebeugtem Haupt

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