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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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seiner Existenz.
    »Lass uns nächstes Mal ein bisschen früher telefonieren«, sagte Kyra und trat den geordneten Rückzug an. Sie zwang sich, langsam zu gehen, auch wenn ihr nach Rennen zu Mute war.
    Es dauerte einige Sekunden, bis hinter ihr das Gebrüll ausbrach. »Du blöde Fotze, dir brech icks Genick. Dir reiß ick die Titten einzeln raus.«
    Die plötzliche Luftbewegung in ihrem Rücken warnte sie, aber zu spät. Freddy Lehmann war bereits mit der geballten Wucht seiner zweihundert Pfunde über sie gekommen. Gemeinsam gingen sie zu Boden.
    Kyra vermochte nicht zu sagen, ob es ihre oder die Knochen des Gegners waren, die beim Aufschlag auf das Kopfsteinpflaster so gekracht hatten. Wahrscheinlich meine, wie viele Knochen hat der Mensch, bitte, lieber Gott, lass mich nicht in die Totschlagstatistik kommen, waren ihre letzten Gedanken, bevor sich der gedankenfähige Teil ihres Hirns verabschiedete. Danach spielten Knochen oder Hoffnungen keine Rolle mehr. Danach ging es einzig darum, sich mit Zähnen und Klauen das fremde Fleisch vom Leib zu halten.
    Angelockt durch das Geschrei hatte sich die Zeitungshorde um den Kampfplatz herum versammelt. Sogar die Kamerakrieger
hatten ihre Zaunposten aufgegeben. Und sei es, dass auch Boulevardreporter nur verkappte Ritter waren, sei es, dass sie einfach verhindern wollten, dass ihr Informant, der gerade erst aus einer sechsmonatigen Knastpause zurückgekehrt war, sich schon wieder hinter Gitter prügelte - sie frönten ihrer Schaulust nur kurz und gingen daran, die Verkeilten zu trennen.
    Die gesamte Journaille war so sehr mit dem Zweikampf am Boden beschäftigt, dass keiner merkte, wie hundert Meter weiter die Bahre mit den sterblichen Überresten Robert Konrads aus dem Haus getragen wurde.
     
    Rechte, dachte Erika Konrad verächtlich, was lesen die mir meine Rechte vor. Meine Pflichten sollten sie mir vorlesen. Sie legte ihre Hände auf den schwarzen Tisch und versuchte zu lächeln. Die Handschellen, die ihr die nervöse Polizistin bei der Festnahme angelegt hatte, waren ihr im Verhörraum wieder abgenommen worden. Niemand schien sie hier für eine Bedrohung zu halten.
    »Nein«, sagte sie, »ich brauche keinen Anwalt. Ich sage Ihnen alles.«
    Kriminalhauptkommissar Heinrich Priesske lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und bleckte sein Zahnfleisch. »Na, dann schießen Sie mal los.«
    »Womit - was - was wollen Sie hören?« Erika Konrad rief sich zur Ordnung. Das ständige Grinsen des Kommissars verunsicherte sie.
    »Erzählen Sie uns doch zum Beispiel mal, wann Sie Ihren Mann umgebracht haben.«
    »Letzte Nacht«, sagte sie mit fester Stimme, »Sonntagnacht.«
    »Hätten Sie da vielleicht noch ne genauere Uhrzeit?«
    Erika Konrad errötete. Ihr Blick floh zu dem zweiten Kommissar, der an der Wand lehnte. Dieser grinste nicht, sondern schaute sie ernst an.

    »Es muss nach Mitternacht gewesen sein«, fuhr sie ruhig fort. »Ich habe schon geschlafen, als mein Mann nach Hause kam, und ich bin um halb zwölf ins Bett gegangen.«
    »Na, damit können wir doch was anfangen.« Der Hauptkommissar betrachtete den Trauerrand, der unter seinem linken Daumennagel saß. »Und weiter.«
    »Ich bin wach geworden, weil ich diese Geräusche aus dem Wohnzimmer gehört habe.«
    »Geräusche?« Er studierte den Dreck, den er unter dem Nagel hervorgeholt hatte, und schnipste ihn zur Seite.
    Erika Konrad atmete tief durch. Sie fixierte das Mikrofon, das vor ihr auf dem Tisch stand. »Immer, wenn mein Mann nachts besoffen heimkam, ist er ins Wohnzimmer gegangen und hat sich diese Filme angesehen. Und immer hat er den Ton so laut gestellt, dass ich oben im Schlafzimmer davon wach werden musste.«
    Der Kommissar legte seine gereinigten Fingerspitzen aneinander und schaute Erika Konrad direkt in die Augen. »Verraten Sie uns auch noch, was für Filme das waren?«
    Sie senkte den Blick. Warum konnte nicht dieser andere Kommissar sie verhören. Er wirkte viel sympathischer als sein Vorgesetzter.
    »Pornos«, sagte sie kaum hörbar.
    »So. Pornos«, wiederholte Heinrich Priesske und dehnte jedes o .
    Ein lange geschürter Zorn explodierte in ihr. Ihre Augen flackerten, als sie dem Kommissar ins Gesicht blickte. »Sie verstehen gar nichts, nicht wahr? Sie finden das alles furchtbar komisch, Sie wollen sich gar nicht vorstellen, was es für eine Frau bedeutet, wenn der Mann, dem sie ihr ganzes verdammtes Leben geopfert hat, jeden zweiten Abend besoffen heimkommt und sich dann diese grässlichen

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