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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ist eine sehr kluge Frau, Arianrhod, aber zugleich auch sehr dumm.«
    »Ach?«, erwiderte Arri.
    »Dumm, weil sie wirklich geglaubt hat, ich hätte nicht gesehen, wie sehr sie dich liebt.« Seine Stimme wurde leiser, gewann aber zugleich auch an Eindringlichkeit und klang trotzdem beinahe sanft. »Deine Mutter würde jeden und alles töten, um dich zu beschützen, Arianrhod. Sie hat getötet, um dich zu beschützen, und sie würde es wieder tun, wenn es sein müsste. Sie hat sich mir hingegeben, nur damit du vor mir sicher warst. Sie war bereit, nicht nur alles aufzugeben, sondern unser ganzes Volk zu opfern, damit ihr Kind in Sicherheit ist. Denkst du wirklich, ich hätte auch nur einen Herzschlag lang geglaubt, dass sie mir dich gibt, ganz gleich, aus welchem Grund und welche Gegenleistung sie erwartet?« Er schüttelte heftig den Kopf. »Ich bin vielleicht nicht so klug wie deine Mutter. Vielleicht nicht einmal so klug wie du. Aber ich bin nicht dumm.«
    »Warum gehst du trotzdem das Risiko ein, mich zu warnen?«, erkundigte sich Arri verwirrt. »Wenn Nor erfährt, dass du hier bist.«
    ». wird er mich töten lassen, ich weiß«, unterbrach sie Rahn. »Deine Mutter hat etwas für mich getan, und ich stehe in ihrer Schuld. So einfach ist das. Es hat nichts mit dir zu tun.«
    »Und du willst mir nicht sagen, was?«
    »Nein«, antwortete Rahn. »Ich habe schon viel zu viel gesagt. Dir bleibt nicht mehr viel Zeit, dich zu entscheiden, also überlege dir gut, was du sagen willst, wenn Nor mit dir spricht. Manche Entscheidungen lassen sich nicht mehr rückgängig machen, weißt du?«
    Er wollte sich zum Gehen wenden, doch Arri hielt ihn mit einer raschen Handbewegung zurück. »Meine Mutter, Rahn«, sagte sie rasch. »Hast du etwas von ihr gehört?«
    Rahn zögerte gerade einen Augenblick zu lange, als dass seine Antwort wirklich glaubhaft gewesen wäre. »Nein. Nicht, seit wir das letzte Mal miteinander geredet haben. Es gibt Gerüchte, aber du weißt ja, wie die Leute sind.«
    »Was für Gerüchte?«, fragte Arri.
    »Die Üblichen«, erwiderte Rahn. »Man hat sie hier gesehen und dort, sie war schwer verletzt und lag im Sterben, dann wieder hat sie ganz allein ein Dutzend von Nors Kriegern verjagt.« Er schüttelte seufzend den Kopf. »Noch ein paar Tage, und jemand wird allen Ernstes behaupten, er hätte sie auf dem Rücken eines geflügelten Bären über den Himmel fliegen sehen.«
    »Aber sie ist noch am Leben?«, fragte Arri hastig. Plötzlich wollte sie nicht, dass Rahn ging. Er konnte ihr diese Frage so wenig beantworten, wie sie selbst dazu in der Lage war, aber sie wollte einfach reden. Mit einem Male hatte sie vor nichts mehr Angst als davor, allein zu sein. »Sie ist am Leben und.«
    »Und wird kommen, um dich zu befreien?« Rahn schüttelte heftig den Kopf. »Darauf solltest du dich besser nicht verlassen. Wenn sie dazu in der Lage wäre, hätte sie es längst getan, meinst du nicht auch?«
    »Vielleicht. vielleicht war die Gelegenheit nur noch nicht günstig«, stammelte Arri.
    »Ja, vielleicht«, sagte Rahn. »Obwohl ich mir kaum eine Gelegenheit denken kann, die ungünstiger wäre als jetzt. Wenn du also wirklich hoffst, dass deine Mutter im allerletzten Moment auftaucht, um dich mit Feuer und Schwert zu befreien, dann solltest du besser zu euren Göttern beten, dass sie tatsächlich über so große Zauberkräfte gebietet, wie Sarn behauptet.«
    Und damit wandte er sich endgültig zum Gehen, und Arri blieb allein zurück.
    Sehr allein.
    Rahn hatte es zwar gesagt, doch der Hohepriester kam nicht; weder unmittelbar nach ihm noch später. Die Tür ihres steinernen Gefängnisses blieb verschlossen, bis Arri das Gefühl hatte, die Zeit wäre endgültig stehen geblieben; oder Nor hätte entschieden, sie einfach hier drinnen zu lassen, bis sie verhungert oder verdurstet war. Erst nach einer schieren Ewigkeit hörte sie wieder das Scharren des Riegels, hob rasch den Kopf und fuhr sich noch rasch mit dem Handrücken über die Augen. Sie hatte geweint. Sie wusste nicht mehr, warum, aber ihre Augen waren verquollen und rot, und sie wollte nicht, dass Nor (oder gar Sarn!) sie so sahen.
    Es war nicht Nor, der kam, und auch nicht der Schamane aus ihrem Heimatdorf. Niemand betrat ihr Gefängnis. Arri wartete vergebens darauf, dass irgendetwas geschah, dann rappelte sie sich auf, fuhr sich abermals und diesmal mit der anderen Hand über das Gesicht und zog hörbar die Nase hoch, nachdem sie sich mit einem raschen Blick

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