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Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die er bei seinen Streifzügen zusammen mit Rar in den Wäldern entdeckt hatte.
    Fast erschrak er vor seinen eigenen Gedanken. Aber auch nur fast. Vielleicht lag es an der Todessyre, dass jetzt so düstere Gefühle in ihm hochstiegen, ohne dass er sie zurückhalten konnte. Bilder voller Gewalt, Leidenschaft und Tod. Aber vielleicht waren sie auch nur das Zeichen dafür, dass er nun endlich das Gesetz des Handelns an sich riss.
    Er erinnerte sich noch sehr genau daran, wie es gewesen war, als er und Rar das erste Mal an der Leichengrube gestanden hatten. Ihnen beiden war schlecht geworden, und Taru hatte sich zu seinem eigenen Entsetzen sogar erbrochen. Seinen Lebtag lang würde er diese riesige Suppe aus abgerissenen und halb verwesten Körperteilen nicht vergessen, die so aussah, als wäre sie von einem abgrundtief bösen Riesen angerührt worden. Taru hatte inzwischen mehr als nur einen – allerdings unsicheren – Verdacht, was es mit dieser Grube auf sich hatte. Und genau zu diesem vermuteten Zweck wollte er sie auch verwenden: um Leichen darin verschwinden zu lassen.
    Noch hatte er nicht entschieden, ob er Arri lebendigen Leibes in den Leichenpfuhl stoßen würde, oder ob es doch besser war, sie vorher zu töten. Sie am Arm zu packen, das Entsetzen auf ihrem Gesicht zu sehen, wenn sie begriff, was er vorhatte: Darauf freute er sich schon. Auf der anderen Seite war er sich aber nicht sicher, ob es dieser Irren nicht gelingen konnte, durch die abscheuliche Leichensuppe zu waten, um sie auf der anderen Seite unbeschadet wieder zu verlassen.
    Die Vorstellung, sie auf diese Weise entkommen zu lassen und zu sehen, wie sie sich irgendetwas Ekelhaftes aus dem Gesicht wischte und ihn triumphierend anstarrte, um sich dann umzudrehen und im Wald zu verschwinden, das war sein ganz persönlicher Albtraum. Nein, dazu durfte er es auf keinen Fall kommen lassen. Er würde sie töten, sobald er ihrer wieder habhaft wurde.
    Schluss mit der falschen Rücksichtnahme vergangener Tage! Er war der Herrscher der Raker, und wer sich ihm nicht beugte, den würde er in seine Schranken verweisen – oder aber töten. Die Leichengrube konnte ihm dabei noch so manchen guten Dienst leisten. Vielleicht sollte er sie gleich Arianrhod-Grube nennen, denn die Drude würde die Erste sein, die er dort hinwerfen wollte. Sie wieder einzufangen, um sie ins Dorf zurückzubringen und vielleicht der Gerichtsbarkeit Gosegs überlassen zu müssen – das wäre keine gute Idee. Er musste dafür sorgen, dass sie unwiederbringlich verschwand.
    Sobald er sie gefunden hatte.
    Er fühlte, wie ihn bei diesem Gedanken eine neue Kraft durchströmte. Isana schien das zu merken, denn sie rückte so weit von ihm ab, wie es im Schutz der Monolithen nur möglich war. Schließlich ging sie ein paar Mannslängen von ihm entfernt in die Hocke, tat so, als überprüfe sie eine Spur, und warf dann wieder einen prüfenden Blick auf die Felsformation zu ihrer Linken.
    Taru ließ das zu. Sie konnte ihm ja ohnehin nicht entkommen. Außerdem mochte es ja tatsächlich so sein, dass sie einen Hinweis auf Arianrhods Verbleib fand. Sie glaubte doch schließlich auch, er ließe sie frei, sobald er die Drude wieder eingefangen hatte.
    Umso größer würde ihr Entsetzen sein, wenn sie begriff, was er vorhatte.
    Tarus Blick wanderte zu den gewaltigen Monolithen, die sich vor ihnen erhoben. Manche dieser riesigen steinernen Überbleibsel einer untergegangen Kultur wiesen nur grobe Bearbeitungsspuren auf, während andere so glatt und makellos wirkten wie die Oberfläche des Sees an einem vollständig windstillen Tag. Ihnen allen gemein war aber, dass ihnen einst ein anderes Schicksal vorbestimmt gewesen war, als hier einen unvollständigen Steinkreis zu bilden. Bei ihrem Anblick konnte er Dragosz’ und Arianrhods Wunsch schon beinahe verstehen, den Steinkreis nun zu ergänzen – um mit ihm auch ein Gegengewicht zu Goseg zu bilden.
    Vielleicht sollte er die Idee ja aufgreifen. Es würde ihm ein diebisches Vergnügen bereiten, die Unverschämtheiten des Hohepriesters von Goseg mit gleicher Münze zurückzuzahlen.
    Die Begegnung mit diesem aufgeblasenen, dümmlichen Großmaul steckte ihm nach wie vor in den Knochen. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? Glaubte er denn wirklich, er könne ihn mit seinem vorlauten Getue und den paar Kriegern beeindrucken? Damit würde er aber nicht durchkommen. Kaarg hatte vollkommen recht: Goseg war nichts weiter als eine Schönwetter-Macht. Und es war

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