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Die Himmelsmalerin

Die Himmelsmalerin

Titel: Die Himmelsmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Rosenberger
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Pfannkuchen in die Pfanne zu schlagen. Und dann würde sie endlich baden …
    »Nun, Jungfer Lena«, begann von Hardenberg. »Ich sehe, dass Ihr die Konsequenzen Eures Handelns schon tragen musstet. Wer hat das getan, Euer Vater oder Euer Bräutigam?«
    Lena merkte, wie sie wieder einmal bis über beide Ohren rot wurde.
    »Ihr Bräutigam«, erklärte Renata leise.
    Hardenberg nickte.
    »Und«, fuhr er fort. »War Euer Besuch in der Höhle des Löwen wenigstens erfolgreich?«
    Ärgerlich stieß Lena mit dem Fuß gegen das Tischbein. »Wer weiß eigentlich noch nicht davon?«
    Hardenberg lachte. »Ihr seid das Stadtgespräch und habt damit Euren Freund Valentin in dieser Rolle abgelöst.«
    »Dann hat es ja wenigstens ein Gutes«, brummte Lena eigensinnig und nippte wieder am guten Luginslandwein, dem niemand etwas Stärkeres zugesetzt hatte.
    »Ihr habt meine Frage noch nicht beantwortet.«
    »Nein, mein Besuch war umsonst«, sagte sie bissig. »Aber ich habe nicht vor, jetzt schon aufzugeben. Dazu ist die Frage viel zu wichtig, was Pater Ulrich nachts außerhalb des Klosters getan hat.«
    Hardenberg nickte, als hätte er sich das auch schon gefragt. »Aber vielleicht solltet Ihr eines wissen: Am Tag, als Valentin seinen Meister zum Treffen in Eurem Haus begleitet hat, wurde er mittags unter Pater Ulrichs Zuhörern gesehen. Er stand in der zweiten Reihe, hat bei der Predigt zugehört und ist dann ganz plötzlich gegangen. Die Leute fragen sich, warum.«
    »So ein Gerede hat überhaupt nichts zu bedeuten«, warf Renata ein.
    »Ich frage mich nur, was Euch das angeht«, sagte Hardenberg und musterte Renata.
    »Und ich frage mich, ob der Spürhund des Herzogs in der richtigen Richtung schnüffelt«, gab sie schlagfertig zurück. Hardenberg lachte und erhob sich. Sein Schwert klirrte an seinen Beinschienen.
    »Nun.« Er schaute Lena direkt an, und sein Gesicht wurde hart. »Gebt acht auf Euch. Es ist sicher besser, dem Mörder nicht über den Weg zu laufen, wer es auch sein mag.«

16
    In den nächsten Wochen erholte sich Lena langsam von ihren inneren und äußeren Verletzungen. Dafür hatte sie jede Menge Zeit. Anstetter blieb zwar verschwunden, wofür sie Gott und allen Heiligen jeden Tag von Herzen dankte, aber ihr Vater hatte sie mit Hausarrest bestraft und der Obhut Marthas übergeben. Wieder lag eine Hitzeglocke über der Stadt und ließ Lena in der Küche schwitzen, wo sie Marmelade aus roten und schwarzen Johannisbeeren kochte, die ersten Zwetschgen zu Mus verarbeitete und lernte, wie man Unmengen von Bohnen trocknete und für den Winter haltbar machte. Nur Glas malen ließ ihr Vater sie nicht mehr. Anstetter musste vor seiner Abreise mit ihm geredet und ihm das Versprechen abgenommen haben, dass sie ihre Arbeit in der Werkstatt aufgab. Um wie viel er ihre Mitgift heraufgehandelt hatte, konnte sie nur ahnen, denn Heinrich schwieg sich darüber aus. Erst jetzt fühlte sie, wie sehr die Malerei ihr fehlte. Wenn Meister Luginsland mit Lionel, dem Altgesellen und den beiden Lehrbuben in der Werkstatt verschwand und sie selbst vor einer riesigen Schüssel mit Erbsen saß, fragte sie sich manchmal, ob man sich auch zu Tode langweilen konnte. Und von Valentin gab es noch immer keine Spur.
    Eines Tages, Lena schälte gerade eine Wanne voll früher Augustäpfel, öffnete sich die Küchentür, und herein trat Lionel, den sie in letzter Zeit nur von weitem zu Gesicht bekommen hatte. Fauchend sprang die Katze vom Tisch und begann, mit erhobenem Schwanz um seine Beine zu streichen. Ihre Kinder balgten sich vor der warmen Feuerstelle.
    »Schhhh«, machte der Neuankömmling und strich ihr über den Rücken.
    »Passt auf Euch auf.« Martha stand am Kessel und kochte eine nahrhafte Rindfleischsuppe. »Die Katze kratzt.«
    »Mich nicht«, sagte der Burgunder gleichmütig und wandte sich an Lena. »Madeleine, habt Ihr ein wenig Zeit für mich?«
    »Ja, natürlich!« Lena sprang auf und hätte dabei fast das Schneidebrett mit den Apfelstücken vom Tisch gerissen.
    »Vorsicht.« Lionel hielt es mit beiden Händen auf der Tischplatte fest.
    Aber Lenas Augen hingen nur an Marthas Mund. »Bitte, sag nicht nein!«, flüsterte sie.
    »Geh nur, Mädel!«, sagte Martha. »Aber sei vor der Dunkelheit wieder zurück!«
    Juhu, dachte Lena. Das bedeutete jetzt im Sommer mindestens fünf oder sechs Stunden Freiheit.
    Im Hof atmete sie einmal tief durch. »In der Küche komme ich vor Hitze schier um«, sagte sie. »Und ganz nervös werde ich

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