Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Himmelsfestung

Die Himmelsfestung

Titel: Die Himmelsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
kam Ilfa heran. Kurz entschlossen packte Mythor zu. Sie setzte ihm großen Widerstand entgegen, und beinahe hätte er selbst den Halt verloren und wäre in den Kreis gestürzt. Doch Roar war im rechten Augenblick zur Stelle und zerrte ihn und Ilfa mit sich.
    Jammernd sank die junge Frau zu Boden. Auch Mythor spürte die Erschöpfung in seinen Gliedern, aber er konnte sich wenigstens noch auf den Beinen halten.
    »Hier, iß das.« Fryll reichte ihm eine Handvoll blau blühender Pflänzchen. »Sie werden dir guttun.« Ilfa steckte er ebenfalls einige der Blumen zu, die er aus seinem ledernen Beutel hervorgezogen hatte.
    Mythor stellte fest, daß die Kräuter gar nicht so übel schmeckten. Vor allem die Wurzeln entwickelten auf der Zunge ein süßes Aroma, und falls sie schon nicht halfen, schaden konnten sie kaum.
    Jäh stand Barborur zwischen ihm und Ilfa und riß ihnen die restlichen Blumen aus der Hand. »Bist du verrückt geworden, Fryll?« fauchte er. »Das ist Liebeskraut.«
    »Na und?« machte der Schrat. »Weshalb sollen die beiden nicht davon essen? Immerhin sind sie ein schönes Paar.«
    Flüchtig sah es aus, als wolle der Taetz sich auf Fryll stürzen, dann ließ er die Kräuter fallen und trat sie in den Boden.
    »Wenn wir in Schwierigkeiten kommen, bist du schuld.«
    »Ach was«, wehrte der Schrat ab. »Jeder hat nur eine Blume gegessen, da kann nicht viel geschehen. Außerdem bringt das Liebeskraut verlorene Kräfte zurück. Oder sollen wir Ilfa tragen, bis sie ihre Schwäche überwunden hat?«
    Sie brachen auf, ohne daß Barborur noch ein Wort mit Fryll gewechselt hätte, und sie verließen ohne weitere Zwischenfälle den Totenforst. Ilfa suchte immer deutlicher Mythors Nähe; die Blicke, die beide einander zuwarfen, verrieten viel von ihren Gedanken.

4.
    Ein seichter Wasserlauf durchschnitt die sanft gewellte Hügellandschaft, an die sich schon bald ein weiteres, von Horizont zu Horizont reichendes Waldgebiet anschloß.
    Barborur streckte einen Arm aus und vollführte eine umfassende Bewegung. »Dort drüben«, sagte er, »beginnt das Gebiet der Ausgestoßenen. Ich werde es umgehen, denn die Baumkletterer sind unberechenbar.«
    »Du hörst es, Mythor«, schlug Fryll in dieselbe Kerbe. »Wenn du schon deinen Hals riskieren willst, laß dich wenigstens von Hogun einfangen.«
    »Was geschieht, wenn ich es nicht tue?«
    »Dann wird er mich töten. Ich mußte ihm schwören, daß ich dich ausliefern werde, den Schratenschwur sogar. Ich darf nicht wortbrüchig werden, Mythor. Das würde bedeuten, daß ich keine ruhige Stunde mehr hätte.«
    »Hat Hogun dir eine Frist gestellt?«
    Fryll schüttelte den Kopf.
    »Dann kommt es auf einige Tage nicht an. Er wird eben warten müssen.« Mythor wandte sich um und schritt auf den Fluß zu.
    »Roar und ich begleiten dich«, erklärte Ilfa. »Wer von diesen Memmen zurückbleiben will, soll es ruhig tun.«
    »Wartet!« rief Fryll. »Nehmt mich mit. Ich kann nicht so gut schwimmen.« Das Wasser reichte den anderen zwar nur bis knapp unter die Achseln, der Schrat verlor jedoch den Grund unter den Füßen.
    »Bitte Hogun, daß er dich hinüberbringt«, riet Ilfa spöttisch.
    Fryll verlegte sich aufs Jammern, und als das nichts half, begann er lautstark zu schimpfen. Er verwünschte die Taubwurz, denn in dem Augenblick, in dem er auf deren Blätter getreten war, hatte sein ganzes Unglück begonnen. Schließlich wagte er sich weiter in den Fluß hinein und ging prompt unter. Mit Händen und Füßen um sich schlagend, kam er spuckend wieder hoch, nur um gleich darauf erneut zu versinken.
    Eine behaarte Tatze fischte ihn aus dem Wasser.
    »Danke«, keuchte Fryll und schlang seine Arme um Barborurs Hals. »Wenigstens du hältst zu mir.«
    »Soll ich dich ertrinken lassen?« brummte der Taetz. »Wegen dir folge ich Mythor zu den Ausgestoßenen; aber bilde dir ja nichts darauf ein.«
    Frylls Augen nahmen schon wieder einen belustigten Ausdruck an. Barborur wurde den jäh aufkommenden Verdacht nicht mehr los, der Kleine könnte alles nur gespielt haben. Zuzutrauen war es ihm.
*
    Turmhoch ragten die Bäume in den Himmel, und schon der Waldrand erschien wie ein undurchdringliches Dickicht aus verzweigtem Junggehölz, Büschen und armdicken Schlingpflanzen. Es fiel schwer, einen gangbaren Weg zu finden. Der Boden war weich und von üppigen Moosen überwuchert, die ein rasches Vorankommen ebenfalls behinderten. Mythor benutzte sein Schwert als Haumesser, wenn Ranken und dornenbewehrte

Weitere Kostenlose Bücher