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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Austausche der gewöhnlichen Höflichkeiten – und man darf glauben, daß Bourcart gegenüber der Person, die ihn mit ihrem Besuche beehrte, damit nicht im Rückstande blieb – begann der junge Mann mit den Worten:
    »Ich habe aus dem, was man sich an der Börse sagte, gehört, daß der »Saint Enoch« infolge des schlechten Gesundheitszustandes seines gewohnten Arztes am Auslaufen verhindert sei.
    – Das ist leider richtig, mein Herr… Herr?…
    – Filhiol. Ich bin der Doctor Filhiol, Herr Kapitän, und komme, Ihnen an Stelle des Doctors Sinoquet meine Dienste an Bord Ihres Schiffes anzubieten.«
    Der Kapitän Bourcart erfuhr darauf noch, daß der aus Rouen gebürtige junge Mann einer Familie aus den industriellen Kreisen seiner Vaterstadt angehörte, und daß er den Wunsch hegte, seinen Beruf in der Handelsmarine auszuüben. Jedenfalls würde er sich glücklich schätzen, vor dem etwaigen Eintritt in den Dienst der Transatlantischen Gesellschaft an einer Fahrt zum Walfang theilzunehmen und gerade bei der oft beschwerlichen Schiffahrt auf dem Stillen Ocean seine Tauglichkeit zu erproben. Er könne, sagte er, die besten Empfehlungen vorlegen, und der Kapitän brauche sich über ihn nur bei den und den Großkaufleuten und Rhedern von Havre zu erkundigen.
    Bourcart hatte den jungen Arzt mit seinem offenen, ansprechenden Gesichtsausdruck aufmerksam angesehen. Ohne Zweifel war er von kräftiger Constitution und entschlossenem Charakter. Auf dergleichen verstand er sich, und der da vor ihm stand, mit gut gebauten Gliedern und strotzender Gesundheit, war gewiß nicht der Mann, der sich bei ihm an Bord einen Rheumatismus zuzog.
    »Mein werther Herr, antwortete er also, Sie kommen mir sehr gelegen, was ich nicht verhehlen mag, und wenn meine Erkundigungen – woran ich nicht im mindesten zweifle – für Sie günstig ausfallen, so wäre die Sache so gut wie abgemacht. Sie könnten sich dann schon morgen auf dem »Saint Enoch« häuslich einrichten, und ich denke, Sie würden es nicht zu bereuen haben.
    – Davon bin ich überzeugt, Herr Kapitän, erwiderte der Doctor Filhiol, denn ich gestehe, daß ich, bevor Sie über mich Erkundigungen einziehen konnten, mich schon über Sie erkundigt habe…
    – Ganz klug und weise, erklärte Bourcart. Wie man niemals ohne Schiffszwieback in See gehen soll, so soll man auch seinen Namen nicht in eine Schiffsrolle einzeichnen, ohne zu wissen, mit wem manspäter zu thun bekommt.
    – Das war auch mein Gedankengang, Herr Kapitän.
    – Und das ist ganz recht so, Herr Doctor. Wenn ich Ihre Worte richtig deute, so haben Sie über mich wohl keine ungünstige Auskunft erhalten?
    – O, im Gegentheil, Herr Kapitän, und ich hoffe, daß die Auskunft, die Sie über mich einholen werden, ebenso günstig ausfällt.«
    Kamen sich der Kapitän Bourcart und der junge Arzt an Offenherzigkeit gleich, so hielten sie sich jedenfalls auch bezüglich der Höflichkeit die Wage.
    »Nur noch eine einzige Frage, nahm der Kapitän Bourcart wieder das Wort. Sind Sie, Herr Filhiol, schon zur See gewesen?
    – Nur auf einigen kurzen Fahrten über den Aermelcanal.
    – Und… nicht seekrank gewesen?
    – Nein; ich glaube sogar, ich werde das niemals werden.
    – Ja, sehen Sie, für einen Schiffsarzt ist das nicht ganz unwichtig.
    – Gewiß nicht, Herr Kapitän.
    – Ich darf Ihnen dazu auch nicht verheimlichen, daß die Fahrten zum Walfange anstrengend, wohl auch gefährlich sind. Mühsal und Entbehrungen bleiben einem dabei nicht erspart, kurz, es ist eine harte Schule für das Seemannsleben…
    – Das weiß ich, Herr Kapitän, doch ich fürchte diese harte Schule nicht…
    – Und unsere Fahrten, Doctor Filhiol, sind nicht nur gefährlich, sondern zuweilen auch von sehr langer Dauer. Das hängt von mehr oder weniger günstigen Umständen ab. Wer kann wissen, ob der »Saint Enoch« nicht vielleicht zwei bis drei Jahre braucht, ehe er heimkehrt…
    – Er mag heimkehren, wann das auch ist, Herr Kapitän; das wichtigste bleibt es doch, daß alle, die er jetzt hinausführt, mit ihm wieder zurückkommen.«
    Bourcart mußte sich von der Lebensanschauung des jungen Mannes entschieden befriedigt fühlen, und er würde sich mit dem Doctor Filhiol jedenfalls in allen Punkten verständigen, wenn die über diesen einzuziehenden Erkundigungen es zuließen, mit ihm einen Vertrag einzugehen.
    »Mein Herr Doctor, sagte er zu ihm, ich glaube, ich habe mich nur zu beglückwünschen, mit Ihnen in Beziehung getreten zu sein,

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