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Die Himmelsbraut

Die Himmelsbraut

Titel: Die Himmelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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als die sieben Nonnen von Liebfrauenwalde endlich den Saal betraten. Auch sie hatten sich ihre festlichen Kukullen übergezogen, alle im Schwarz der Benediktiner. Antonia fragte sich, warum die Frauen nicht längst das weiße Habit der Cistercienserinnen trugen. Mangelte es an Geld, oder war es ihnen nicht wichtig genug?
    Nach einem gemeinsamen Gebet nahm Camilla von Grüningen auf dem Äbtissinnenstuhl an der Stirnseite Platz, während sich die Schwestern auf den Sitzreihen rundum verteilten. Mit wohlwollendem Lächeln hielt sie eine Ansprache über die Gründe und Ziele ihres Hierseins, die der Abschiedsrede von Mutter Lucia aufs Haar glich, und bat die Frauen anschließend, sich gegenseitig vorzustellen. Währenddessen hatte Antonia Zeit, ihre neuen Mitschwestern in Augenschein zu nehmen. Und das war fürwahr ein bunt gemischter Haufen!
    Außer der Pförtnerin gab es da die Subpriorin und Vorsängerin namens Schwester Columbina, die nach dem Tod der früheren Oberin die Leitung innegehabt hatte und jetzt ihrer neuen Klostervorsteherin unterwürfig zulächelte. Neben ihr saß die noch recht junge Gewandmeisterin Schwester Florentina, die zu Antonias Verblüffung goldene Ohrringe trug. Dann waren da Schwester Xenia, eine träge, dicke Person, ihres Amtes Küchenmeisterin, und Schwester Gerlinda, die Aufseherin des Gesindes. Neben ihr saß, mit geraumem Abstand, die Gartenmeisterin Schwester Hilde. Sie hatte ein freundliches, von der Sonne gegerbtes Gesicht, und unter ihrem Rocksaum lugte löchriges Schuhwerk hervor. Die schon recht alte Schwester Euphemia, die Letzte in der Runde, konnte kaum die Tränen zurückhalten, als sie jetzt erfahren musste, dass sie das hochgeschätzte Amt der Sakristanin an die Marienauer Schwester Agnes abgeben musste und fortan als deren Gehilfin arbeiten sollte. Sie und die Gartenmeisterin wirkten auf Antonia im Übrigen als Einzige wie echte Klosterfrauen; die anderen machten den Eindruck, als hätten sie sich für diesen Anlass nur verkleidet.
    «Im Vertrauen auf Gottes Hilfe möge nun jede von euch ihr Amt in Liebe und Demut erfüllen», ermunterte Mutter Camilla die Frauen mit süßlichem Lächeln und nahm auf einem roten Samtkissen das Klostersiegel und den Schlüssel zum Klosterarchiv entgegen. Eine nach der anderen mussten sie sich der Priorin zu Füßen legen und den Gehorsamseid leisten. Mit jeder Faser ihres Körpers spürte Antonia, wie sehr ihr das widerstrebte. Niemals würde diese Frau die mühevolle Aufgabe der Menschenführung auf selbstlose und barmherzige Weise vollbringen, wie es die Ordensregel verlangte. Und dass die beiden Gruppen von Nonnen in echter Gemeinschaft zusammenfinden würden, bezweifelte sie erst recht.
    Sie schrak zusammen, als die Priorin laut in die Hände klatschte. «Lasst uns nun zum Abschluss einen Choral singen und danach bis zur gemeinsamen Vesper im Kreuzgang wandeln. Das Schweigegebot sei hierfür aufgehoben, denn ich möchte, dass ihr euch ein wenig bekannt macht. Ach ja», wandte sie sich an ihre Stellvertreterin, «wann werden wir denn auf unseren Beichtvater und Klostergeistlichen treffen?»
    Schwester Columbina schlug ehrerbietig die Augen nieder. «Pfarrer Bonifaz wird morgen früh zur Messe erscheinen, ehrwürdige Mutter.»
    «Dann lasst ihm ausrichten, dass wir nach der Messe in seiner Obhut ausziehen wollen aufs Land, damit die Menschen die neue Oberin ihres Klosters kennenlernen.»

29 Liebfrauenwalde, Frühjahr 1524
    A ntonia hatte Mühe gehabt, sich an das raue Wetter und an die einsame, unwirtliche Lage des Waldklosters zu gewöhnen. Rundum sah man nichts als dunklen Tann, durch den die Frühjahrsstürme fegten, bis es dann Ende Mai endlich milder wurde.
    Zu Anfang hatte der Klosteralltag in Liebfrauenwalde durchaus dem in Marienau geglichen. Es wurde viel Zeit auf die Stundengebete verwendet und das Schweigegebot weitgehend eingehalten. Ansonsten war Antonia damit beschäftigt gewesen, die kleine Bibliothek auf Vordermann zu bringen. Der Raum, der sich hier über der Sakristei befand, war kleiner als jener in ihrem alten Kloster, und es schien, als sei er seit Jahren nicht mehr genutzt worden. Auf den Regalen klebte eine dicke Staubschicht, die Bücher standen ohne ersichtliche Ordnung herum, in etlichen waren Seiten eingerissen. Beim Sortieren und Verzeichnen der Bände war ihr freie Hand gelassen, und so hatte sie in den ersten Wochen fast ihre ganze Arbeitszeit hier verbracht. Vielleicht aus diesem Grunde fielen ihr so manche

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