Die Himmelsscheibe 02 - Die Kriegerin der Himmelsscheibe
die auch Torgon blickte. »Hast du etwas gesehen?«
»Ja. Nein.« Voller Unbehagen zuckte Torgon mit den Schultern. »Natürlich habe ich etwas gesehen. Der ganze Wald ist ja voller Leben.«
»Du weißt genau, was ich meine«, fauchte die Raubkatze. »Unbedingt müssen wir die Siedlung der Verräter erreichen, bevor uns das Unwetter daran hindern kann.«
»Meinst du denn, es wird tatsächlich noch eines geben?«, fragte Torgon.
Ekarnas Blick wanderte sehnsüchtig nach oben. »Ich wünschte mir, der Regen wäre nicht so schnell vor uns geflohen. Er soll wiederkommen. Ich bin schon lange nicht mehr bis auf die Knochen nass geworden.«
Torgon nickte bedächtig. »Ja, das klingt ganz nach dir. Wahrscheinlich würdest du es noch genießen, wenn man dich in einem See versenkte.«
»Für eine Weile bestimmt«, gab Ekarna zu. »Aber ich habe keine Lust, mit Fischen um die Wette zu schwimmen.«
»Ich auch nicht.« Torgon leckte sich über die fleischigen Lippen. »Fische sind zum Essen da, für nichts anderes.«
Lexz winkte ab, als Ekarna auf Torgons Worte reagieren wollte. »Wir werden Essen im Überfluss haben, und das schon bald.« Er kniff die Augen zusammen. Was, bei Wurgar, war dort hinten los? Knackten da nicht schon wieder ein paar Zweige? »Wir werden erst einmal Dragosz zermalmen«, stieß er hervor. »Wo auch immer wir ihm oder seinen Männern auch begegnen mögen. Das wird die Götter schon besänftigen!«
Ekarna zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ob wir den Kampf mit Dragosz wirklich schon jetzt aufnehmen sollten, so erschöpft und ausgelaugt, wie die meisten von uns sind …«, sie ließ ihren Blick über Torgon schweifen, »na ja, vielleicht nicht alle von uns, aber eben doch die meisten …«
Torgon sah einem farbenfrohen Schmetterling hinterher, als überlege er, ob der für eine weitere kleine Zwischenmahlzeit tauge, und grinste dann. »Du bist ja bloß neidisch.«
»Unsinn«, widersprach Ekarna. »Ich glaube nur, dass wir nichts übereilen sollten. Wenn wir hier auf üppiges, reiches Land stoßen, dann sollten wir es erst einmal in Besitz nehmen – und später sehen, dass wir wieder zu Kräften kommen, bevor wir über Dragosz herfallen.«
»Üppiges, reiches Land lässt sich nicht so einfach in Besitz nehmen.« Torgon stieß einen kleinen Seufzer aus, als der Schmetterling aus seiner Sicht verschwand. »Es gibt immer irgendjemanden, der Ansprüche daran stellt. Und den muss man erst davon überzeugen, dass man selbst die besseren Argumente hat.« Er klopfte auf den Bronzehammer, der aus seinem gut gespickten Waffengürtel hervorstach, als warte er nur darauf, hervorgezogen zu werden, um auf dem Kopf eines Feindes zerschmettert zu werden.
»Es gibt kein besseres Argument als Hunger.« Ekarna blinzelte Torgon zu. »Oder willst du mir da etwa widersprechen, Dickerchen?«
»Ja, macht euch nur alle lustig über mich«, gab Torgon mürrisch zurück. »Nur weil ich Dinge esse, die kein anderer von euch herunterbekommt.«
»Gegen Insektenlarven und Regenwürmer habe ich ja gar nichts mehr einzuwenden«, bemerkte Ekarna. »Aber gerösteter Krötendung, das ist doch wirklich ekelhaft.«
»Einem knurrenden Magen ist jede Mahlzeit willkommen«, meinte Torgon lakonisch. »Außerdem macht es die Mischung. Oder was hältst du von einer feinen Suppe aus zerstoßenen Vogelhirnen, Rattenschwänzen und Augäpfeln?«
Lexz hatte den immer gleichen Streit zwischen den beiden jetzt nicht verfolgt und war stattdessen ein paar Schritte vorgetreten und drückte ein paar ausladende Zweige auseinander. Er war ein guter Späher und normalerweise durch nichts zu verwirren. Warum wollte es ihm bloß jetzt nicht gelingen, das mit den Augen zu erfassen, was da ein gutes Stück weit entfernt von ihnen geschah? Zakaan hatte ihm beigebracht, wie man Bewegungen durch einen geheimen Ahnen-Zauber verbergen konnte: Und auch, wenn Lexz das selbst noch nie wirklich gelungen war, so bezweifelte er doch nicht, dass es möglich sein musste.
Was nun, wenn sich da jemand an sie heranschlich, der mit seinen Ahnen im engsten Bunde stand – und dadurch tatsächlich in der Lage war, sich selbst seinem wachsamen Blick zu entziehen?
»Gegen Augäpfel habe ich ja gar nichts«, sagte Ekarna. »Aber Rattenschwänze …«
»Hört doch endlich mal damit auf«, unterbrach sie Lexz ärgerlich. »Ich fürchte, wir haben andere Sorgen, als uns um unseren Speiseplan Gedanken machen zu müssen …« Er brach ab, als er ein Geräusch zu
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