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Die Himmelsmalerin

Die Himmelsmalerin

Titel: Die Himmelsmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Rosenberger
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wär’s mit uns beiden, junger Herr?« Eine dicke Dunkelhaarige, deren Brüste fast aus dem Mieder ihres gelben Kleides rutschten, machte Kilian schöne Augen. Dann fiel ihr Blick auf Valentin. »Ah, da ist ja der Murner.« Sie lachte ein dunkles, heiseres Lachen. »Du bist wieder frei. Da wird sich die kleine Lena Glasmalerin ja freuen.«
    »Du bist Berthe?«
    Sie nickte und ließ ihre dunkel umrandeten Augen über ihn wandern. »Wenn du wieder sauber bist, kannst du mich mal beehren. Ich mach dir einen Sonderpreis. Und der da ist der Bruder Kilian, aber der darf ja nicht … oder will er nicht?«
    Kilian wurde flammend rot. Valentin nahm seinen ganzen Mut zusammen und trat so nah an sie heran, dass ihm ihr süßer Duft in die Nase stieg. »Lena«, sagte er leise. »Sie ist verschwunden. Wahrscheinlich hält sie der Mörder gefangen.«
    Berthe wurde blass unter ihrer dicken Schminkeschicht. »Das ist nicht gut, nein. Gar nicht gut. Aber ich werde die Ohren aufhalten. Ich höre allerlei. Und dann finde ich schon einen Weg, wie ich dich erreichen kann.«
    »Danke«, sagte Valentin und ließ sich von Kilian weiterziehen, der schwer atmend um seine Fassung kämpfte. »Unkeusche Weiber!«, stieß er hervor.
    Valentin stieß ihn an. »Das war nur ein Angebot, Mann. Du musst es ja nicht annehmen.«
    »Das werde ich auch nicht«, sagte Kilian. »Nie wieder!« Er warf einen Blick zurück auf die Zieglerschenke, in deren Fenstern Kerzenlicht stand. Ein Mann mit einer warmen Tenorstimme sang ein zotiges Lied, und eine Gruppe gut gelaunter Gäste fiel lachend und klatschend in die Melodie ein.
    »Der Junge ist heute hier gestorben«, flüsterte Kilian bitter. »Und schon wird wieder gefeiert.« Valentin zuckte die Schultern. »Wer soll auch um ihn trauern? Ein Gassenkind ist schnell vergessen.«
    »Er hatte niemals eine Chance«, sagte Kilian leise.
    »Er war ein kleiner Gauner. Niemand wird ihn vermissen.«
    Sie bogen nach rechts in die Heugasse ein, und der Lärm aus dem Gasthaus verklang mit jedem ihrer Schritte. Im Pfleghof der Bebenhausener Zisterzienser und in den umliegenden Häusern waren schon die Fensterläden geschlossen. Jemand spielte auf einer Laute, deren sanfte Töne in der Stille wie Kerzenflammen verloschen.
    Da zerriss ein Geräusch die Ruhe der Nacht. Irgendein Trunkenbold polterte mit Gewalt gegen die Tür des Fürstenfelder Pfleghofs. Es war so dunkel, dass sie nicht sehen konnten, wer es war.
    »Da hat einer eine sakrische Wut!« Kilian spähte nach dem Betrunkenen aus, der den Pater Pfleger mitten in der Nacht stören wollte.
    »Komm!«, sagte Valentin geistesgegenwärtig und zog seinen Freund in einen schmalen Durchgang schräg gegenüber des Pfleghofs. Später wusste er nicht, warum ihm in diesem Moment klar war, dass sich Gefahr über ihnen zusammenbraute wie ein Gewitter. Sie drückten mit dem Rücken gegen ein grob gezimmertes Tor, das hinter ihnen aufschwang, und schoben sich leise in einen Hof, in dem es durchdringend nach Mist roch. Durch die Latten des Verschlags sahen sie zwei Männer eilig auf den Eingang des Pfleghofs zugehen – zwei große, wie Ritter gerüstete Krieger, wie Valentin sogar in der Dunkelheit der Gasse erkennen konnte.
    »Welch Überraschung!«, sagte der eine in Richtung des Mannes, der noch immer gegen die Tür polterte, und zog seinen Helm ab. Eine Flut dunkler Haare fiel über breite Schultern. »Ich wollte Euch sowieso sprechen, Meister Jourdain.« Das Poltern hörte auf.
    Kilian neben ihm erstarrte. »Lionel!« sagte er leise, und Valentin schaffte es gerade noch, ihm die Hand auf den Mund zu drücken. Es war nur ein kleines Geräusch gewesen, eine Bewegung, die keine war, aber es reichte aus, dass die Hölle losbrach. Es begann ein ohrbetäubendes Quietschen und Grunzen. Verdammt! Sie hatten eine Horde Schweine aufgeweckt, deren Schlafplatz der Hof gewesen war!
    »Schlaft weiter, verdammt!« stieß Valentin hervor. Eine feuchte Schnauze schob sich in seine Kniekehlen und schnupperte.
    »Schhh, still!«, machte er verzweifelt und schlug mit seiner gesunden Hand nach dem grunzenden Borstenvieh.
    »Marquard, schau nach, was da los ist!« Die Stimme des Schwarzhaarigen klang befehlsgewohnt und selbstsicher. Ein Anführer sprach so.
    »Es ist der Mörder!«, flüsterte Kilian.
    »Was?«
    »Ja! Ein schwarzhaariger, großer Mann, der nicht Balduin von Stetten heißt.«
    Sie wichen zurück, so schnell sie konnten, traten dabei mindestens zwei empört quiekenden Schweinen

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