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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fragte Arri. Sie versuchte vergeblich, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    Ihre Mutter hob die Hand. »Warte!«
    Und dann sah Arri sie.
    Das Dröhnen war mittlerweile zum Geräusch eines Wasserfalls angeschwollen, der unmittelbar hinter ihr eine hundert Mannslängen hohe Felswand hinabstürzte. Arri wich, ganz ohne es zu merken, wieder einen halben Schritt in den Wald zurück, als hinter einem der kleinen Haine eine gewaltige Masse riesiger Kreaturen auftauchte -die Ungeheuer, von denen Sarn gesprochen hatte. Es waren gewaltige, muskulöse Geschöpfe mit schwarzem, weißem und braunem Fell, muskulösen Hälsen und schrecklichen Schädeln und noch schrecklicheren Gebissen und langen Beinen, die in Hufen endeten, welche Ehrfurcht gebietend genug aussahen, um einem Menschen fast beiläufig den Schädel zu zertrümmern.
    Nur, dass es keine Ungeheuer waren, sondern Pferde.
    Dutzende von Pferden, wenn nicht hunderte. Wie eine einzige, gewaltige Masse schwenkten sie zu dem Waldflecken herum, obwohl Arri sicher war, dass sie ihn mit ihrer schieren Masse einfach hätten niederrennen können. Sie wurden nicht langsamer, sondern schienen im Gegenteil sogar noch an Geschwindigkeit zuzulegen, während sie sich dem Waldrand - und damit auch Arri und ihrer Mutter - näherten. Dennoch rührte sich Lea nicht von der Stelle.
    »Mutter?«, fragte Arri. Sie musste fast schreien, um das Dröhnen der zahllosen Hufe zu übertönen. Dennoch schien ihre Mutter sie gehört zu haben, denn sie hob noch einmal die Hand und winkte Arri sogar zu, wieder zu ihr zurückzukommen. Arri reagierte, indem sie noch einen weiteren Schritt in den Wald zurückwich und sich nach einem Baum umsah, auf den sie sich flüchten konnte.
    Die Pferde kamen unaufhaltsam näher. Erst im allerletzten Moment, als Arri schon fest davon überzeugt war, dass die Tiere ihre Mutter einfach niedertrampeln würden, wurde die Herde langsamer. Kaum noch eine Armeslänge von Lea entfernt, hielten die Tiere schnaubend und wiehernd inne. Viele von ihnen begannen unruhig auf der Stelle zu tänzeln; manche rannten aber auch sofort wieder davon oder blieben einfach stehen.
    »Komm schon«, rief ihre Mutter. »Du brauchst keine Angst zu haben. Sie tun dir nichts!«
    Arri machte einen zaghaften Schritt und blieb sofort wieder stehen, als eines der Pferde, ein besonders großes, beeindruckendes Tier mit einem prachtvollen Schädel und einem glänzenden Fell in der Farbe der Nacht, den Kopf wandte und mit einem leisen Schnauben in ihre Richtung sah. Lea lachte, wiederholte ihr Winken und trat gleichzeitig auf das schwarze Pferd zu. Arri riss ungläubig die Augen auf, als sie sah, wie das riesige Geschöpf den Kopf senkte und es nicht nur zuließ, dass ihre Mutter ihm Hals und Nüstern tätschelte, sondern die Berührung auch ganz offensichtlich genoss.
    »Komm schon, du Hasenfuß«, sagte Lea lachend. »Das ist Nachtwind. Er wird dir nichts tun.«
    »Nachtwind?«, wiederholte Arri verblüfft. »Dieses Ding hat einen Namen?«
    Gerade so, als hätte es nicht nur seinen Namen, sondern auch Arris Worte verstanden, drehte das Pferd den Kopf und schien sie missbilligend aus seinen großen, erstaunlich klug wirkenden Augen anzusehen.
    Ihre Mutter lachte abermals, aber in ihrer Stimme schwang auch ein sanfter Ton von Tadel mit, als sie antwortete. »Dieses Ding ist kein Ding«, sagte sie betont, »sondern ein Hengst. Er ist der Anführer der Herde und außerdem mein Freund.« Sie wedelte zum dritten Mal mit der Hand. »Komm her! Und du, Nachtwind, sag Arianrhod guten Tag. Sie ist meine Tochter, weißt du? Nimm ihr nicht übel, was sie gerade gesagt hat. Sie weiß es nicht besser, aber sie hat es bestimmt nicht böse gemeint. Sie kennt dich ja noch nicht.«
    Der riesige Hengst schnaubte zustimmend, und der Ausdruck in seinen sanften braunen Augen schien plötzlich verständnisvoller zu werden.
    Arri rief sich in Gedanken zur Ordnung. So sehr sie der Anblick der gewaltigen stolzen Tiere auch beeindruckte - und erst recht die selbst jetzt nur allmählich aufdämmernde Erkenntnis, dass ihre Mutter offenbar ein ganz besonderes Verhältnis zu ihnen zu haben schien - es blieben Tiere, ganz gewöhnliche Pferde.
    Selbstverständlich wusste sie, was Pferde waren. Niemand im Dorf hielt sich ein Pferd, denn sie waren nicht annähernd so stark wie Ochsen, dafür aber viel anspruchsvoller und sehr viel schwieriger zu halten. Arri wusste, dass die Stuten wohlschmeckende Milch gaben und dass auch ihr

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