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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verschwenden.
    Das änderte sich jetzt. Die dunklen Wolkengebilde, die das Tal umschlossen, hatten sich weiter aufgetürmt, und die grauweißen Fetzen, die über dem Tal hingen, schienen sich nicht nur verdichtet zu haben: Sie hatten sich auch farblich verändert.
    »In die Wolken fließt helles Blut«, murmelte Amar.
    Besser hätte man es nicht ausdrücken können. In die Wolken über dem Tal war tatsächlich ein heller Rotton eingeflossen, wie das manchmal so ähnlich knapp vor Tagesanbruch der Fall war. Aber dies hier, jetzt … das sah ganz merkwürdig aus. Das Rot floss regelrecht von außen in die Wolken hinein und verwirbelte dort. Woher es aber kam, war nicht erkenntlich.
    »Ein Kampf auf Leben und Tod«, murmelte der Hohepriester schaudernd. »Blut, das in Strömen fließt.«
    Er riss seinen Blick wieder von den Wolken los und blinzelte, während er die Arme so fest verschränkte, als müsse er sich selbst festhalten. Arri hatte gar nicht gewusst, dass er auch anders als überheblich oder herablassend aussehen konnte. Aber genau das war jetzt der Fall. Er wirkte verunsichert, und die weichen Züge seines jugendlichen Gesichtes machten einen eckigeren und kantigeren Eindruck.
    Bevor Arri dazu kam, weiter darüber nachzudenken, machte er ein paar Schritte auf sie zu. Erst kurz vor ihr blieb er stehen und maß sie mit einem Blick, als sähe er sie zum ersten Mal. »Weißt du etwas darüber, Drude?«, fragte er leise.
    Es war das erste Mal, dass er sie Drude nannte. Arri konnte nicht behaupten, dass ihr das gefiel.
    »Nein, ich weiß auch nicht, was hier gerade geschieht«, antwortete sie ruhig. »Wir haben in den letzten Jahren vieles gesehen, und oft hat sich der Himmel verändert, bevor das Wetter umschlug. Das jetzt wird wohl auch wieder etwas mit einem Wetterumschwung zu tun haben.«
    »Nein.« Amar schüttelte entschieden den Kopf. »Das ist es nicht. Und du weißt es.«
    »Da täuschst du dich«, widersprach Arri. »Ein roter Himmel kann manches bedeuten. Zum Beispiel ein Feuer …«
    »Ein Feuer«, unterbrach sie Amar aufgebracht. »Willst du mir wirklich erzählen«, er deutete nach oben, ließ sie dabei aber nicht aus den Augen, »dies dort sei der Widerschein eines Feuers?«
    Nein, das wollte sie natürlich nicht. Ihr Blick wanderte nach oben.
    Amar hatte tatsächlich recht. Es sah aus, als flösse Blut in den Wolken. Arri erkannte das, und in einem anderen Fall wäre sie jetzt erschauert. Aber das konnte sie nicht mehr. Es war nur noch Leere in ihr, und das Wissen, dass hier gewaltige Dinge vor sich gingen, deren Hintergründe sie nicht im Geringsten verstand.
    »Ich glaube nicht, dass wir so weiterkommen«, sagte Amar. »Es wird Zeit, dass sich die Toten darum kümmern.«
    Taru riss schon den Mund auf, Arri aber schüttelte den Kopf. »Die Toten?«, fragte sie ungläubig.
    »Ja.« Amar machte ein Zeichen, und die beiden Männer, die sich gerade ohne viel Feingefühl um Taru gekümmert hatten, eilten heran.
    Amar trat in der Zwischenzeit ganz nah zu ihr hin. Erst aus der Nähe sah Arri, dass er wohl doch etwas älter war, als sie geglaubt hatte. Aber nicht das war es, was sie beunruhigte. In den Augen, die aus der Entfernung so harmlos und freundlich wirkten, schimmerte etwas tief Verborgenes, das sie nicht einordnen konnte. Dieser Mann schien ihr nicht nur ganz und gar außergewöhnlich, irgendetwas stimmte auch nicht mit ihm.
    »Eine Drude ist eine Frau, die über geheimes Wissen verfügt«, sagte er. »Damit kann sie Menschen verderben. Sie kann ihnen aber auch helfen. Welche Art von Drude bist du?«
    »Ich?« Arri schüttelte den Kopf. »Ich bin gar keine Drude.«
    »Das«, sagte Amar, »ist die falsche Antwort.«
    Ehe es sich Arri versah, stieß er sie von sich, in die Hände seiner Krieger.
    Sie taumelte, griff haltsuchend instinktiv um sich und bekam ein Stück Stoff zu fassen. Im nächsten Augenblick packten sie auch schon Amars Männer und zerrten sie mit so wenig Feingefühl mit sich, dass sie es überhaupt nur mit schnellen Trippelschritten schaffte, mit ihnen mitzuhalten. Sie taten ihr dabei zwar nicht vorsätzlich weh oder versetzten ihr gar einen Knuff in die Seite, aber in seiner Bedeutung war ihr Verhalten dennoch unmissverständlich. Amar mochte rücksichtsvoller als Taru oder Rar sein, doch auch sein Langmut kannte Grenzen.
    »Bringt sie ins Haus«, sagte Amar. »Sie und diesen Wurm, der sich von einer Frau in die Eingeweide treten lässt.«
    Irgendwo im dichten Unterholz hinter

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