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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mein armer Schatz, wie kommst du denn auf diesen Gedanken? Von allen hier trägst du die wenigste Schuld, glaub mir.«
    »Aber wenn ich nicht.«, begann Arianrhod, doch Lea unterbrach sie sofort. »Alles wäre ganz genau so gekommen, glaub mir, ganz gleich, was du getan hättest oder auch nicht. Sarn hat das alles von Anfang an so geplant - vielleicht schon von dem Tag an, an dem wir damals in sein Dorf kamen.« Ein flüchtiges, sehr trauriges Lächeln huschte über ihr Gesicht und verschwand wieder, wie ein Schatten, der sie gestreift hatte. »Ich gebe zu, ich habe ihn unterschätzt. Die ganze Zeit über habe ich gedacht, Nor wäre unser eigentlicher Feind. Dabei war es in Wahrheit Sarn.«
    Und wenn dort, wo sie jetzt hingingen, auch wieder nur neue, womöglich noch gefährlichere Feinde auf sie warteten?, dachte Arianrhod. Sie kannte von diesem fremden Volk, zu dem sie nun unterwegs waren, nur Dragosz, und selbst aus ihm wurde sie nicht schlau.
    »Du hast Angst vor dem, was uns erwartet, nicht wahr?«, fragte Lea plötzlich.
    Arianrhod hob nur die Schultern. Was sollte sie sagen? Dass sie fürchtete, in der kalten, dunklen Jahreszeit verhungern zu müssen? Oder aber, dass sich Dragosz' Volk als ein Volk von Barbaren herausstellte, das sie zwar aufnahm, aber nur, um sich dann mit Gewalt von ihnen zu nehmen, was immer sie wollten?
    »Das kann ich verstehen«, fuhr Lea fort. Sie hatte nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet. Plötzlich wünschte sich Arianrhod nichts mehr, als dass ihre Mutter diesen allerletzten Schritt, der noch zwischen ihnen lag, tun und sie in die Arme schließen würde, sie einfach nur festhalten, ohne irgendetwas zu sagen, aber sie wusste auch, dass das nicht geschehen würde.
    Ein Gefühl bitterer Trauer breitete sich in ihr aus. Ihre Mutter war nicht herzlos, und wie sehr sie sie liebte und mit welch unerbittlicher Härte sie sie zu verteidigen bereit war, hatte sie mehr als einmal bewiesen. Doch seit sie ihr eröffnet hatte, dass sie nun kein Kind mehr sei, sondern eine Frau, hatte sich ihr Benehmen ihr gegenüber verändert. Obwohl sie es niemals laut ausgesprochen hatte, wusste Arianrhod doch, dass sie sich jetzt viel mehr bemühte, eine gute Freundin für sie zu sein, und nicht länger die allmächtige Mutter, und Arianrhod verstand auch, warum sie das tat. Aber verstand Lea denn nicht, dass sie keine Freundin wollte, sondern eine Mutter?
    Dragosz kam zurück. Er hielt noch immer das Schwert in der rechten Hand und hackte auch beim Verlassen des Waldes zornig auf die wenigen Äste ein, die seinem Wüten auf dem umgekehrten Weg irgendwie entgangen waren, und der Ausdruck auf seinem Gesicht war womöglich noch zorniger. Im allerersten Moment erschrak Arianrhod fast, denn sie nahm an, dass er hinter diesen Bäumen irgendetwas gesehen hatte, was mit ihren Verfolgern im Zusammenhang stand, dann aber streifte Dragosz' Blick Lea, und das Feuer in seinen Augen schien noch heller zu lodern.
    »Ja«, seufzte Lea, ganz leise, sodass Dragosz ihre Worte nicht verstehen konnte. »Ich fürchte fast, es wird eine Weile dauern, bis du dich an ihn gewöhnt hast.«
    Dragosz stapfte durch den Fluss, dass das Wasser fast bis zu seinen Schultern aufspritzte, und rammte das Schwert in den Gürtel zurück, während er auf dem diesseitigen Ufer heraufstieg. Seine Füße hinterließen große, nasse Abdrücke im Gras, und Arianrhod verspürte einen heftigen Anflug von Schadenfreude, als sie daran dachte, wie eisig das Wasser war und wie lange es dauern musste, bis seine Sandalen getrocknet waren. Allerdings hielt diese Schadenfreude nur so lange an, bis ihr aufging, dass sie in wenigen Augenblicken vermutlich selbst herausfinden würde, wie kalt das Wasser wirklich war.
    »Und?«, fragte Lea, als Dragosz heran war.
    »Der Weg geht auf der anderen Seite weiter«, brummte er. »Er scheint nicht sehr oft begangen zu werden, deshalb ist der Zugang auf dieser Seite auch beinahe zugewachsen. Aber nach ein paar Schritten wird es einfacher.«
    »Nicht nur ein bisschen schwieriger?«, vergewisserte sich Lea in Anspielung auf das, was Kron über den Hohlweg behauptet hatte.

34
    Dragosz antwortete gar nicht darauf, sondern funkelte sie nur an, fuhr dann mit einer abrupten Bewegung herum und ging zu Sturmwind. Lea sah ihm kopfschüttelnd nach, wie er sich auf den Rücken der Stute schwang, dann seufzte sie und gab Arianrhod mit einer Handbewegung zu verstehen, ihr zu folgen. Während Dragosz die Stute mit einer groben

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