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Die Hintertreppe zum Quantensprung

Die Hintertreppe zum Quantensprung

Titel: Die Hintertreppe zum Quantensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Peter Fischer
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aus negativer Energie, die sämtlich besetzt sind und darauf warten, erlöst oder erhöht zu werden.
Ein seltsamer Mann
    Dirac wusste wie kein zweiter, dass seine Theorie der Elektronen und Positronen erst der Anfang einer Physik sein konnte, die noch mehr Verständnis für das Quantenhafte der Natur zeigte, als es seiner Generation möglich war. Diese Physik der Zukunft sollte noch entwickelt werden, und zwar vor allem von Richard Feynman, den wir noch vorstellen werden.
    Es gäbe für Physiker noch viel über weitere Einfälle Diracs zu schreiben, denn mit der Dirac-Gleichung sind wir erst im Jahre 1928 angekommen, und unser Held hat bis 1984 gelebt. Zuletzt verweilte er in Florida, wohin er nach seiner Emeritierung 1969 gelangt war, nachdem er viele Jahrzehnte den berühmtesten Lehrstuhl in Cambridge innehatte. 1933 erhielt Dirac den Nobelpreis für Physik, und damit nennen wir nur eine von vielen Ehrungen, die ihm zuteil wurden. 1937 heiratete er, und zwar die Schwester der Physikers Eugene Wigner, der aus Ungarn stammte und ebenso wie Dirac ein begnadeter Mathematiker war. Mit seiner Frau Margit, die ihm zwei Kinder schenkte, führte Dirac äußerlich insgesamt ein bescheidenes und ruhiges Leben. Wer ihn aber kannte, wusste, dass er »der seltsamste Mensch« war, »the strangest man«, wie Niels Bohr ihn einmal genannt hat. Es gibt einige Anekdoten, die es erlauben, etwas von seinem unheimlichen Charme zu erfassen.
    Als ein Kollege ihn während einer wissenschaftlichen Tagung einmal ansprechen wollte und dachte, mit der Aussage »Es ist aber kalt in diesem Zimmer« den Anfang für ein Gespräch gemacht zu haben, schaute ihn Dirac lange nachdenklich an, um dann zu fragen, »Wie kalt?«.
    Ein anderes Beispiel: Als ein Vortragender sich einmal mit den Vorzeichen verhaspelte und sich mit dem Hinweis entschuldigen wollte, »Hier steht ein Minuszeichen, wo es ein Pluszeichen sein sollte: Da habe ich wohl einen Fehler bei den Vorzeichen gemacht«, antwortete der zuhörende Dirac: »Oder eine ungerade Anzahl von Fehlern.«
    Und während der 1929 gemeinsam mit Heisenberg unternommenen Weltreise, auf der die beiden Shooting Stars der Physik die neue Quantenmechanik erklärten, ging Heisenberg gerne abends zum Tanzen. Dirac fragte, warum er dies mache. Heisenberg antwortete, dass es doch schön sei, mit hübschen Mädchen zu tanzen. Der große Schweiger der Physik dachte mehrere Minuten lang nach, um dann zu fragen: »Aber woher weißt du vorher, dass die Mädchen hübsch sind?«
    Dirac hat es nicht ganz bis zur Goldenen Hochzeit geschafft. Er starb im 47sten Jahr seiner Ehe, und wir möchten mit einer letzten Anekdote aus dem langen Leben mit seiner Frau erzählen, die übrigens auf den späten Umzug nach Florida gedrängt hat, um endlich etwas Abwechslung in ihr Leben zu bringen. Als seine Frau schlecht gelaunt war, fragte sie Dirac: »Was würdest du eigentlich sagen, wenn ich dir einfach davonliefe?« Ihr Gatte schaute auf, dachte nach, ließ sich wie immer Zeit und antworte schließlich: »Auf Wiedersehen, mein Schatz.«

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George Gamow (1904–1968)
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Ein Spaßvogel in schwierigen Zeiten
    Gamow hieß ursprünglich Georgi mit Vornamen. Er stammte aus Odessa am Schwarzen Meer und interessierte sich zuerst für Paläontologie. In diesem Studienfach lernte er – in seinen eigenen Worten –, »wie man eine Katze von einem Dinosaurier durch einen Blick auf die kleinen Zehen unterscheidet«. Doch das hat Gamow nicht weiter gereizt, und so studierte er in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, die Physik des Himmels bei dem Kosmologen Alexander Friedmann. Dieser konnte damals erste Lösungen zu Albert Einsteins Gleichungen für das Weltall bieten und etwas über die Entwicklung des Kosmos sagen. Aber nach dem plötzlichen und unerwarteten Tod des Professors 1925 orientierte sich der junge Gamow erneut um, indem er seine Aufmerksamkeit jetzt von dem ganz Großen ab- und den ganz kleinen Atomen zuwandte. Tatkräftig trug er zu den Erkenntnissen der sich stürmisch entwickelnden Quantenmechanik bei – und zwar so erfolgreich, dass er neben dem unvermeidlichen Einstein der zweite Wissenschaftler wird, dem wir nicht nur auf der kosmischen Hintertreppe begegnen, [3] sondern auch auf den hier begangenen Stufen antreffen, die uns zu den Quantensprüngen führen.
    1928 bekam Gamow die Gelegenheit, seine inzwischen sozialistisch gewordene Heimat zu verlassen und ins Ausland zu reisen. So war es ihm möglich, in Göttingen und

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