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Die Hintertreppe zum Quantensprung

Die Hintertreppe zum Quantensprung

Titel: Die Hintertreppe zum Quantensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Peter Fischer
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uns daher an dieser Stelle nur der Hinweis, dass alle Studenten der Physik, die mathematisch parlieren können und sich auf Diracs Grammatik und seine Symbole einlassen, begeistert sind und sich nicht scheuen, dies mit ästhetischen Kriterien auszudrücken. Diracs Theorie der Quantensprünge ist tatsächlich elegant, schön, formvollendet und was immer einem noch an Lobesworten einfällt. Sie kam vielen wie eine Marmorstatue vor, die, perfekt gearbeitet, plötzlich im Raum stand, und ihr Schöpfer hat daraus ein Credo gemacht: Die Schönheit einer physikalischen Theorie interessierte Dirac bald mehr als ihre Übereinstimmung mit den experimentellen Daten aus Messungen. Diese Art von Richtigkeit schien ihm kein überzeugendes Kriterium für die Qualität einer Theorie zu sein. Da vertraute er mehr ihrem ästhetischen Reiz. Dirac vertrat diese Ansicht in aller Schärfe und in aller Öffentlichkeit, als er 1956 eingeladen war, im Rahmen einer von dem großen russischen Physiker Lew Landau organisierten Reihe Vorträge in Moskau zu halten. Es gehörte zu den Ritualen dieser Veranstaltung, dass der Ehrengast sein Denken in einem Satz ausdrücken und an die Tafel schreiben sollte. Dirac zögerte keine Sekunde und schrieb in großen Buchstaben: PHYSICAL LAWS SHOULD HAVE MATHEMATICAL BEAUTY. Physikalische Gesetze sollten mathematische Schönheit zeigen.
    Dirac hielt übrigens vereinzelt Kontakt zu russischen Wissenschaftlern und versuchte, ihnen in den damals schwierigen politischen Zeiten Unterstützung zu bieten. Leider vergeblich. Dies aber hinderte die Russen selbst nicht daran, mit ihm Schabernack zu treiben – etwas, das Dirac gefallen hat. So hat man eines Tages in seinem Hotelzimmer in Moskau die Rolle Toilettenpapier durch die Seiten einer Biografi e Stalins ersetzt.
Der Atheist
    Dirac glaubte zwar an Schönheit, aber nicht an irgendeine Art von Gott. Wir wissen dies leider nicht von ihm selbst, aber aus der Autobiografie von Werner Heisenberg, in der unter anderem Gespräche geschildert werden, die sich auf der Solvay-Konferenz des Jahres 1927 an die Diskussionen zur Physik anschlossen. Sie kreisten auch um das Verhältnis von Wissenschaft und Religion, wobei Albert Einstein sein »Gott-würfelt-nicht« zu verteidigen hatte, und Max Planck die Ansicht äußerte, dass der Unterschied zwischen einem religiösen und einem wissenschaftlichen Menschen darin bestehe, dass der eine von Anfang an bei Gott ist, während der andere am Ende zu Gott fi ndet.
    Der damals 25-jährige Dirac hatte für solch ein Denken keinerlei Verständnis: »Ich weiß nicht«, so begann sein Beitrag, mit dem er in die Diskussion eingriff, »warum wir hier über Religion reden. Wann man ehrlich ist – und das muss man als Naturwissenschaftler doch vor allem sein –, muss man zugeben, dass in der Religion lauter falsche Behauptungen ausgesprochen werden, für die es in der Wirklichkeit keinerlei Rechtfertigung gibt. Schon der Begriff ›Gott‹ ist doch ein Produkt der menschlichen Fantasie. Man kann verstehen, dass primitive Völker, die der Übermacht der Naturkräfte mehr ausgesetzt waren als wir jetzt, aus Angst diese Kräfte personifiziert haben und so auf den Begriff der Gottheit gekommen sind. Aber in unserer Welt, in der wir die Naturzusammenhänge durchschauen, haben wir solche Vorstellungen doch nicht mehr nötig.« Dirac zeigte im weiteren Verlauf des Gesprächs Sympathie für die Idee von Karl Marx, dass Religion Opium für das Volk sei, »um es in glückliche Wunschträume zu wiegen und damit über die Ungerechtigkeit zu trösten, die ihm widerfährt«. Und so wollte er von religiösen Mythen nichts hören: »Es ist doch reiner Zufall, dass ich hier in Europa und nicht in Asien geboren bin, und davon kann doch nicht abhängen, was wahr ist, also auch nicht, was ich glauben soll. Ich kann doch nur glauben, was wahr ist. Wie ich handeln soll, kann ich rein mit der Vernunft aus der Situation erschließen, dass ich in einer Gemeinschaft mit anderen zusammenlebe, denen ich grundsätzlich die gleichen Rechte zu leben zubilligen muss, wie ich sie beanspruche. Ich muss mich also um einen fairen Ausgleich der Interessen bemühen, mehr aber wird nicht nötig sein; und all das Reden über Gottes Wille, über Sünde und Buße, über eine jenseitige Welt, an der wir unser Handeln orientieren müssen, dient doch nur zur Verschleierung der rauen und nüchternen Wirklichkeit.« Dirac fügte abschließend noch hinzu, dass ihm das »Reden von

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