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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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jagen?«
    »Weil er ein hinterlistiger alter Halunke ist, der sicherlich damit mehrere Dinge auf einmal erreichen will.« Als Arianrhod eine entsprechende Frage stellte, winkte Lea rasch ab. »Aber das spielt im Augenblick keine Rolle. Rahn war jedenfalls vollkommen aufgelöst und entsetzt darüber, was in Goseg geschehen war und was man dir anlastete - und sicherlich auch darüber, dass er nun selbst keine Gnade mehr von Sarn zu erwarten hat. Nachdem er uns erzählt hatte, was passiert war, konnten wir nicht mehr auf Verstärkung warten.«
    Arianrhod fragte sich, wen Dragosz eigentlich zu seinen Leuten geschickt hatte, behielt diese Frage aber wohlweislich für sich.
    Die Bäume wichen immer weiter auseinander und waren jetzt kleiner und von schlankerem Wuchs, sodass Arianrhod ihre Umgebung kaum noch wirklich als Wald bezeichnet hätte, und auf dem Kamm des Hügels, den sie nun hinaufritten, wuchsen nur noch ein paar einsame Schösslinge und dürres Gebüsch, das seinen Tribut an den bevorstehenden Winter bereits bezahlt hatte und fast nur noch aus blattlosen Ästen bestand. Kurz bevor sie den Kamm erreichten, ließ Lea Nachtwind anhalten, stieg ab und bedeutete auch Arianrhod mit einer Geste, von seinem Rücken zu klettern. »Hier werden wir auf Dragosz warten.«
    Arianrhod nickte nur flüchtig und glitt ebenfalls vom Pferderücken, um dann ein paar Schritte zu gehen, bis sie einen freien Blick auf das Tal hatte, das sich unter ihnen eröffnete. Es musste weitaus tiefer sein, als es auf den ersten Blick den Anschein gehabt hatte, denn es dauerte eine Weile, bis Arianrhod Dragosz auf der weißen Stute entdeckte, und dann war sie erstaunt, wie winzig er von hier oben aus wirkte. Die grünen Tupfen dort unten, von denen sie geglaubt hatte, es wären Büsche, mussten Bäume sein.
    »Und wo stecken Dragosz' Männer und die anderen?«
    Lea deutete ein Achselzucken an, aber sie klang nicht sonderlich beunruhigt, als sie antwortete. »Sie werden sich irgendwo versteckt haben. Rahn wird sich bestimmt keine weithin einsehbare Stelle suchen und darauf warten, dass irgendjemand über ihn stolpert.« Da sie zu spüren schien, dass diese Antwort Arianrhod nicht unbedingt überzeugte, fügte sie in einem bewusst beiläufigen Ton hinzu: »Wenn irgendetwas nicht in Ordnung wäre, würde Dragosz sofort wieder zurückkommen.«
    Arianrhod stellte diese Antwort nicht unbedingt zufrieden. Aber sie beschäftigte etwas ganz anderes. »Ist es wahr, was Nor über Dragosz und sein Volk erzählt hat?«
    »Was?« Ihre Mutter trat neben sie und blickte konzentriert nach vorn, aber Arianrhod spürte ihre plötzliche Anspannung.
    »Dass sie gekommen sind, um das Land zu erobern. Dass sie jeden töten und jedes Dorf niederbrennen, das sich weigert, sich ihnen zu unterwerfen.« Vielleicht war es der denkbar schlechteste Augenblick, diese Frage zu stellen, aber möglicherweise auch der letzte überhaupt. Und ihre Mutter zögerte ein bisschen zu lange für Arianrhods Geschmack, bevor sie antwortete, und sie tat es mit einer Bewegung, die typisch für sie war, wenn man ihr eine Frage gestellt hatte, auf die sie eigentlich nicht antworten wollte; eine Mischung aus einem Kopfschütteln, einem Achselzucken und einem unwilligen Schürzen der Lippen. »Wenn sie wirklich ein Volk von Mördern und Barbaren wären, meinst du, Dragosz hätte Grahl und Kron dann am Leben gelassen, nachdem sie ihn angegriffen haben?«, gab sie unwirsch zurück.
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage«, sagte Arianrhod.
    Lea wurde nun wirklich ärgerlich. »Ich weiß es nicht«, sagte sie scharf. »Und um ehrlich zu sein, wäre es mir im Augenblick auch vollkommen gleichgültig. Meinetwegen können sie Goseg bis auf die Grundmauern niederbrennen. Ich würde ihm keine Träne nachweinen. Du?«
    Arianrhod stellte überrascht fest, dass sie diese Frage nicht beantworten konnte. Sie hätte erwartet, dass sie aus dem Gefühl heraus klar mit Nein antworten würde, aber wenn sie an die schrecklichen Augenblicke des zurückliegenden Morgens dachte, dann tat sie das auf eine sonderbare Art, die sie sich selbst nicht erklären konnte. Natürlich waren es Bilder voller Furcht und Angst und unbeschreiblichem Schrecken, und natürlich hatte sie Sarn und Jamu und alle, die zu ihnen gehörten, in diesen Augenblicken aus tiefstem Herzen gehasst. Aber da war so viel Tod gewesen, so viel Leid und Schmerz, so viele Menschen, die nicht ihre Feinde gewesen waren. »Ich weiß es nicht«, antwortete

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