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Die Himmelsleiter (German Edition)

Die Himmelsleiter (German Edition)

Titel: Die Himmelsleiter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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üher Nachmittag als sie anrief. Von dem morgendlichen Einkaufsbummel und der anschließenden üppigen Mahlzeit im Edelweiß ermüdet, lag ich in meinem Hotelbett. Angenehm schläfrig döste ich vor mich hin und nahm träumend vielleicht schon den nahenden Abend vorweg - ich erinnere mich nicht. Der ristretto , ein espressoartiger Kaffee, den ich nach dem Essen getrunken hatte, blubberte in meinem Magen, ohne mich zur kleinsten Aktivität bewegen zu können, wie im übrigen auch die Sonne, die durch die geschlossenen Fensterläden ein Netz leuchtender Linien ins Zimmer warf. Vielleicht hatte ich sogar schon richtig geschlafen, denn ich wäre beinahe aus dem Bett gefallen, als das Telefon läutete. Am Vorabend hatte ich den Apparat vor dem Duschen auf volle Lautstärke gestellt. Als ich Chloés Stimme hörte, meinte ich zunächst, sie wolle absagen, und ein Stich durchfuhr meine Brust, als wolle mein Herz sich frühzeitig verabschieden. Der Schreck machte mich schlagartig wach.
    Chloé hatte ein anderes Anliegen, und ich atmete auf. Wenn sie sich richtig erinnere, liege in der Akte auch ein Auszug aus dem EARN-Handbuch, begann sie. Am Vortag hatte ich das Manual in der Hand gehabt und, da es auf Italienisch geschrieben war, bald wieder weggelegt. Das habe sie auf eine Idee gebracht. Massimo habe einige Semester zuvor auch Lehrveranstaltungen an der Genfer Universität gehalten. Er war sogar Außerordentlicher Professor gewesen. Sie habe herausgefunden, dass seine alte Rechennummer noch nicht gelöscht worden sei. Man habe Altomontes Dateien auf dem Zentralrechner des Europäischen Instituts längst durchgesehen. Sie wisse aber nicht, ob man das auch mit jenen auf dem Unirechner gemacht habe. Ob ich nicht eben mal hinübergehen könne, es sei nicht allzu weit von meinem Hotel, um mir die Sache anzusehen? Ich könne ihr dann heute Abend berichten. Und, noch etwas, sie freue sich drauf.
    Folgsam stand ich auf, packte ein paar Unterlagen zusammen und machte mich auf dem Weg.
    Die Universität war tatsächlich nicht weit entfernt. Von Chloés Domizil in der Rue des Granges waren es ein paar Meter, und ich wunderte mich, warum sie nicht selbst hingegangen war. Auf jeden Fall hätte ich es auf dem Rückweg nicht weit. Die zentrale Verwaltung und ein paar der klassischen Fakultäten waren in einem großen, altehrwürdigen Kasten mit flügelartigen Anbauten untergebracht. Umgeben war das Ganze von einem kleinen Park. Zur Stadt hin grenzte das Reformationsdenkmal mit seiner länglichen Wasserfläche das Gelände ab. Linkerhand lag das Palais Eynard , ein wuchtiger Klotz, der von den langgestreckten Bastions eingerahmt wurde.
    Chloé hatte die Örtlichkeit gut beschrieben, und es bereitete mir keine Mühe, Pete zu finden, einen von Bells Assistenten, der mir alles weitere zeigen sollte.
    Pete war ein schlaksiger Kerl Anfang Drei ßig. Er war Amerikaner und begrüßte mich dementsprechend überschwänglich, auch wenn ihm seine Aufgabe offenbar eher lästig war. Während wir einen langen kalten Gang hinuntergingen, führten wir eine halbherzige Konversation über die Stadt und meine Arbeit. Schließlich schloss er ein fensterloses Räumchen auf, das mit Terminals und PCs vollgestopft war, erklärte mir, was ich zu tun habe, um die Anlage in Gang zu setzen, und stand schon in der Tür, als ihm einfiel, dass ich keine Zugangsberechtigung zum Zentralrechner hatte. Schnell kritzelte er einen Benutzercode auf einen alten Computerausdruck: BELLA.
    "Eigentlich hei ßt es Bell-A ", meinte er verlegen, "Sie verstehen schon, es gibt auch Bell-B , Bell-C usw."
    Bella , die Schöne, ich musste grinsen.
    Das Terminal wartete auf meine Eingabe, und ich versuchte, mir die wichtigsten Befehle in Erinnerung zu rufen. Schlie ßlich gab ich Bells Code ein. Das Passwort wurde abgefragt, und ich war eingeloggt.
    Mit BELLA war ich ein richtiger Superuser und hatte Zugang zu den Dateien der gew öhnlichen Benutzer.
    Die n ächsten zwei Stunden verbrachte ich damit, Altomontes Plattenspeicher durchzusehen. Auf seiner Nummer fand ich zwei Dutzend Dateien. Wie sich zeigte, gab es drei Arten von Files. Sie hießen DATA, MAIL oder LOG und waren durchnummeriert. Altomontes versteckter Hang zur Ordnung erstaunte mich. Einzig die MAIL-Dateien schienen verwertbares Material zu enthalten. Alle hatten den gleichen Aufbau:
     
    HELO UCLA.BITNET
    TICK 0001
    VERB ON
    MAIL FROM
    RCPT TO:
    DATA
    Date: Thu, 13 jun 85

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