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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht in Worte fassen ließ. Es war abstoßend, ja sogar ekelhaft, ganz gewiss, eine nach Fäulnis und Verwesung stinkende Ausdünstung, die kaum erträglich war und für sich genommen schon ausgereicht hätte, um ihn auf der Stelle herumfahren und weglaufen zu lassen. Aber da war auch noch etwas anderes, etwas, das seine Seele berührte, so als strichen gierige Finger über sein Innerstes und suchten eine Schwachstelle, um in ihn einzudringen und ihn wie ein gieriger Blutegel auszusaugen.
    Eine ganze Weile standen er und seine Gefährten einfach nur da, jeder in sich versunken und unfähig, ein vernünftiges Wort hervorzubringen. Wie zu erwarten, war es dann Torgon, der das Schweigen brach.
    »Das, was wir hier vor uns sehen, ist nicht das, wonach es aussieht«, begann er. »Es muss noch irgendetwas ganz anderes sein. Etwas, das vielleicht schon seit einer Ewigkeit existiert, vielleicht aber auch nicht. Und die Männer, die uns überfallen haben – diese entstellten Kerle in den Umhängen, und später die Barbaren mit ihren Keulen – nun, die müssten eigentlich wissen, was das hier sein könnte. Vielleicht sollen sie auf diese Grube aufpassen. Oder sie mit Toten füttern. Mit denjenigen, die so leichtsinnig sind, in die Nähe zu kommen, und die sie zuvor überfallen haben. Vielleicht …«
    Ekarna hob die Hand, bevor er weitersprechen konnte. »Hör auf mit dem Geschwafel«, flüsterte das schlanke, großgewachsene Mädchen. »Seht ihr es denn nicht?«
    »Doch«, antwortete Torgon angewidert. »Ich sehe es. Ich rieche es auch …« Er legte die Hand auf den Mund und ließ sie dann wieder sinken. »Eine Leichengrube. Aber was für eine. So etwas dürfte es eigentlich gar nicht geben. Es ist fürchterlich. Und nicht nur das. Es ist … einfach nur widerlich und abstoßend.«
    Das war eine durchaus ungewöhnliche Bemerkung für Torgon, und noch ungewöhnlicher wirkte der Tonfall, in dem er sie machte. Er klang düster, fast unheilvoll, so wie Zakaan vielleicht sprechen würde, wenn er die Toten angerufen hatte, um ihren Beistand zu erflehen … und von ihnen abgewiesen worden war.
    »Widerlich.« Ekarna nickte. »Abstoßend. Ja. Stimmt. Aber was ist das alles … wozu … Wer tut so etwas?«
    »Dämonen«, sagte Torgon, während sein Gesicht dabei so schnell die restliche Farbe verlor, dass es schon fast komisch aussah. »Das ist doch nicht von Menschenhand geschaffen. Das müssen Dämonen gewesen sein!«
    »Dämonen?« Ekarna klang zweifelnd. »Hier, in der Nähe von Urutark? Wie passt das zusammen? Das Land unserer Ahnen und diese … diese Kreaturen?«
    »Vielleicht passt das alles viel besser zusammen, als wir glauben«, stieß Lexz hervor.
    Ekarna warf ihm einen schrägen Blick zu, machte aber nicht einmal den Ansatz, darauf zu antworten. Sie standen nur wieder eine ganze Weile stumm nebeneinander da und starrten in die Leichengrube. Der Anblick war unbeschreiblich, und je mehr Lexz sich zusammenzureißen und sich auf den Anblick vor sich zu konzentrieren versuchte, umso weniger wollte ihm das gelingen. Es war so … so, als entzöge sich das, was dort in der Grube vor sich ging, seinem Blick, obwohl er es doch unmittelbar vor Augen hatte.
    »Dieses … grünlich-gelbliche-graue Zeug …«, Torgon musste schlucken, bevor er fortfahren konnte. »Bist du sicher, dass hier alles tot ist? Es bewegt sich doch …«, er deutete mit dem Zeigefinger auf eine Blase, die sich erst bildete, dann überdehnte und schließlich mit einem hässlichen Geräusch platzte. Lexz war sich nicht sicher: Aber er glaubte es wimmeln und wuseln zu sehen, glaubte, etwas Schwarzes über den blubbernden See huschen zu sehen, winzig klein und doch von einer Boshaftigkeit getrieben, die er fast körperlich zu spüren glaubte.
    »Da … da …« Torgons Zeigefinger fuhr von links nach rechts, »überall Bewegung. Nichts ist hier in Ruhe!«
    Das letzte Wort hatte er so leise hervorgestoßen, dass es kaum verständlich war. Und trotzdem kam es Lexz wie ein Schrei vor.
    Vielleicht, weil etwas in ihm darauf antwortete. Er hatte Ähnliches schon einmal gesehen, da war er sich ganz sicher. Aber er wusste nicht mehr, wann und wo.
    »Ich glaube, das reicht mir«, bekannte Ekarna. »Lasst uns lieber gehen.«
    Lexz hätte nichts lieber getan, als ihrem Vorschlag zu folgen. Doch stattdessen ergriff er den Arm des Mädchens. »Wir werden nirgendwo hingehen«, sagte er so düster, dass er über den Klang seiner eigenen Stimme erschrak, »solange wir nicht

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