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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fort. »Aber darauf solltest du dich besser nicht verlassen.«, »Ach ja, und warum nicht?«
    »Weil ich nicht glaube, dass sie dazu in der Lage ist.«
    »Wieso?«
    »Du weißt, wo wir hier sind?«, fragte Rahn, statt direkt zu antworten.
    Natürlich wusste Arri das. Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein.«
    »Goseg. Und du weißt, was Goseg ist?«
    »Nors Heiligtum«, antwortete Arri. »Der große Tempel, in dem er und die anderen Priester zu den Göttern sprechen.«
    »Ja, auch das«, sagte Rahn. Seine Stimme klang plötzlich belustigt, allerdings auf eine Art, als halte er noch eine wenig angenehme Überraschung für Arri bereit und freue sich insgeheim schon darauf, sie ihr unter die Nase zu reiben. »Warst du schon einmal hier?« Arri wusste, dass er die Antwort auf diese Frage genauso gut kannte wie sie, aber sie tat ihm trotzdem den Gefallen, den Kopf zu schütteln. »Dann weißt du wohl auch nicht, dass Goseg zwar ein mächtiges Heiligtum ist, zugleich aber auch eine gewaltige Festung«, fuhr Rahn fort. »Deine Mutter kann dich hier nicht heraushauen.«
    »Und?«, fragte Arri. Worauf wollte er hinaus?
    »Du verstehst es immer noch nicht, wie?«, seufzte Rahn. »Nicht einmal deine Mutter kann dich hier gewaltsam herausholen. Dazu brauchte sie ein ganzes Heer. Und wir waren einen ganzen Tag und fast zwei Nächte unterwegs, um hierher zu gelangen. Wenn deine Mutter also in der Lage wäre, dich zu befreien, dann hätte sie es wohl auf dem Weg hierher getan, statt abzuwarten, bis die Männer dich in Nors Festung brachten.«
    Arri starrte ihn finster an. »Du willst mir Angst machen.«
    »Ich will nicht, dass du dir falsche Hoffnungen machst«, sagte Rahn. »Deine Mutter wird nicht kommen, um dich zu retten. Jedenfalls nicht schnell genug.«
    »Hast du nicht gerade erst lang und breit versucht, mich vom Gegenteil zu überzeugen?«, fragte Arri. Ob Rahn es nun beabsichtigt hatte oder nicht: Er hatte ihr Angst gemacht.
    Weil er nämlich Recht hatte.
    »Ich bin sicher, dass deine Mutter noch lebt.« Rahns Kleider raschelten, als er sich bewegte. »Aber sie wird nicht kommen, um dich zu retten.«
    »Und warum erzählst du mir das?«, fragte Arri patzig. »Wirst du mir gleich anbieten, mich laufen zu lassen, wenn ich dafür alles tue, was du verlangst?«
    Rahn seufzte. Der Laut klang. enttäuscht. »Selbst wenn ich so dumm wäre, das zu versuchen, würden wir nicht besonders weit kommen, fürchte ich.« Nach einem kurzen Moment und mit einem leisen Lachen, von dem Arri nicht sagen konnte, ob es nun boshaft oder einfach nur spöttisch klang, fügte er hinzu: »Außerdem: Warum sollte ich für etwas bezahlen, was ich mir sowieso jederzeit nehmen kann, wenn ich es will?«
    Das Rascheln, das Arri schon mehrmals gehört hatte, wiederholte sich und wurde nun deutlicher, und gleichzeitig bewegte sich der Schatten heftiger. Arri schielte unauffällig über den Rand ihrer Schale in Rahns Richtung und spannte sich zugleich, falls er sich auf sie zu stürzen gedachte, aber sie wusste auch, wie wenig sie Rahn entgegenzusetzen hatte. Er war doppelt so stark wie sie - mindestens -, und dass all die kleinen hinterhältigen Tricks, die ihre Mutter ihr beigebracht hatte, nicht jeden Unterschied in Kraft und Entschlossenheit wettmachen konnten, das hatte ihr Rahn vor gar nicht allzu langer Zeit schließlich auf ziemlich schmerzhafte Art und Weise deutlich gemacht.
    Und selbst, wenn es anders gewesen wäre - wie sollte sie sich wohl gegen ihn verteidigen, hier drinnen und mit einem Bein, das schon unerträglich wehtat, wenn sie es nicht belastete? Trotzdem versuchte sie sich unauffällig in eine Lage zu bringen, in der sie ihm wenigstens symbolisch Widerstand leisten konnte. Im allerersten Moment ging es sogar, dann bohrte sich ohne jede Warnung eine glühende Nadel aus reinem Schmerz durch ihr Knie, und Arri schrie auf, ließ die Schale fallen und krümmte sich.
    »Nicht so laut, habe ich gesagt!«, zischte Rahn. »Die Wachen!«
    Zugleich sprang er endgültig auf die Füße und war mit einer einzigen, fließenden Bewegung bei ihr, noch immer kaum mehr als ein Schatten, aber jetzt immerhin ein Schatten mit einem Gesicht. Einem Gesicht, auf dem Arri zu ihrem Erstaunen einen Ausdruck echter Sorge zu erkennen glaubte.
    Sie prallte erschrocken ein Stück weit von ihm zurück. wenigstens wollte sie es, doch der harte Stein in ihrem Rücken ließ es nicht zu. Unwillkürlich hielt sie den Atem an.
    »Was hast du?«, fragte Rahn. Arri

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