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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vorsichtig an den brutzelnden Brocken und wagte es lediglich, mit den Zähnen kleine Stücke davon abzureißen, die sie nahezu unzerkaut hinunterschluckte.
    Das Fleisch war alles andere als gut durchgebraten, und es schmeckte auch deutlich verbrannt. Arianrhod hatte auch keine Ahnung, was sie da eigentlich aß, dafür aber das sichere Gefühl, dass es auch nicht sehr viel besser geschmeckt hätte, hätte ihre Mutter es in aller Ruhe zubereitet oder sonst jemand, der wirklich etwas davon verstand und nicht nur zeit seines Lebens mehr oder weniger rohen Fisch gegessen hatte. Dennoch hatte sie das Gefühl, niemals etwas Köstlicheres bekommen zu haben.
    Schweigend und mit großer Konzentration aß sie das ganze Stück auf, das groß genug gewesen wäre, selbst einen kräftigen Mann von Rahns Statur satt zu bekommen, und leckte hinterher sogar noch den Ast ab, an dem ein wenig Bratensaft heruntergelaufen war. Rahn sah ihr mit stillem Vergnügen dabei zu, während sich auf Krons Zügen ein Ausdruck großer Verblüffung ausbreitete, als er sah, welche Portion sie ohne innezuhalten herunterschlang.
    Natürlich wurde ihr hinterher schlecht. Eigentlich schon, während sie aß, aber das störte sie nicht. Sie versuchte nicht, gegen das Gefühl anzukämpfen, sondern ignorierte es einfach und genoss stattdessen die Tatsache, sich zum allerersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr hungrig zu fühlen. Als sie endlich fertig war und alles, was sie noch von dem behelfsmäßigen Bratenspieß hätte ablecken können, seine verbrannte Rinde war, warf sie das Stöckchen ins Feuer, faltete umständlich die Beine auseinander (wobei sie streng darauf achtete, dass ihr Umhang geschlossen blieb) und ließ sich nach hinten und auf die Ellbogen sinken. Ihr war ein bisschen mulmig zumute. Wenn sie sich jetzt zu hastig bewegte, das wusste sie, dann würde ihr tatsächlich übel werden.
    Aber sie hatte auch gar nicht vor, sich zu bewegen. Stattdessen schloss sie die Augen, legte den Kopf in den Nacken und drehte das Gesicht so, dass sie die wärmenden Strahlen der Sonne spüren konnte. Sie würde jetzt einfach so sitzen bleiben und das Gefühl genießen, satt zu sein, nicht um ihr Leben fürchten oder vor irgendetwas oder irgendjemandem davonrennen zu müssen, und sich unter Freunden zu befinden. Vielleicht bis zum nächsten Frühjahr, oder auch dem darauf folgenden.
    Sie spürte eine Bewegung in ihrer unmittelbaren Nähe und öffnete träge - aber auch ein bisschen alarmiert - die Augen, doch es war nur Rahns Hand, die eine prall mit Wasser gefüllte Ziegenblase vor ihrem Gesicht schwenkte, sodass ihr Inhalt leise gluckerte. Dankbar griff sie danach, trank ein paar große Schlucke und stellte fest, dass das Wasser warm und ein wenig abgestanden schmeckte und nicht annähernd so köstlich wie jenes aus dem Bach, aus dem ihre Mutter und sie vorhin getrunken hatten.
    »Stimmt mit dem Wasser irgendetwas nicht?«, fragte Rahn, als sie ihm den Schlauch zurückreichte.
    Arianrhod lächelte flüchtig. »Nein, eher mit mir.«
    Rahn verknotete den Wasserschlauch sorgfältig wieder und blickte sie fragend an.
    »Ich stelle nur gerade fest, dass ich ziemlich undankbar bin«, fügte Arianrhod erklärend hinzu; was aber dem fragenden Ausdruck auf seinen Zügen nach zu urteilen anscheinend keine Erklärung war. A-rianrhod machte sich jedoch nicht die Mühe, noch weiter auszuholen, sondern stemmte sich seufzend ein wenig in die Höhe und lauschte einen Moment lang mit geschlossenen Augen in sich hinein. Ihr Magen revoltierte immer noch ein bisschen, und sie spürte deutlich, dass nicht nur Männer von Zeit zu Zeit allein in den Wald gehen mussten, wie Rahn es gerade ausgedrückt hatte, sondern auch sie, und zwar bald; aber im Augenblick war sie viel zu träge, um eine solch gewaltige Anstrengung auf sich zu nehmen.
    »Und jetzt erzähl uns von deinen Abenteuern«, verlangte Achk plötzlich. Arianrhod sah ihn einen Atemzug lang verwirrt an. Was wusste dieser Blinde von Abenteuern? Er war niemals aus seinem heimatlichen Dorf herausgekommen, auch nicht, als er noch sehen konnte. Sie schüttelte den Kopf, bevor ihr einfiel, dass Achk die Bewegung ja nicht sehen konnte.
    Er musste sie aber gespürt haben, denn er zog eine Grimasse, und seine Stimme wurde quengelnder. »Du musst uns sagen, wie es dir ergangen ist«, beharrte er. »Wie bist du entkommen? Was wollten sie dir antun?«
    Arianrhod setzte zu einer scharfen Entgegnung an, fing aber dann im letzten

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