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Die Himmelsleiter (German Edition)

Die Himmelsleiter (German Edition)

Titel: Die Himmelsleiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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manchmal auch distanzierter Skeptiker, war er vor allem der stille Beobachter, der aufmerksam registrierte. Was er auch tat, er blieb erstaunlich unbeteiligt. So konnte er während eines Sit-ins seelenruhig in irgendeiner Ecke in einem der zerfledderten Taschenbücher schmökern, die er stets bei sich trug, seinen Sartre oder eine wissenssoziologische Abhandlung studieren, ohne sich von der Anspannung, dem aufgeregten Brodeln ringsum anstecken zu lassen. Wenn er die Stimme erhob, eine Einschätzung zum besten gab oder zu irgendwas aufrief, dann schien er nur überprüfen zu wollen, wie gut er zu einem charismatischen Führer taugte, sollte er sich irgendwann entschließen, die Massen unter seine Fittiche zu nehmen.
    Auch sonst war er anders als die anderen. W ährend wir die Stones oder die Beatles hörten, schwärmte er für Duke Ellington oder Bach . 'Was hörst du denn da?' hatte ich das erste Mal erstaunt ausgerufen, als ich ihn in seinem Zimmer bei dieser seltsamen Beschäftigung überrascht hatte. 'Solche Choräle solltest du dir für deine Beerdigung aufheben! Das klingt ja schauderhaft!' Resigniert, wie es häufig vorkam, hatte er geantwortet: "Du verstehst zu wenig von Musik, sonst würdest du hören, dass dieser Kanon geradewegs in die Unendlichkeit weist."
    So unterschiedlich Altomonte und ich den Aufbruch jener Tage erlebten, so sehr ähnelten wir uns in anderer Hinsicht. Wie zwei Kater schlichen wir um Alessandra herum, taten unauffällig, behielten aber stets den anderen wachsam im Auge. Es entspann sich ein subtiler Wettkampf, in dem jeder bestrebt war, seine besten Seiten herauszukehren, und der andere glaubte, ihn entweder übertrumpfen oder aber heruntermachen zu müssen. Um die bessere Ausgangslage zu erwischen, bewegten wir uns vorwärts oder wichen zurück, taten alles Erdenkliche, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, dann, wenn sie endlich dem Auserwählten ein eindeutiges Zeichen gäbe. Tatsächlich bleib es nicht bei dieser abwartenden Haltung. Sowohl er als auch ich versuchten mehrmals, die vermeintliche Gunst der Stunde zu nutzen und durch eine allzu durchsichtige Überrumpelung ans Ziel zu kommen. Sie jedoch schien über diesen Schwebezustand keineswegs unglücklich. Im Gegenteil, mit Geschick verstand sie es, uns beide auf Distanz zu halten und uns dennoch glauben zu lassen, jeder habe berechtigte Hoffnungen.
    Trotz des fortdauernden Wettbewerbs um die Aufmerksamkeit Alessandras waren Altomonte und ich uns bald n ähergekommen. So wie ich seine Geistesblitze schätzte, die selbst die gewöhnlichsten Dinge in ein gänzlich neues Licht zu tauchen vermochten, bewunderte ich die Unabhängigkeit, mit der er über den Dingen schwebte. Im Gegenzug schien er sich nach ein wenig unbeschwerter Normalität zu sehnen. "Mensch Heilant, manchmal wünschte ich mir ein bisschen deiner Selbstzufriedenheit", hatte er mehr als einmal ausgerufen, ganz so, als strahlte ich die Unbekümmertheit des Einfältigen aus. Für einen, der zu Höherem berufen war, mochten Glück oder Zufriedenheit unbedeutende, vielleicht sogar hinderliche Dinge sein.
    So hatten wir uns aneinander herangetastet. Nach wenigen Tagen hatte er meinen Besuch erwidert, und bald verabredeten wir uns regelm äßig, um mittags oder abends in der Mensa zu essen. Manchmal versackten wir auch in einer unserer Stammkneipen im überschaubaren Radius der Altstadt, wenn zu fortgeschrittener Stunde Alessandra zufrieden und, wie wir wussten, alleine im Bett lag. Hinzu kam, dass die Schnelllebigkeit jener Wochen alles beschleunigte und intensivierte. Manch eine tiefe Beziehung, zu der es vorher Monate oder gar Jahre bedurft hätte, entwickelte sich innerhalb weniger Tage.
    Selbst das gemeinsame Werben um Alessandra verband uns mehr, als dass es uns trennte. Es war mehr wie ein sportlicher Wettkampf, bei dem es darum ging, wer sie als erster herumkriegte. Niemand hätte dem anderen den Erfolg missgönnt. Ich glaube nicht, dass zu jenem Zeitpunkt einer von uns in sie verliebt war und an etwas Ernsteres dachte. Zudem gab es andere, bereitwilligere Genossinnen, bei denen wir uns trösten konnten.
    Vor allem Altomonte nahm diese Gelegenheiten wahr, wann immer sie sich ihm boten. So asketisch und über den weltlichen Verlockungen stehend er sich gab, war er mancherlei Exzessen durchaus zugeneigt. Er rauchte wie ein Besessener, trank reichlich, und lief den Frauen hinterher, als habe er nur noch ein paar Monate zu leben.
    Wenn wir nicht gerade

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