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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Anschließend gründet er auf eigene Rechnung den Orden von Thelema.
    1905       Papus prophezeit dem Zaren in St. Petersburg die Oktoberrevolution.
    1907       Aus dem Golden Dawn geht die Stella Matutina hervor, der Yeats sich anschließt.
    1909       Spencer Lewis »erweckt« in Amerika den Anticus Mysticus Ordo Rosae Crucis; 1916 demonstriert er in einem Hotel mit Erfolg die Umwandlung eines Stückes Zink in Gold. Max Heindel gründet die Rosicrucian Fellowship. Mit ungesicherten Gründungsdaten folgen das Lectorium Rosicrucianum, die Frères Aînés de la Rose-Croix, die Fraternitas Hermetica und der Templum Rosae-Crucis.
    1912       Annie Besant, Schülerin der Blavatsky, gründet in London den Orden vom Tempel des Rosenkreuzes.
    1918       In Deutschland entsteht die Thule-Gesellschaft.
    1936       In Frankreich Gründung des Grand Prieuré des Gaules. Enrico Contardi di Rhodio spricht in den Cahiers de la fraternité polaire von einem Besuch, den ihm der Graf von Saint-Germain gemacht habe.
     
    »Was bedeutet das alles?« fragte Diotallevi
    »Fragen Sie das nicht mich. Sie wollten Daten und Fakten. Hier sind sie. Mehr weiß ich nicht.«
    »Wir werden Agliè fragen müssen. Ich möchte wetten, dass nicht einmal er alle diese Organisationen kennt.«
    »Na hören Sie, das ist doch sein täglich Brot. Aber wir könnten ihn ja mal auf die Probe stellen. Fügen wir doch eine nichtexistierende Sekte hinzu. Eine kürzlich gegründete.«
    Mir fiel die seltsame Frage von De Angelis ein, die er mir am Ende unseres letzten Gesprächs gestellt hatte: Ob ich schon einmal von einer Gruppe namens Tres gehört hätte. Und so sagte ich: »Tres.«
    »Was ist das?« fragte Belbo.
    »Wenn es ein Akrostichon ist, muss sich darunter ein Text verbergen«, meinte Diotallevi. »Sonst hätten meine Rabbiner nicht das Notarikon praktizieren können. Schauen wir mal ... Templi Resurgentes Equites Synarchici. Wie klingt das?«
    Der Name gefiel uns, und so setzten wir ihn ans Ende der Liste.
    »Nach all diesen Geheimbünden war es gar nicht so leicht, noch einen weiteren zu erfinden«, sagte Diotallevi in einem Anfall von Eitelkeit.

 
    76
     
    Wollte man den dominanten Charakter der
    französischen Freimaurerei des 18. Jahrhunderts mit
    einem Wort definieren, so würde nur ein einziges
    passen: Dilettantismus.
     
    René Le Forestier, La Franc-Maçonnerie Templière et Occultiste
    aux XVIIIe et XIXe siècle , Paris, Aubier, 1970, 2
     
    Am nächsten Abend luden wir Agliè zu Pilade ein. Obwohl die neuen Kunden der Bar zu Jackett und Schlips zurückgekehrt waren, die Anwesenheit unseres Gastes, mit seinem dunkelblauen Nadelstreifenanzug und seinem schneeweißen Hemd, die Krawatte mit einer goldenen Nadel festgesteckt, erregte doch einiges Aufsehen. Zum Glück war es bei Pilade um sechs Uhr abends noch ziemlich leer.
    Agliè verwirrte Pilade mit der Bestellung eines französischen Marken-Cognacs. Natürlich gab es ihn, aber er thronte hoch oben auf dem Bord hinter dem Zinktresen, ungeöffnet, vielleicht seit Jahren.
    Während er sprach, betrachtete Agliè das Getränk in seinem Glas gegen das Licht, um es dann mit den Händen zu wärmen, wobei er aus seinen Ärmeln goldene Manschettenknöpfe in vage ägyptischem Stil aufblitzen ließ.
    Wir zeigten ihm unsere Liste und sagten, wir hätten sie aus den Manuskripten der Diaboliker zusammengestellt.
    »Dass die Templer mit den traditionellen Dombauhütten zusammenhingen«, begann er, »das heißt mit den Logen der Steinmetzen, die sich auf den Bau des Salomonischen Tempels zurückführten, ist sicher. So sicher, wie dass sich diese Logenbrüder auf Hiram beriefen, den Architekten des Tempels, der einem mysteriösen Mord zum Opfer gefallen war, weshalb sie ihn zu rächen gelobten. Nach der Verfolgung durch Philipp den Schönen sind gewiss viele Tempelritter in jene Bauhandwerkerbünde geströmt, um den Mythos der Rache für Hiram mit dem der Rache für Jacques de Molay zu verschmelzen. Zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts gab es in London noch echte Bauhütten, sogenannte operative oder Werklogen, doch allmählich kamen, angelockt von ihren traditionellen Riten, immer mehr gelangweilte, wenngleich hochgeachtete Aristokraten hinzu, und so verwandelte sich die operative oder Werkmaurerei, die eine Angelegenheit echter Maurer gewesen war, in die spekulative Maurerei, die eine Geschichte symbolischer Maurer wurde. Angeregt vom ersten Großmeister der

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