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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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buschigen Brauen verborgenen Augen blitzte ein Ausdruck auf, den Arri nur als reine Wut bezeichnen konnte, obgleich sie dieses Gefühl nicht im Mindesten verstand. Dann presste er die Lippen aufeinander, und sie konnte regelrecht sehen, wie er eine Menge wenig freundlicher Worte herunterschluckte, die für sie bestimmt gewesen waren.
    »So schlimm ist es nicht«, antwortete Kron an seiner Stelle, und das mit einer Stimme, die sich so anhörte, als kämpfe er mit aller Macht darum, sich noch auf den Beinen zu halten. Wahrscheinlich kam das der Wahrheit auch ziemlich nahe, wie Arri jetzt, wo sie unmittelbar vor ihm stand, erkannte. Sie sah, dass er den verletzten Arm nicht wirklich gegen den Leib presste, sondern mit einem groben Strick daran festgebunden hatte.
    »Was mischst du dich ein?«, fauchte eine Stimme hinter ihr, die sie als die des Fischers Rahns erkannte, ohne sich zu ihm umdrehen zu müssen.
    »Vielleicht hat sie ja Recht«, murmelte Grahl zu ihrer Überraschung. Diese unerwartete Zustimmung hinderte ihn nicht daran, Arri noch einmal mit einem kurzen, fast angewiderten Blick zu streifen. Dann jedoch wandte er sich direkt an seinen Bruder. »Geh mit ihr. Ihre Mutter soll sich um deine Wunde kümmern. Wenn sie hierher kommen, brauchen wir jeden Mann, um zu kämpfen.«
    Kämpfen?, dachte Arri alarmiert. »Aber was ist denn geschehen?«, murmelte sie.
    »Das geht dich nichts an«, sagte Grahl grob. »Wir bringen meinen Bruder jetzt zu deiner Mutter. Sie muss ihn schnell gesund machen. Wir sind alle in großer Gefahr.«
    »Ich helfe dir«, sagte Rahn. Ungeduldig drängte er sich an Arri vorbei, wobei er natürlich die Gelegenheit nutzte, ihr einen so derben Stoß zu versetzen, dass sie fast gestürzt wäre, und streckte Kron die Hände entgegen, doch der Jäger schlug diese mit dem unversehrten Arm beiseite.
    »Ich kann schon noch allein gehen«, knurrte er.
    Rahn trat beleidigt zurück, und auch die anderen machten dem groß gewachsenen Jäger hastig Platz. Kron war dafür bekannt, manchmal ohne wirklichen Grund die Fäuste fliegen zu lassen, und dass er verletzt war und sichtlich Mühe hatte, sich überhaupt auf den Beinen zu halten, machte ihn eher noch reizbarer. Arri trat gehorsam an seine Seite und wandte sich ab, um vorauszugehen, blieb aber nach zwei Schritten wieder stehen und drehte sich noch einmal zu dem jungen Fischer um. Rahn trug wie die meisten Männer im Dorf Beinkleider, lief aber bis weit in den Winter hinein mit nacktem Oberkörper herum, damit auch jeder sehen konnte, wie muskelbepackt und breit gebaut er war - nach Arris Empfinden eindeutig ein Ausgleich dafür, dass sein Verstand nur mit Mühe und Not mit den Fischen mithalten konnte, denen er tagein, tagaus mit dem unterschiedlichsten Fanggerät nachstellte.
    »Du kannst uns helfen«, sagte sie und deutete auf den leeren Krug. »Wir brauchen Wasser. Meine Mutter braucht immer viel Wasser, um eine Wunde zu versorgen.«
    Rahns Augen wurden schmal. Arri war fast sicher, dass er sich in diesem Moment einfach auf sie gestürzt hätte, hätte nicht das ganze Dorf um sie herumgestanden; aber auch so konnte sie ihm ansehen, wie schwer es ihm fiel, es nicht zu tun. Dennoch fuhr sie mit einem zuckersüßen Lächeln fort: »Ich kann ihn auch selbst tragen, aber dann dauert es länger, bis wir bei meiner Mutter sind und Kron von seinen Schmerzen erlöst wird.«

4
    Kaum hatten sie das letzte, abschüssige Stück des Weges in Angriff genommen, da kam ihnen auch schon Lea entgegen. Ihre Miene verfinsterte sich, als sie sah, wer sich in Begleitung ihre Tochter befand.
    Mit großen Schritten und kampflustiger Miene erreichte sie die vier, bevor sie den halben Weg zur Hütte zurückgelegt hatten. Sie sagte nichts, aber zwischen ihren silberfarbenen Brauen entstand angesichts des Wasserkrugs, den der vorneweg gehende Rahn trug, eine steile Falte, und der Blick, mit dem sie Arri maß, enthielt eine unausgesprochene Frage, auf die sie zwar in diesem Moment sicherlich keine Antwort haben wollte, später dafür aber umso gewisser.
    »Was ist geschehen?«, fragte Lea, wobei ihr Blick bereits kundig über Krons Gestalt und vor allem den verbundenen linken Arm tastete und dann seine Augen suchte. Aus einem Grund, den Arri nie wirklich verstanden hatte, sah ihre Mutter den Leuten, die mit einer Krankheit oder einer Verletzung zu ihr kamen, immer zuallererst und sehr lange in die Augen.
    »Mein Bruder ist verletzt«, antwortete Grahl. »Sein Arm.«
    »Das sehe
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