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Die Himmelsmalerin

Die Himmelsmalerin

Titel: Die Himmelsmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Rosenberger
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dazu sagen werden, ist Euch wohl egal.«
    »Genau!«, sagte Lionel fröhlich.
    Lena trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Habt Ihr etwas von Eurem Freund Valentin Murner gehört?«, wandte sich Pater Thomas an Lena.
    Traurig schüttelte sie den Kopf. »Er ist noch immer verschwunden. Aber ich mache mir Gedanken, aus welchem Grund der Dominikaner wohl …«
    Lionel drehte sich abrupt um. »Madeleine, könntet Ihr mir bitte aus der Küche einen Krug frisches Wasser bringen?«
    »Ja, natürlich.« Lena drehte sich um, stolperte über ihre eigenen Füße und verließ den Zeichenraum.
    Der Tag war frischer als der gestrige. Über dem Hof stand ein blankes, blaues Himmelsviereck. Darunter lag Marthas duftender Blumengarten noch im Schatten. Zwischen helllila Astern und rotgoldener Kapuzinerkresse hockte Sanna und streichelte einen kleinen Hund.
    »Streuner! Streunerle!« Lena stürzte zu ihm hin und legte ihre Hand auf den schmalen, spitzen Kopf des schwarzweiß gefleckten Kerlchens. Tränen traten in ihre Augen.
    »Lena, kennst du den denn?«, fragte Sanna.
    »Ja, natürlich, er gehört einem Freund von mir.«
    Eigentlich stimmte das nicht ganz. Streuner war der Baustellenhund der Liebfrauenkapelle, der nachts die Baustelle gegen unliebsame Besucher verteidigen sollte und tagsüber zwischen den Bauleuten nach etwas Essbarem suchte. Er war zwar als Wachhund etwas klein geraten, aber Meister Heinrich Parler hatte einen Narren an ihm gefressen, denn Fremde verbellte der kleine Kerl zuverlässig. Und als Valentin seine Lehre begann, folgte ihm Streuner so konsequent, als hätte er sein lang vermisstes Herrchen wiedergefunden – so lange, bis Valentin verschwand und Streuner mit ihm.
    Lena vergaß den Auftrag, den Lionel ihr gegeben hat- te, raffte ihre Röcke, rannte zurück zur Werkstatt und trat über die Schwelle. »Meister Lionel, Bruder Thomas«, rief sie. »Da draußen sitzt Streuner.«
    »Wer?« Lionel, der gerade begonnen hatte, die Architekturen im Hintergrund zu bemalen, hob unwillig den Kopf.
    »Valentins Hund!«
    »Lasst sehen!« Bruder Thomas wandte sich neugierig zur Tür. »Tatsächlich. Da sitzt so ein kleiner Köter zwischen den Blumen. Ein Mädchen streichelt ihn selbstvergessen, und er scheint es zu genießen.«
    »Welch ein Idyll!« Lionel stand auf und schaute ebenfalls aus der Tür. »Seid Ihr sicher, dass es keine schwarzweiß gefleckte Ratte ist?«
    Streuner erhob sich, wedelte mit dem Schwanz und kläffte leise in ihre Richtung. Lionel ging in aller Seelenruhe wieder an die Arbeit.
    Lena stemmte zornig die Hände in die Seiten. »Begreift Ihr nicht, was das bedeutet?«
    »Nein, nur dass ich dieses Glasbild heute noch fertig malen muss«, sagte er gallig. »Und eigentlich war Eure Hilfe dabei eingeplant.«
    »Dann seid Ihr dümmer, als ich dachte.« Lena redete sich in Rage. »Da draußen sitzt Streuner, der ebenso lange verschwunden war wie Valentin. Vielleicht weiß der Hund, wo er ist.«
    Lionel schaute sie spöttisch an. »Ihr könnt ihn ja mal fragen.«
    Plötzlich öffnete sich die Tür. Renata stand auf der Schwelle. Sie sah mitgenommen aus, unter ihren dunklen Augen lagen tiefe Schatten, und einige Haarsträhnen hatten sich aus ihrer sonst so ordentlich gesteckten Haube gelöst.
    »Lena, Meister Lionel, seid Ihr da? Ich muss dringend …«
    Als sie Bruder Thomas sah, gefror ihr das Wort auf Zunge. Dann schien sie einen Entschluss zu fassen, straffte sich und trat ein.
    »Ehrwürdiger Vater.« Sie begrüßte den Mönch, der den Kopf kaum merklich neigte und dann seine Hand zum Segen erhob.
    Lena stand auf und schloss ihre Freundin in die Arme. »Schön dich zu sehen. Was führt dich zu uns?«
    Renata schaute sie prüfend an. »Ich muss etwas sehr Wichtiges mit euch besprechen. Ich weiß nur nicht, ob Vater von Mühlberg das wirklich hören will.«
    Der Mönch zog seine Kutte glatt und richtete den Strick mit den drei Knoten, der ihm als Gürtel diente, mittig aus. »Ich wollte sowieso gerade gehen.«
    Lionel drehte sich um. »Thomas von Mühlberg ist vollständig vertrauenswürdig, Frau Renata.«
    Verwirrt schaute Lena von einem zum anderen.
    »Meinetwegen. Bleibt!« Renatas braune Augen trafen sich kurz mit Bruder Thomas’ grauen. Sie nahm auf einem der Schemel Platz, die sonst die Lehrjungen benutzten. »Ich war schon bei Martha«, sagte Renata. »Sie sagte mir, dass du wieder Glas malen darfst, Lena. Wie schön für dich.«
    »Dank Meister Lionel.«
    »Aber deshalb bin ich nicht

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