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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hochgewachsen, fast so groß wie ein Mann.«
    »Während ich dunkle Haare habe und so klein bin wie alle Frauen unseres Volkes.« Isana nickte. Als sie Lexz jetzt zum zweiten Mal einen schnellen Seitenblick zuwarf, lag wenig Zuneigung darin.
    Eigentlich gar keine, eher Zorn.
    Lexz konnte sie ja verstehen.
    »Und mich hast du ganz vergessen?«, fragte Isana. »Habe ich dir denn gar nichts bedeutet?«
    »Doch«, sagte Lexz, diesmal etwas zu schnell, um wirklich überzeugend zu sein. Er fühlte sich zunehmend unbehaglich. »Ich …«
    »Jetzt sag bloß nicht, du hättest mich nie vergessen«, erwiderte Isana beleidigt. »Das glaube ich dir nicht.«
    Lexz zögerte. Welche Antwort er auch gab, es konnte nur die falsche sein. Es sei denn …
    »Ich erinnere mich daran, wie wir uns am Fluss getroffen haben«, sagte er. »Nur du und ich. Die Tochter des strengen Schmieds und der Sohn des noch viel strengeren Ragok.«
    »Na, ich glaube, da täuschst du dich«, sagte Isana. »Du kennst Kenan nicht so gut wie ich. Er ist nicht nur der beste Schmied, den man sich vorstellen kann – er ist leider auch der allerstrengste Vater.« Sie rutschte wieder ein Stück näher an Lexz heran. »Und leider bin ich nur ein Mädchen. Und er hat sich doch so sehr einen männlichen Nachfolger gewünscht.«
    »Nun«, antwortete Lexz verlegen. »Ich finde das … gar nicht so schlecht, dass du ein Mädchen bist.«
    »Ich auch nicht. Sonst säße jetzt so ein plumper Kerl wie Rar neben dir.« Isana lachte glockenhell auf. »Weißt du noch, wie wir am Fluss herumgetollt sind?«
    »Nachdem die anderen weg waren…« Lexz nickte. Und ob er sich erinnerte. Er und Isana waren sich damals ganz nahe gewesen.
    »Zum Schluss haben wir uns geküsst«, flüsterte Isana. Und plötzlich klang sie ängstlich.
    »Ja«, gab er ebenso leise zurück. »So wie sich Kinder küssen.«
    »Dann sollte ich dir vielleicht auch zeigen, wie ich als Frau küsse«, sagte Isana und beugte sich zu ihm hinüber.
    Alles geriet zunehmend außer Kontrolle. Taru hielt sich nach wie vor den Unterleib, seine Haltung war so verkrümmt wie die einer Trauerweide, die sich dem Leben spendenden Wasser zuneigt. Immer wieder durchliefen ihn Bewegungen, die ihn wie einen Zitteraal aussehen ließen. Dass er nichts lieber getan hätte, als sich gleich an Ort und Stelle für Arris Tritt zu revanchieren, war nur allzu offensichtlich. Aber die Umstände sprachen gegen ihn.
    Amar nutzte die für Taru sowohl schmerzhafte wie demütigende Lage aus, indem er den Jungen mit einem wahren Wortschwall eindeckte, dem der andere einfach nicht gewachsen war. Der Tölpel merkte noch nicht einmal, dass er mit jeder halbherzigen oder dummen Antwort Schritt für Schritt an Boden verlor. Es fehlte nicht viel, und er hätte mit seiner Unbeherrschtheit Dragosz’ Erbe mitsamt des ganzen Pfahldorfes und sämtlicher Bewohner aufs Spiel gesetzt. Dabei schien er noch nicht einmal zu merken, dass es Amar einzig und allein darum ging, den Machtbereich Gosegs auszuweiten – und dabei schon einmal vorzutasten, wie weit er mit Widerstand rechnen musste. Oder eben auch nicht.
    Arri spürte eine Wut in sich, der sie keinen Ausdruck verleihen konnte, jedenfalls nicht sofort. Wenn Dragosz jetzt hier wäre, hätte er dieses aufgeblasene Großmaul Amar bestimmt in seine Schranken verwiesen. Aber Taru war nichts weiter als ein kleiner vor Schmerz wimmernder Junge, der gar nicht begriff, dass er, wenn er so weitermachte, sich und sein ganzes Volk Goseg auslieferte.
    »Du bist jetzt endlich still!«, herrschte sie Taru schließlich an. »Und sagst kein Wort mehr!«
    Taru fuhr zu ihr herum. »Ich soll still sein?« Seine Stimme schrillte wie die eines Kleinkinds, das sich den Kopf angeschlagen hat. »Ausgerechnet du sagst mir das?«, jammerte er. »Hast du denn immer noch nicht begriffen, dass wir dich und dein ekelhaftes Balg ersäufen werden?«
    Arri setzte schon dazu an, dem Jammerlappen die passende Antwort zu geben. Aber das erwies sich als unnötig, da Amar es bereits übernahm.
    »Ich möchte mich wirklich nicht in euren Familienzwist einmischen«, sagte er in einem Tonfall, der seinen Worten Hohn sprach. »Aber ich weiß wirklich nicht, ob es ratsam ist, die Frau deines Vaters deiner Obhut anzuvertrauen, mein lieber Taru. Vielleicht sollte ich sie besser nach Goseg mitnehmen.«
    »Nach Goseg?«, fragten Arri und Taru zugleich, und in ihrer beider Stimmen schwang Entsetzen mit, wenn auch aus ganz unterschiedlichen

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