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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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später wieder Leid täte (und um ehrlich zu sein, weil sie immer noch verdammt hungrig war), hob sie die Schale und fuhr fort, den Rest des klebrigen Zeugs in sich hineinzuschaufeln. Was sie nicht daran hinderte, mit vollem Mund und nahezu unverständlich fortzufahren: »Stopfst du alle deine Freunde in einen Sack und zwingst sie, tagelang mit einem gebrochenen Bein zu marschieren?«
    »Sarn war sehr wütend darüber«, sagte Rahn.
    »Worüber? Dass du mir nicht auch noch die Füße zusammengebunden und mich wie ein erlegtes Schwein hinter dir hergeschleppt hast?«
    »Er hatte mir aufgetragen, dich zu töten«, antwortete Rahn. »Es war nicht leicht, ihn davon zu überzeugen, dass du lebend wertvoller für uns bist, solange deine Mutter noch am Leben oder zumindest in Freiheit ist. Sein Befehl lautete, dich zu töten, sobald wir deiner habhaft werden.«
    Diesmal stopfte sich Arri so viel von dem klebrigen Zeug in den Mund, dass sie fast glaubte, daran ersticken zu müssen, nur damit sie auf gar keinen Fall antworten konnte. Das Schlimme war, dass sie Rahn glaubte, obwohl sie sich mit aller Kraft dagegen sträubte, und sie hätte in diesem Moment lieber ihre eigene Zunge verschluckt, bevor sie das zugab.
    »Und um deine nächste Frage gleich zu beantworten«, fuhr Rahn fort, nachdem er offensichtlich eingesehen hatte, dass er keine Antwort mehr bekommen würde, »bisher ist es Nors Kriegern noch nicht gelungen, Lea einzufangen. Und ich bin auch ziemlich sicher, dass sie noch lebt.«
    »Warum?«, fragte Arri gegen ihren Willen und schalt sich im gleichen Atemzug eine Närrin. Was für eine Frage! Selbstverständlich war ihre Mutter noch am Leben, schon weil sie eben ihre Mutter war und somit gar nicht sterben konnte, weil Mütter grundsätzlich unsterblich waren.
    Arri hörte für einen Moment auf zu kauen. Was waren das für unsinnige Gedanken? Stirnrunzelnd musterte sie die fast geleerte Schale in ihrer Hand. Ob Rahn ihr etwas ins Essen gemischt hatte, das ihre Gedanken verwirrte?
    Nein, entschied sie. So schlau war Rahn nicht.
    Aber vielleicht ein anderer, der ihn geschickt hatte.
    Trotzdem aß sie nach kurzem Zögern weiter. Vergiftet oder nicht, sie würde sowieso verhungern, wenn sie nichts aß, und es war letzten Endes egal, was sie umbrachte. Rahn lachte, als hätte er ihre Gedanken erraten und fände sie genauso kindisch wie sie selbst. »Weil ich es Nors Kriegern nicht zutraue, deine Mutter zu finden, wenn sie selbst es nicht will. Jedenfalls hoffe ich es, um ihretwillen. Außerdem ist deine Mutter viel zu stur, um zu sterben, so lange du nicht in Sicherheit bist. Du kennst sie.«
    »Das habe ich nicht gemeint«, antwortete Arri. »Warum hast du mich nicht getötet, wenn Sarn es dir doch angeblich befohlen hat? Du tust doch sonst alles, was er von dir verlangt.« Das war schlichtweg nicht wahr, wie sie beide wussten. Außerdem überzeugte die Feindseligkeit in ihrer Stimme mittlerweile nicht einmal mehr sie selbst.
    »Ich kann dich verstehen«, fuhr Rahn fort. »Ich an deiner Stelle würde mir wahrscheinlich genauso wenig trauen. Aber das solltest du. Ich bin nämlich der Einzige, der noch auf deiner Seite steht.«
    »Sicher«, antwortete Arri spöttisch. »Deshalb hast du uns auch an Sarn verraten, nicht wahr? Oder hat er über Nacht das Spurenlesen gelernt?«
    »Er nicht«, antwortete Rahn, so ruhig und unaufgeregt, als hätte er ganz genau diese Frage erwartet und sich die Antwort sorgsam zurechtgelegt. »Aber die Männer, die Nor zu seiner Unterstützung geschickt hat. Und es war auch nicht so schwer, eurer Spur zu folgen. Ich glaube, selbst ich hätte es gekonnt, wenn es nötig gewesen wäre. Deine Mutter wird allmählich nachlässig. Oder ihr wart wirklich in sehr großer Eile.«
    Arri entging die verkappte Frage keineswegs, die sich in dieser scheinbar beiläufigen Feststellung verbarg, aber sie hütete sich, auch nur irgendetwas darauf zu sagen, sondern beugte sich tiefer über die Schale und tat so, als brauchte sie ihre gesamte Konzentration, um die einfache Aufgabe zu bewältigen, den zähen Brei aus der Schale in ihren Mund zu befördern - was der Wahrheit im Übrigen ziemlich nahe kam. Das bisschen Schlaf, das sie bekommen hatte, war keineswegs genug gewesen, um sie wirklich zu erfrischen, und ihre Gedanken bewegten sich immer mühsamer, statt allmählich in Schwung zu kommen, was sie doch eigentlich sollten.
    »Du rechnest damit, dass deine Mutter zurückkommt, um dich zu befreien«, fuhr Rahn

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