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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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entgegentreten.
    Das Unwetter machte einen merkwürdigen Eindruck. Es zog auf, wie Unwetter nun einmal aufziehen: mit dichten Regenwolken, die von heftigen Windstößen vor sich hergetrieben wurden. Der Himmel wurde zunehmend schwärzer, wobei sich auch Grautöne heineinmischten, als sich Wolkenberge ineinanderschoben, und über allem thronte eine strahlende Sonne, die es durchaus schaffte, den einen oder anderen hellen Strahl durch die verwirbelte Wolkendecke zu senden.
    Man hätte es auch als Kampf der Götter deuten können, als Aufbegehren der Herren von Sturm und Düsternis gegen die Übermacht der Sonne, die mit ihrer Kraft in letzter Zeit mehr Verheerungen angerichtet hatte, als Leben zu spenden. Man konnte es aber auch als das Werk von Dämonen betrachten, die in dieser Gegend hausten und nun alles daransetzten, um die Ankömmlinge davon abzuhalten, Urutark auf kürzestem Weg zu erreichen.
    Zakaan hielt von all diesen Deutungen nichts. Hier waren andere Kräfte am Werke, das spürte er ganz deutlich. Aber um sie benennen zu können, hätte er das eine oder andere Ritual durchführen müssen.
    Und das in Ruhe. Mit der geeigneten Unterstützung. Und nicht inmitten von Menschen, die sich schlimmer verhielten als brünstige Hirsche, die sich mit ihren Geweihen ineinander verhakt hatten.
    »Isch kann nischt mehr«, schimpfte Granartara. »Wenn isch nischt gleisch ein Plätschen kriege …«
    »Du bekommst gleich was aufs Näschen, du altes Mammut«, unterbrach sie Byrta, und Partuk sagte unter heftigem Augenflackern: »Still jetzt, du Schnorchel. Siehst du denn nicht, dass der Schamane denkt!«
    Zakaan sog tief die Luft ein und behielt sie so lange wie möglich in sich, bevor er sie wieder ausblies. Aha. Der Schamane dachte . Man sah es ihm auch an. Und was dachte der Schamane?
    Dass irgendetwas mit diesem Unwetter nicht stimmte. Es ballte sich über ihren Köpfen zusammen – und dann zog es sich wieder ein Stück zurück, von Winden weggedrängt, die es hier nicht zu dulden schienen.
    »Sehr, sehr merkwürdig«, sagte er.
    »Was?«, fragte Partuk, »was ist merkwürdig?«
    Wenn der Kerl nicht dieses lästige Augenzucken hätte, wäre er eigentlich gar nicht so übel, dachte Zakaan. »Ich finde das Wetter merkwürdig«, sagte er so würdevoll, wie das all die verschiedenen Wehwehchen zuließen, die sich ohne Plätschen kaum in den Griff bekommen ließen und ihn mit ihren Schmerzen gewiss in den Wahnsinn getrieben hätten, wenn er nicht fertiggebracht hätte, Geist und Körper weitgehend zu entkoppeln.
    »Seht ihr die Wolken.« Er wollte nach oben deuten, aber ein scharfer Schulterschmerz hinderte ihn daran, die Bewegung zu vollenden. Es wurde Zeit, dass all dies endete. Und wenn es auch bedeutete, dass er loslassen musste von diesem Leben, um den Übertritt in das zu wagen, was einen nach dem Tod erwartete.
    »Ja. Jajajaja. Isch sehe die Wolken«, Granartaras Stimme hatte ohne jeden Zweifel etwas Weinerliches, »aber ich sehe keine …«
    »Wehe, du sprichst das Wort aus«, drohte Byrta. »Dann stopfe ich dir nämlich ein Plätschen in dein Mündchen …«
    »Unwetter toben sich aus«, sagte Zakaan. »Oder sie ziehen vorbei. Aber sie verharren nicht über einem, als überlegten sie, ob sie nun mit ihrem Verheerungswerk loslegen sollen oder nicht.«
    Partuk nickte. »Ich verstehe, was du meinst, Schamane. In meinem ganzen Leben habe ich so etwas noch nicht gesehen.«
    »Ich auch nicht«, bemerkte Byrta.
    Partuk und Zakaan wechselten einen schnellen Blick. Byrta hatte ja auch gerade erst angefangen zu leben. Was konnte sie da schon für Erfahrungen haben?
    »Oder doch.« Byrta kratzte sich auf eine umständliche und nicht gerade schön anzusehende Art am Kopf, die sie sich nur von Granartara abgesehen haben konnte. »Damals. Vor langer, langer Zeit. Als wir noch in unserem Dorf wohnten. Alle zusammen. Und dann … kurz bevor Dragosz aufbrach. Und Surkija …«
    »Ja.« Zakaan nickte. »Surkija. Aber davon sprechen wir jetzt nicht.«
    »Weil wir nämlich nie von ihr sprechen«, ergänzte Partuk. »Weil die Umstände von Surkijas Tod …«
    »… nie mit etwas anderem zu tun haben«, beendete der Schamane das gemeinschaftliche Werk dieses Satzes, der fast aus dem Ruder gelaufen wäre.
    »Was?« Byrtas Hand fror auf ihrem Kopf ein, was sie nun endgültig wie eine Nachahmung von Granartara aussehen ließ. Wenn sie erstmal ihre Zähne bis auf drei grauschwarze Stummel verloren hatte, dachte der Schamane, und dafür die

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