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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sichtbar, und Arianrhod vergrub die Finger schon längst nicht mehr in seiner Mähne, um sich darin festzuklammern, sondern um sie zu wärmen. Sie fror selbst in dem dicken Umhang, den Lea ihr gegeben hatte, und wie sich ihre Mutter in dem dünnen, noch dazu an zahllosen Stellen zerrissenen Kleid fühlen musste, das wollte sie gar nicht wissen. Aus dem Abenteuer, zu dem ihr Weggang aus dem heimatlichen Dorf eigentlich hatte werden sollen, war längst nicht nur eine kopflose Flucht, sondern eine reine Tortur geworden.
    Irgendwann begann sich das Grau ringsum zu lichten. Die Bäume traten weiter auseinander, das Gewirr aus Ästen und Zweigen über ihren Köpfen wurde dünner, und dann ritten sie endlich wieder durch einen gewöhnlichen Wald und nicht mehr durch einen unheimlichen Tunnel, der in eine immer währende Nacht gebohrt worden war. Der Weg wurde breiter, und Arianrhod konnte erkennen, dass er tatsächlich nicht nur benutzt, sondern auch von denen, die es taten, sorgsam instand gehalten wurde. Hier und da erkannte sie einen Busch, der erst vor kurzer Zeit gestutzt worden zu sein schien, den Stumpf eines Astes, den jemand abgehackt hatte, damit er nicht über den Weg wucherte, und es gab kaum heruntergefallene Äste und Laub auf dem Boden. Einmal glaubte sie sogar die Spuren eines Ochsenkarren zu erkennen, dessen Räder sich unter dem Gewicht seiner Last in den Boden gegraben hatten, aber sie waren zu schnell vorbei, als dass sie sicher sein konnte. Wessen sie hingegen sicher war, das war, dass es Menschen in der näheren Umgebung geben musste. Dieser Weg war nicht von selbst entstanden, und ihn anzulegen und so sorgsam davor zu bewahren, dem unermüdlichen Ansturm der Jahreszeiten und des Waldes zum Opfer zu fallen, musste große Mühe kosten.
    Der Gedanke gefiel ihr nicht. Fast immer, wenn sie in letzter Zeit auf Menschen gestoßen waren, hatte es in einer Katastrophe geendet, und ganz gleich, wie weit sie die unermüdlichen Beine der Pferde bisher auch getragen haben mochten, sie befanden sich noch immer in der Nähe von Goseg. Menschen, auf die sie trafen, waren entweder Verbündete Gosegs oder nur allzu bald schon tot.
    Die Gedanken ihrer Mutter schienen auf ganz ähnlichen Pfaden zu wandeln, denn Arianrhod spürte, wie sie sich immer öfter umblickte. Sie machte zwar keine entsprechende Bemerkung (hauptsächlich wohl, um Arianrhod nicht zu ängstigen), doch schließlich ließ sie Nachtwind ein wenig weiter ausgreifen, bis sie an Dragosz' Seite angekommen waren. »Du solltest besser noch einmal vorausreiten. Dieser Wald gefällt mir nicht.«
    »Mir auch nicht«, sagte Dragosz übellaunig. »Ich hoffe, wir sind noch auf dem richtigen Weg und nicht etwa im Kreis geritten.«
    »Genau um das herauszufinden, sollst du ja vorausreiten«, erwiderte Lea trocken.
    »Du meinst, es reicht vollkommen, wenn einer von uns in einen Hinterhalt gerät?«, erkundigte sich Dragosz. Er wirkte noch immer missmutig und fast so, als wäre ihm diese Bemerkung gegen seinen Willen entschlüpft.
    »Ganz genau«, bestätigte Lea. Dann lachte sie. »Keine Sorge. Wir sind auf dem richtigen Weg. Ich möchte nur sicher sein, dass tatsächlich Rahn und die beiden anderen auf uns warten und nicht etwa Sarns Krieger.«
    Dragosz überlegte noch kurz, sichtlich wenig begeistert von diesem Gedanken, ergab sich aber dann mit einem Schulterzucken in sein Schicksal. »Warum nicht? Bei der Gelegenheit kann ich ja gleich auch nach den Männern Ausschau halten, nach denen ich geschickt habe.«
    Er schien darauf zu warten, dass Lea ihn für diesen Vorschlag lobte, und als das nicht geschah, ließ er Sturmwinds Zügel mit einer ärgerlichen Bewegung knallen und sprengte los.
    »Männer?«, erkundigte sich Arianrhod alarmiert. »Was für Männer?«
    »Krieger aus Dragosz' Stamm«, antwortete ihre Mutter. »Weißt du, eigentlich hatten wir nicht vor, ganz Goseg zu zweit anzugreifen. Dragosz hat einen Jäger aus seinem Volk, dem er zufällig begegnet war, zurückgeschickt, damit er Verstärkung holt. Sie ist sicherlich schon auf dem Weg und hätte nach Dragosz Schätzung eigentlich schon gestern Abend eintreffen müssen. Wir wollten so lange warten, aber dann kam Rahn plötzlich mit einem Ochsengespann herangerattert, auf dem Kron und Achk hockten, als würden sie von ihm zur Schlachtbank geführt.«
    »Ein Ochsengespann?«, fragte Arianrhod verwirrt. »Aber warum sollte Sarn ihnen ein Ochsengespann mit auf den Weg geben, statt sie in Lumpen aus Goseg zu

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