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Die Himmelsleiter (German Edition)

Die Himmelsleiter (German Edition)

Titel: Die Himmelsleiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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hatten, das er vorher geschickt hatte anklingen lassen?
    Doch zu meiner Erleichterung sagte er: "Herr Heilant, nichts liegt uns ferner, als Sie korrumpieren zu wollen." Er war fast beleidigt, dass ich ihn solch finsterer Machenschaften verdächtigte. "Im Gegenteil, uns liegt viel an ihrer politischen Integrität und, ähm, Glaubwürdigkeit. Wir möchten Sie ermutigen, Ihren heilsamen Einfluss auf Frau Miraio weiter auszuüben." Ich bezweifelte, ob ich jemals Einfluss auf Alessandra gehabt hatte. Inwiefern ich jetzt mäßigend auf sie hätte einwirken können, war mir schleierhaft. "Nein, nein", er lachte, "Seien sie nicht so bescheiden! Machen Sie nur so weiter!" Er wurde wieder ernst. "Treffen Sie sich mit ihr, wenn sie das möchte! Sprechen Sie mit ihr! Lassen Sie den Kontakt nicht völlig abbrechen! Das ist das, was ich Ihnen ans Herz legen möchte." Ich hätte volle Rückendeckung und bräuchte mir keine Sorgen um mögliche Konsequenzen zu machen. "Und vergessen Sie nicht, Sie arbeiten nicht für uns, Sie haben keinerlei Auftrag, Sie können tun und lassen, was Sie wollen. Wir vertrauen Ihnen."
    "Ich m öchte, dass Sie mir jetzt gut zuhören." Ich hatte einen Teil meiner Fassung zurückgewonnen. "Ich halte nichts vom bewaffneten Kampf, nicht hier und nicht heute. Der Terrorismus ist ein schwerer, für mich persönlich sogar ein tragischer Fehler. Das können Sie meinetwegen zu den Akten nehmen. Noch weniger halte ich aber von Ihnen und Ihresgleichen. Spielen Sie weiter Räuber und Gendarm, aber lassen Sie mich bitte aus dem Spiel!"
    Traurig sch üttelte er den Kopf. "Herr Heilant, ich fürchte, Sie haben noch nicht ganz verstanden. Sie glauben immer noch, Sie könnten sich raushalten, glauben, das alles ginge Sie nichts an. Aber Sie stecken schon mittendrin. Es gibt keinen dritten Weg. Es gibt keine Neutralität in diesem Kampf, kein Niemandsland. Es gibt nur die oder uns . Es gibt zwei Seiten, und Sie entscheiden sich für die eine oder die andere. Ich weiß, es ist schwer für Sie", er spielte seine Rolle gut, halb Seelsorger, halb Lehrer, ein wenig gutmeinender Vater, "Aber Sie können es drehen und wenden wie Sie wollen, irgendwann werden Sie immer an diesen Punkt kommen."
    Das klang vertraut in meinen Ohren. Wie hatte Alessandra gesagt: Entweder du bist Mensch oder du bist Schwein. Auf fatale Weise hatten sich J äger und Gejagte angeglichen. Es gab keinen Platz für Zuschauer, für Unbeteiligte, für Andersdenkende. Erbarmungslos zwangen sie jeden in die Logik ihres Zweikampfes. Vielleicht hatten sie beide recht, Ernst wie Alessandra, vielleicht musste ich mich irgendwann entscheiden.
    "Nein", ich versuchte die Beklemmung hinunterzuschlucken, die sich in meiner Kehle angesammelt hatte. Zum ersten Mal f ühlte ich, wie tief ich schon in diesem Sumpf steckte. "Niemand kann mir eine solche Entscheidung aufzwingen."
    Als sei ich ein trotziges Kind, das fr üher oder später doch einsichtig werden wird, sagte er milde: "Niemand kann und will Sie zwingen, Herr Heilant. Sie haben sich schon entschieden. Und Sie wissen es."

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ …
     
    Der Freitag kam schneller als bef ürchtet. Ich hatte mich beruhigt, hatte meine innere Aufmerksamkeit auf das näherkommende Wochenende gebündelt, wie ich es als Kind mit Weihnachten oder dem bevorstehenden Geburtstag getan hatte. So war, neben der Vorfreude, nur wenig Raum für andere, ungute Gefühle geblieben.
    Die vor übergehende Ruhe hatte ich genutzt, um ein wenig zu arbeiten. Mit dem Exposé für eine längere Reportage über das Europäische Institut war ich allerdings nicht besonders zufrieden. Es fehlte noch der entscheidende Aufmacher. Auch die Bach-Akte hatte ich mir vorgenommen. Chloés sanfter Tadel hatte mich aufgerüttelt. Ich meinte sogar, ein Stück weitergekommen zu sein. So zusammenhangslos die einzelnen Notizen zunächst erschienen, offenbarte sich, ließ man sie in Ruhe auf sich wirken, eine seltsame Symmetrie. Auch hier fehlte noch das entscheidende Bindeglied, aber zumindest schien mir die Bach-Spur mehr Sinn zu machen als zuvor.
    Am Vorabend hatte ich Montaigne zu einer erneuten Partie Schach bewegen wollen, was mir sicherlich gelungen w äre, hätte ich ihn erreicht. So war ich im Kino gewesen - bezeichnenderweise in einem James Bond-Film -, ohne mich allerdings allzu sehr mit dem Hauptdarsteller identifizieren zu können. Immerhin war Chloé sowohl schöner als auch intelligenter als alle Gespielinnen des smarten Agenten.
    Es war fr

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