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Die Himmelsfestung

Die Himmelsfestung

Titel: Die Himmelsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Zweige zu dicht wucherten. Ilfa folgte ihm, dann Roar. Fryll und Barborur bildeten den Schluß der kleinen Gruppe.
    Sie mochten erst einige hundert Schritt weit gekommen sein, als die Frau, auf eine Bewegung aufmerksam geworden, instinktiv zur Seite trat. Welkes Laub wurde aufgewirbelt, mit fauchendem Geräusch schloß sich ein engmaschiges Netz um sie, und ein Ast schnellte in die Höhe, an dem das Netz befestigt war. Als Ilfa entsetzt aufschrie, hing sie schon gut zwei Schritt über dem Boden wie ein zappelnder Fisch in der Reuse des Fischers.
    Mythor, noch immer unter dem Einfluß des Liebeskrauts stehend, ließ sein Schwert fallen und versuchte mit bloßen Händen, sie wieder zu sich herabzuziehen. Es gelang ihm nicht. Dafür verfing er sich zwischen zwei Fallstricken, und einen Augenblick später ereilte ihn dasselbe Schicksal wie Ilfa. Je heftiger er sich gegen die Maschen des sich zusammenziehenden Netzes wehrte, desto mehr verstrickte er sich in ihnen.
    »Flieht!« rief Fryll. »Rettet euch!«
    Blindlings hetzte der Schrat zurück und verlor den Boden unter den Füßen, als er in eine verborgene Schlinge trat, die sich blitzschnell straffte. Kopfüber hing er aus dem Geäst eines Laubbaums herab. »Barborur, hilf mir!« krächzte er.
    Roar, der grünhäutige Wilde, schwang seinen Kampfhammer und drehte sich dabei im Kreis. Daß er keinen Gegner erkennen konnte, verunsicherte ihn. Gegen Unsichtbare vermag selbst der beste Kämpfer nichts auszurichten.
    Ein zur Schlinge geknüpftes Seil flog aus der Höhe herab und legte sich um den Kampfhammer, wobei es sich fest um den Stiel zusammenzog. Im nächsten Moment wurde Roar die Waffe mit einem heftigen Ruck entrissen. Brüllend versuchte er, nach dem Hammer zu greifen, doch zwei weitere Seile schwirrten heran und wickelten sich um seine Handgelenke. Die nach wie vor verborgen bleibenden Angreifer zerrten an ihm, daß er trotz aller Gegenwehr den Boden unter den Füßen verlor. Fast gleichzeitig wickelten sich Seile auch um seine Beine, und er hing plötzlich horizontal und mit ausgestreckten Gliedmaßen in der Luft. Sein lautes Brüllen half ihm nichts. Die Augen starr nach oben gerichtet, entdeckte er den ersten der Ausgestoßenen, der sich mit unglaublicher Geschicklichkeit von Ast zu Ast schwang.
    Barborur war als einziger noch jeder Falle entgangen. Doch er sah sich jetzt einem guten Dutzend verwegen dreinblickender Gestalten gegenüber, die ihre Schwerter auf ihn richteten. Jeder Widerstand wäre sinnlos gewesen, also ließ er es geschehen, daß sie ihn fesselten und mit sich schleppten.
    Die Ausgestoßenen zerrten ihre Gefangenen in die Höhe. Eine Weile ging es durch dicht belaubte Kronen, bis schließlich die ersten Hütten sichtbar wurden.
    Eigentlich handelte es sich mehr um geflochtene Vorhänge aus Schlingpflanzen, die nur zum Teil durch dachähnliche Konstruktionen vor den Unbilden der Witterung geschützt waren. Eng schmiegten sie sich an die Baumstämme an, ihr Boden bestand aus einem biegsamen aber doch widerstandsfähigen, dürftig mit Lehm verschmierten Geflecht aus Ästen. Zwischen ihnen spannten sich halsbrecherisch anmutende Brücken aus demselben Material, auf denen Gras und Blumen wucherten. Der Wind mußte den Samen hier abgelagert haben.
    Die Baumbewohner waren verwilderte Gesellen, überwiegend Menschen, aber auch Chimären. Ihre von einem entbehrungsreichen Leben gezeichneten Gesichter wirkten hart und verschlossen, trotzdem drückte sich in ihnen ungebrochene Abenteuerlust aus.
    Mythor und seine Freunde wurden gefesselt und in eine der Hütten gestoßen. Die Waffen hatte man ihnen abgenommen. Dann kümmerte sich niemand mehr um sie.
    »Was wird nun aus uns?« fragte Ilfa.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Fryll. »Vielleicht werden sie uns fressen.«
    »Wie Kannibalen sehen sie nicht gerade aus«, widersprach Mythor.
    »Ihr hättet auf mich hören sollen«, brummte Barborur. »Dann befänden wir uns nicht in dieser Lage.«
    Roar versuchte verzweifelt, die Stricke um seine Handgelenke und Beine zu zerreißen. Unruhig wälzte er sich dabei von einer Seite auf die andere. Der Boden bog sich merklich durch, und ein leises Knarren wurde hörbar.
    »Hör endlich auf!« rief Ilfa. »Willst du, daß wir alle uns das Genick brechen?«
    Roar verstand nicht, was sie sagte, aber er ließ in seinen Bemühungen nach. Von draußen drang Lärmen herein. Die Baumbewohner feierten ihren Sieg über die Unterhölzler.
    Mythor lag einer der Wände so nahe,

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