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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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der Tochter jeweils im Zustand fortgeschrittener Fäulnis in der Wohnung aufgefunden. -

    Vom Sohn mit einem Beil erschlagen worden. Sieben Hiebverletzungen im Bereich des Kopfes mit Spaltung des Schädels unter einer längsgestellten Wunde in der Mitte des Scheitels. -
    Subarachnoidalblutung. In seinem Büroraum tot aufgefunden, Hose war geöffnet. Penis hing aus dem Hosenschlitz heraus. Dichte Blutungen zwischen den Hirnhäuten, besonders an der Hirnbasis.«
    Der Professor redete und redete. Und plötzlich, ohne Vorwarnung, waren sie da.
     
    Jenny Mayer zog die Tür hinter sich mit einem Knall zu. Olaf Wössner blickte von seinem Schreibtisch auf.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte die Blonde kühl. »Ich bin einverstanden. Wie sollen wir es machen?«
    Olaf Wössner lehnte sich in seinem Ledersessel zurück. »Wovon redest du?«
    »Du weißt genau, wovon ich rede.«
    »Ich weiß nur, dass du gestern wie eine Verrückte aus meiner Wohnung gerannt bist.«
    »Umso besser.« Jenny Mayer stemmte eine Hand in die Hüfte. »Wenn du nichts mehr mit der Kassette vorhast, dann kannst du sie mir ja gleich zurückgeben.« Sie streckte die rechte Hand aus.
    »Aber, liebe Jenny, nicht so schnell. Ich habe nicht gesagt, dass ich mit der Kassette nichts mehr vorhabe.« Doktor Olaf Wössner lächelte. Perfider, als sein akademisches Gesicht erlaubte.
    »Du verdammter Spanner.«
    Sein Lächeln wurde schmallippig. »Ich könnte das inkriminierende Band zum Beispiel immer noch der Polizei aushändigen.«
    Jenny Mayer stieß sich von der Tür ab und kam hochhackig auf den Schreibtisch zu. »Herrgott noch mal, dann sag mir doch endlich, was du willst!«

    Der Chefredakteur schlug die lederne Korrespondenzmappe auf. »Ich würde vorschlagen, wir vertagen diese Diskussion auf heute Abend. Wie du siehst, bin ich im Moment anderweitig beschäftigt. Komm um acht wieder.«
     
    Die alte Frau war nackt. Vom Hals bis zu den Fußsohlen nackt. Aber das machte nichts. In ihrer wachsgelb zerknitterten Haut, die mit Altersflecken übersät war wie ein Gepardenfell, sah sie angezogener aus als in jedem Nachthemd. Das Schamhaar war ihr bis auf wenige weißdürre Kringel ausgegangen. Und dennoch hatte eine nackte Frau nie weniger schamlos dagelegen. Eine Lampe goss sie in gleißendes Licht. Die alte Frau blickte hinein, ohne zu blinzeln. Sie blinzelte auch nicht, als der Mann mit der Spritze sich über sie beugte und die Nadel in ihr rechtes Auge stach.
    Nike blieb stehen. »Was macht Ihr Kollege da?«
    Professor Dollitzer, der mit Kyra vorausgegangen war, drehte sich um. Er lächelte. »Sie meinen Herrn Doktor Brenner? Er ist gerade dabei, die beiden Glaskörper der Frau abzusaugen, um den Kaliumgehalt zu bestimmen. Zwei bis drei Tage nach Todeseintritt ist es eines der zuverlässigsten Verfahren, um die Todeszeit zu schätzen.«
    Die Kleine nickte stumm.
    Kyra hatte die Ablenkung genutzt, um allein weiter in den gekachelten Saal hineinzugehen. Da war sie also. Dorthin zurückgekehrt, wo sie vor einunddreißig Jahren begonnen hatte. Zu den stahlblitzenden Sektionstischen, auf denen die Toten lagen. Den harten Holzbänkchen, die man ihnen als Nackenstütze untergeschoben hatte. Den Brausen, mit denen die Sektionsgehilfen unablässig die Tische vom Blut reinigten. Den klaffenden Bäuchen mit den gespreizten Rippen, den dicken gelben Fettschichten, die an den Schnittstellen der Haut wie altes Schaumgummi hervorschauten. Den kleinen Suppenkellen, mit denen die Menschen in den weißen Kitteln das Blut aus den offenen
Bäuchen schöpften. Den großen Silbertellern, auf die die Eingeweide aus den Körperhöhlen wanderten.
    - Kind, wie viele Körperhöhlen hat der Mensch?
    - Drei, Mami. Kopfhöhle, Brusthöhle, Bauchhöhle.
    Auf einem Teller lag ein Magen-Darm-Trakt, auf einem anderen ein Herz-Lungen-Bereich. Alles fertig zum Wiegen und Lamellieren. Geduldig ließen die Toten es zu, dass die Ärzte ihnen die Teller mit ihren eigenen Organen auf den Oberschenkeln abstellten.
    Kyra schloss die Augen. Sie lauschte dem Geräusch der Knochensägen. Der leisen, vornehmen Sprache, dem allgegenwärtigen »Könnten Sie bitte noch« - »Würden Sie bitte hier« - »Danke« - »Danke«. Sie atmete tief durch. Nie im Leben würde sie diesen Geruch vergessen können. Nie im Leben beschreiben können. Der einzige Geruch der Welt, gegen den der Mensch sich nicht sperren konnte, der in ihn hineinkroch, egal, ob er sich die Nase zuhielt oder zu atmen aufhörte.
    Wie eine

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