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Die Himmelsmalerin

Die Himmelsmalerin

Titel: Die Himmelsmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Rosenberger
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könnt. Und Ihr, meine liebe Lena, wie geht es Euch?«
    Sein Blick maß sie prüfend.
    »Mir geht es gut.«
    Bruder Thomas stellte das Tablett mit Kilians Tropfen ab und nahm ihre Hand. »Wenn etwas Schlimmes überstanden ist, freut man sich zunächst, dass man wieder daheim ist, aber irgendwann kommen schlechte Träume und Ängste. Wenn Ihr nicht vergessen könnt, was geschehen ist, sprecht mit mir.«
    Lena nickte ernst. Der Arzt für die Seele … Sie träumte im Moment überhaupt nicht, sondern holte den Schlaf nach, den sie in den Tagen in Gefangenschaft nicht gefunden hatte.
    »Doch eigentlich wollte ich Euch etwas ganz anderes fragen.« Thomas räusperte sich und strich über seinen grau gesträhnten Bart. »Was meint Ihr, würde mir Lionel wohl ein Glasfenster für die Krankenstation machen? Es kann natürlich auch von Konrad sein.«
    Lena blieb der Mund offen stehen. »Ein Armenbibelfenster?«
    Der Arzt lachte. »Nein, eine einfache Scheibe aus Klarglas genügt. So, wie Ihr sie benutzt, wenn Ihr die Glasstücke bemalt.«
    »Fensterscheiben, die gibt es in den ganz reichen, großen Städten schon«, sagte Kilian.
    »Ach so«, sagte sie perplex und dachte, dass sie von keiner Stadt wusste, die reicher war als Esslingen. Dann begann sie zu strahlen. Wenn das alles war, was Bruder Thomas sich zum Ausgleich für seine dauernde Unterstützung und mehrmalige Rettung verschiedener Leben wünschte, dann sollte er es haben.
    »Aber gerne«, sagte sie.
    »Dann können die Patienten hier nämlich die Sonne sehen«, sagte Kilian altklug. In diesem Moment betrat Valentin die Krankenstation, in seinem Schlepptau der schwanzwedelnde Streuner.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du den Hund in deiner Zelle lassen sollst«, beschwerte sich Bruder Thomas.
    Er hob beschwichtigend die Hände. »Da kann ich nichts machen. Der klebt schon den ganzen Tag an meinen Hacken.«
    »Nimm ihn am besten auf den Arm«, sagte Thomas. »Ich stehe damit zwar so ziemlich allein unter der Sonne da, aber ich glaube, dass es in einer Krankenstube auf Sauberkeit ankommt. Seit hier jeden Tag geputzt wird, habe ich deutlich weniger Fälle von Entzündungen.« Valentin schnappte sich den Kleinen und hockte sich neben Lena auf den Bettrand, von wo aus Streuner sich schnüffelnd aufmachte, die Bettdecke erkundete und es sich schließlich auf Kilians Knien bequem machte. »Du kannst ihn mir ruhig dalassen, als Fußwärmer ist er gerade richtig.«
    Valentin grinste. »Dafür brauche ich ihn selber.«
    Lena setzte sich zurecht und fragte: »Was war eigentlich mit dieser Maria von Brabant, von der alle sagen, dass ihre Ermordung den Roteneck zu seinem Attentat auf den König getrieben hat?«
    Kilian antwortete, wieder ganz in seinem Element. »Ohne Maria, Herzog Ludwigs erste Frau, würde es vor allem Kloster Fürstenfeld nicht geben. 1256 hat er sie erschlagen und musste deshalb entweder das Kloster stiften oder nach Jerusalem pilgern.«
    »So ein fauler Sack«, warf Valentin ein. »Hat sich für das Kloster entschieden.«
    »Aber wie konnte er seine eigene Frau ermorden?« Lena lief es vor Entsetzen kalt über den Rücken.
    »Sie und zwei Hofdamen. Er hat geglaubt, dass sie ihn betrogen hat. Aber der Brief, den sie an ihren vermeintlichen Liebhaber geschrieben hat, war in Wirklichkeit an ihn selbst gerichtet. Und darum gibt es Gerüchte, dass er sie über die Klinge springen ließ, weil er eine neue, lukrativere Ehe eingehen wollte.« Auf Kilians bleichen Wangen hatten sich zwei rote Flecken gebildet, und er atmete schwer.
    »Mach mal Pause«, sagte Lena.
    »Warte, jetzt will ich auch zu Ende erzählen«, keuchte Kilian. »Roteneck ist der Enkel einer der Hofdamen. Durch ihren Tod verlor ihre Familie ihre Besitztümer. Es steckt also irgendeine verzwickte Erbsache dahinter.« Er lehnte sich in sein Kissen zurück und holte tief Luft.
    »Aber dafür kann doch König Ludwig nichts«, sagte Lena. Kilian schüttelte den Kopf. »Roteneck fand wohl, dass hier die Regel ›Auge um Auge, Zahn um Zahn‹ gelten sollte. Und als Erstes hat er seinem Widersacher seine Krone gestohlen.«
    »Was?«, fragte Lena entsetzt.
    »Jedenfalls ist die Reichskrone seit einem Besuch von ihm verschwunden. Niemand hatte den Vorfall damit verbunden, aber jetzt sind sich alle einig, dass er sie genommen und am Wächter vorbeigeschmuggelt haben muss. Der Fürstenfelder Zisterzienser, der als Wächter für die Reichinsignien zuständig ist, wusste nicht, was passiert war, und sitzt

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