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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schon. Ich habe noch mit Dragosz zu sprechen.«
    Das war deutlich genug. Arianrhod sah ihre Mutter verunsichert an, aber dann wandte sie sich mit einem beleidigten Ruck um und ging zu Kron und dem Blinden zurück, die hinter dem abgeschirrten Wagen auf sie warteten.
    Der Duft von gebratenem Fleisch drang ihr in die Nase, noch bevor sie den Wagen ganz umrundet hatte, und ließ ihr das Wasser im Munde zusammenlaufen. Sie ging schneller und musste sich beherrschen, um die letzten Schritte nicht zu rennen.
    Rahn und die beiden anderen saßen mit untergeschlagenen Beinen in einem Dreiviertelkreis dergestalt um das Feuer herum, dass noch ein Platz frei blieb. Die Flammen züngelten jetzt so hoch, dass Arianrhod die Wärme bereits spüren konnte, als sie noch etliche Schritte davon entfernt war. Der Fischer hatte ein gewaltiges Stück Fleisch an einem Stock aufgespießt, den er in die prasselnden Flammen hielt und dabei langsam von rechts nach links und wieder zurückdrehte. Obwohl es noch roh und an einigen Stellen sogar blutig war, wurde aus ihrem nagenden Hunger pure Gier, sodass sie all ihre Selbstbeherrschung aufbringen musste, um Rahn den Stock nicht aus der Hand zu reißen und die Zähne in das Fleisch zu graben. Vielleicht hätte sie es sogar getan, wären die beiden anderen nicht dabei gewesen.
    So fuhr sie sich nur mit der Zunge über die Lippen und steuerte den frei gebliebenen Platz am Feuer an. Rahn schenkte ihr ein Lächeln, an dem sie erkennen konnte, wie deutlich er ihr ihren Hunger ansah, und auch Kron maß sie mit einem sonderbaren Blick, den Arianrhod nicht richtig einzuordnen vermochte. Die Art, auf die das Gespräch der drei Männer abrupt endete, als sie sich zu ihnen gesellte, verriet Arianrhod, dass sie über sie gesprochen hatten.
    »Es dauert nur noch einen Moment«, sagte Rahn, nachdem Arianrhod sich gesetzt und die Beine auf die gleiche Art wie er und die beiden anderen unter den Körper geschoben hatte. Erst danach ging ihr auf, dass es genau umgekehrt war: Rahn, Achk und der einarmige Jäger saßen da wie sie, in einer vielleicht unbequem aussehenden Haltung, die es aber ganz und gar nicht war, sondern es im Gegenteil möglich machte, eine geraume Zeit so dazusitzen, ohne dass sich die Muskeln verspannten oder man gar Krämpfe bekam. Diese Art zu sitzen hatten die Menschen in ihrem Dorf von ihrer Mutter gelernt, und wie so vieles hatten sie am Anfang darüber gelacht oder es schon aus Prinzip abgelehnt, nur um ihr dann umso emsiger nachzueifern, nachdem sie erst einmal begriffen hatten, wie nützlich es war.
    Arianrhods Blick wanderte ohne ihr Zutun schon wieder zu dem Stück Fleisch, das Rahn an seinem Stock aufgespießt hatte. Fett, vielleicht auch Blut, tropfte heraus und fiel zischend auf das glühende Holz, das die Flammen nährte, und sie musste immer heftiger schlucken, um den Speichel loszuwerden, der sich unter ihrer Zunge sammelte.
    Rahn kramte mit der freien Hand in einem Beutel herum, der hinter ihm auf dem Boden lag. Als er den Arm wieder hervorzog, hielt er ein dünnes Stück Fladenbrot in den Fingern, das aussah, als hätte jemand schon emsig daran herumgeknabbert. Arianrhod riss es ihm trotzdem regelrecht aus der Hand und verschlang es mit zwei gierigen Bissen. Der Blick, mit dem der Fischer sie dabei musterte, hätte ihr peinlich sein müssen, aber er war es nicht. Ganz im Gegenteil heftete sich ihr eigener Blick auf den Beutel, aus dem Rahn das Brot genommen hatte, und was man darin lesen konnte, musste wohl überdeutlich sein, denn Rahn schmunzelte nur und förderte ein zweites, größeres Stück Brot zutage, das Arianrhod ebenso schnell verputzte, auch wenn sie sich noch so fest vorgenommen hatte, sich zu beherrschen und nicht zu gierig auszusehen.
    Gleich darauf und diesmal eindeutig fordernd, sah sie noch einmal zu dem Beutel hin, doch jetzt schüttelte Rahn den Kopf. »Wenn du zu gierig bist, wird dir nur schlecht. Eigentlich solltest du das doch wissen, oder?«
    »Du meinst, weil meine Mutter mir mit solchen Weisheiten ununterbrochen in den Ohren gelegen hat?«, gab Arianrhod zurück, während sie den Beutel unverwandt anstarrte. So dick, wie er war, musste er noch eine ganze Menge Brot enthalten.
    Rahn lachte leise. »Wie kommst du auf die Idee, nur dir?«, fragte er kopfschüttelnd.
    Arianrhod riss ihren Blick mit einiger Mühe von den Beutel los, um Rahn irritiert anzusehen, aber schließlich deutete sie nur ein Schulterzucken an und zwang sich, eine etwas weniger

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